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Sevilla: Wo Jacinto mit Mülleimern Geschäfte macht

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Story by

Chiara Dazi

Translation by:

Default profile picture Birke Gerold

GesellschaftPolitik

Alles begann an einem Vormittag wie jedem anderen in einer Bar, wo ihn die Arbeitslosigkeit zum Nichtstun zwang. Die Bewohner des historischen Zentrums von Sevilla beklagten sich über die Regionalverordnung zum historischen Stadterbe, die neue Abfalleimer vorschrieb, die nachts raus und morgens zurück in den Hof zu stellen waren. Wer würde sich bitteschön darum kümmern, die Eimer nach Sonnenauf- und -untergang jeweils umzustellen? Jacinto schlug sich selbst vor und sprang so als improvisierter Unternehmer ein; heute wird sein Geschäft allseits beneidet. Diese Fotogallerie zeigt Jacinto bei der Arbeit in den verschlungenen und lebendigen Straßen Sevillas, beobachtet von der italienischen Fotografin Chiara Dazi.

Diese Fotogalerie ist Teil unserer Reportagereihe Green Europe on the Ground 2010/2011.

Zwischen 20 und 22 Uhr stellt der Sevillaner die Mülleimer raus!

Während der Durchschnitts-Sevillaner auf dem Platz im Schatten der duftenden Orangenbäume Tapas genießt, beendet Jacinto seine abendliche Tour. Er hat die Mülleimer raus auf die Straßen gestellt, wo sie darauf warten, von den Müllwägen auf ihrer nächtlichen Fahrt zwischen 23 und sechs Uhr geleert zu werden.

Foto: ©Chiara Dazi

 Santa Cruz

Jacintos Arbeit verteilt sich über das gesamte historische Zentrum Sevillas. Er hat auch Kunden im Santa Cruz-Viertel, wo die Vitrinen unzählige Reliquien zur Schau stellen, sich die Mitglieder der religiösen Bruderschaft Hermandad versammeln und sich die Gläubigen nach der Messe vor der Kirche unterhalten; es dauert nicht mehr lange bis zur Karwoche.

Foto: © Chiara Dazi

7 Tage die Woche

In der Abfallindustrie gibt es keine Ferien – nicht einmal für Jacinto, der von Montag bis Sonntag morgens um fünf Uhr aufsteht, um sich um sechs Uhr auf seine Mülltour zu begeben. Abends beginnt das ganze von 20 bis 23 Uhr noch einmal von Neuem. Kleine Pause um neun Uhr am Tresen der Bar in seinem Viertel für den ersten Kaffee des Tages, in Gesellschaft seines Stiefbruders und eines Bekannten, den er auf der Straße getroffen hat.

Foto: © Chiara Dazi

Auf ein Bierchen

Am Nachmittag trifft Jacinto Freunde auf ein Glas caña, ein kleines Bier für zwischendurch, um etwas Zeit in Gesellschaft zu verbringen. Das Foto zeigt ihn mit seinem Freund und Gefährten, einem Banderillero (Gehilfe des Matadors), den er in seiner Zeit als Torero-Gehilfe kennengelernt hat.

Foto: ©Chiara Dazi

Recycling

Jacinto denkt derzeit darüber nach, sein Geschäft durch das Angebot neuer Dienstleistungen zu vergrößern. Er würde gerne spezielle Abfallbehälter für Papier und Glas zur Verfügung stellen, die er kostenlos einsammelt, um dieses Material dann an Recycling-Unternehmen weiterzuverkaufen. Die städtische Firma für ihren Teil kümmert sich nicht ums Recycling.

Foto: ©Chiara Dazi

Umweltbewusstsein stärken

Das Unternehmen der städtischen Müllsammlung organisiert für Schulen geführte Besuche der Mülltrennungszentren und Rundgänge zur „Umweltausbildung“. Jacinto zufolge muss man versuchen, das Umweltbewusstsein der Jüngsten zu wecken.

Foto: ©Chiara Dazi

Sevillaner shoppen, Jacinto sammelt

Um 20 Uhr, wenn die Sevillaner in den Straßen der Innenstadt shoppen gehen, beginnt Jacinto erneut mit seiner Arbeit. Er hat in den Wohnhäusern auch mehrere 'individuelle' Kunden, deren Abfallsäcke er jeden Abend direkt abholt.

Foto: ©Chiara Dazi

„Sevilla im Kubik“

Jacinto vergnügt sich damit, immer neue Ideen für seine Werbung zu finden, wie diese Mini-Container für Bleistifte. Das Logo, das von seinem Bruder entworfen wurde, zeigt die Mülleimer in drei verschiedenen Farben und beinhaltet in Anlehnung an die Mathematik die Worte „Sevilla im Kubik“.

Foto: ©Chiara Dazi

Der Schlüssel zum Müll

Sind die Miteigentümer eines Wohnhauses damit einverstanden, dass sich Jacinto um ihre Abfallcontainer kümmert, übergeben ihm die Hausverwalter die Türschlüssel? Hat Jacinto erst einmal ein Schlüsselpaket in der Westentasche, kennt er sie von nun an alle. Auf dem Foto: ein Bild des Minaretts La Giralda im Eingangsbereich eines Wohnhauses in der Innenstadt.

Foto: ©Chiara Dazi

Geschäftsmann

50 Euro pro Monat verdient Jacinto für einen Abfallcontainer pro Wohnhaus, 70 Euro für zwei Container. Für ein paar Cent pro Tag und Appartement befreit er die Bewohner so von einer täglichen Pflicht.

Foto: ©Chiara Dazi

San Lorenzo

Jacinto wohnt mit seiner Mutter im historischen Zentrum Sevillas, in einem Gässchen im San Lorenzo-Viertel. Das Haus lebt mit der Anwesenheit des Sohns sowie oft auch der der Neffen auf. Auf dem Bild: Jacinto kommt um 22.30 Uhr nach seiner abendlichen Fahrradtour zum Abendessen nach Hause.

Foto: ©Chiara Dazi

Vorbereitungen für die Karwoche

Nächtliches Training der Costaleros, der Träger des Heiligenbildes der Karwoche-Prozession. Sie üben sich darin, die Bilder durch die Straßen des Stadtzentrums zu tragen.

Foto: © Chiara Dazi

Stierkampf

Stiere sind neben der Religion eine der Säulen der sevillanischen Gesellschaft. Auch Jacinto ist vom Stierkampf begeistert.

Foto: ©Chiara Dazi

Siviglia e il futuro

Jacintos Weg durch das Zentrum führt ihn auch an der neuen architektonischen Attraktion Sevillas vorbei, die setas („Champignons“) genannt wird und für ihren exorbitanten Preis stark kritisiert wird. Während die Sonne langsam untergeht, beendet Jacinto seinen morgendlichen Spaziergang. Eine weitere getoastete Brotscheibe und schon geht's auf in einen neuen Tag.

Foto: ©Chiara Dazi

Story by

Translated from Siviglia al cubo: Jacinto fa affari coi bidoni!