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Schriftstellerkonferenz: Handshake und Häppchen für Europa

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Lea Sauer

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Eurokrise, Flüchtlingswelle, Klimakatastrophe. Kann man mit Literatur dagegen anschreiben? In Berlin wurde auf der Europäischen Schriftstellerkonferenz genau darüber diskutiert. 

Am 9. und 10. Mai wurde in der Berliner Akademie der Künste auf der diesjährigen Europäischen Schriftstellerkonferenz darüber diskutiert, welche Rolle die europäische Literatur in Zeiten der Krise spielen kann. Die Ziele, so wird schnell deutlich, sind ambitioniert: Den Minderheiten Sprache verleihen, Zensur mit Mut und dem Schreiben überwinden, Grenzen überwinden. Hört sich für euch ziemlich abtrakt, sogar etwas lame an? Tja, war es leider auch ein bisschen. 

Mich interessiert das Thema persönlich, ich schreibe selbst, die Frage, wie politisch das eigene Schreiben sein muss oder sein darf beschäftigt mich und meine Kommilitonen am Deutschen Literaturinstitut eigentlich permanent. Deswegen war ich extrem gespannt auf die verschiedenen Panels, die mit großen Namen wie "Was können europäische Werte noch sein?" über "Wenn Sprache zurückgelassen wird" bis hin zum Motto der Veranstaltung "GrenzenNiederSchreiben" lockten. 

Gute Idee, das alles. Wichtige Arbeit, das Ganze. Interessante Veranstaltung, diese Konferenz. Es gibt nur ein Manko: Die Europäische Schriftstellerkonferenz trägt zwar das Gewand eines super demokratischen, internationalen, ach so offenen Austauschortes, ist im Grunde allerdings, naja, ziemlich elitär. Bei genauem Hinsehen zeigt sich nämlich, wie homogen die eingeladenen Gäste, abgesehen von ihrer Herkunft, sind. Alle linksliberal, alle anerkannte Intellektuelle und alle mindestens Mitte 30. Die alteingesessene Elite der europäischen Literaturszene trifft sich, in der Mittagspause gibt's Handshakes und Häppchen. Für die geladenen Gäste. Zum Schluss beklatscht man sich selbst. Ein wenig, nicht zu doll, wir sind ja nicht eitel. Für Kontroversen ist da einfach kein Platz. Tja.

Vielleicht wollten die Veranstalter rund um die Initiativgruppe auch einfach zu viel. Die Panels mit den großartigen Namen (siehe oben) dümpeln mehr oder weniger im angenehmen Konsens dahin. Für mehr Menschlichkeit. Wow, mal was Neues! Für mehr Empathie. Hey, Überraschung! Konkrete Lösungen? Nope.

Am bewegendsten sind dabei die persönlichen Geschichten der einzelnen Autoren, die teilweise in ihren Ländern unter schwersten Bedingungen schreiben und publizieren. Wie beispielsweise die kroatische Schriftstellerin Ivana Saijko, die eindrucksvoll schildert, wie die gesamte Kulturszene in Kroatien von den öffentlichen Medien zunehmend als "Schmarotzer des Staates" geächtet wird und Autoren sogar auf der Straße angegriffen werden. 

Die interessantesten Fragen kommen dabei aus dem Publikum. Als Randnotizen. Oft auch von jungen Leuten. Wie zum Beispiel von Necati Öziri, der zurzeit am Maxim Gorki Theater in Berlin arbeitet. Seine berechtigte Frage: Wie kann man bei dem ganzen Scheitern von Europa eigentlich noch an die Demokratie glauben? Die Antwort bleibt schwammig und lautet irgendwas mit "Demokratie als Überzeugung". Oder so. 

Zugegeben, wahrscheinlich wollte auch ich zu viel. Nämlich mal endlich ein paar konkrete Antworten auf meine Fragen. Also auf die Fragen, die ich mir selbst stelle. Zum Beispiel: Wie kann man denn jetzt schreiben, in Zeiten der Dauerkrisen? Wie kann ich denn mit meinen Texten jetzt was bewirken? Vielleicht gar nicht, lautet die Antwort. Vielleicht ist die Antwort auch nicht wichtig, wäre gar gefährlich, vielleicht muss man das Ganze einfach bescheidener angehen. "Die Macht liegt in den Texten, nicht beim Autor", sagte der belgische Autor Peter Terrin auf der Konferenz. Und vielleicht reicht das ja auch schon, die Macht des Wortes. Vielleicht ist es ja schon genug, immer wieder das zu wiederholen, was gesagt werden muss. Einfach immer wieder diskutieren. Ein Satz blieb nämlich kleben. Und zwar einer von der Französin Shumona Sinha: "Europa ist eine Idee, die nie fertig ist!" 

Vielleicht dürfen dann bald ja auch mal Leute mitdiskutieren, die frischen Wind in die ganze Sache bringen würden. Leute, die nicht zu den "Großen" gehören. Autoren unter 35. Oder Blogger. Oder sogar Leute, die nicht linksliberal sind. Das wäre für mich wirklich Grenzen überwinden. Und mal was Neues. 

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