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„Schlecht erzogene Menschen sind das Schlimmste“

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Lisa Crinon

Berlin

Das 33. Torino Film Festival ist nicht nur eine Gelegenheit, unzählige neue und alte Filmen zu entdecken – sondern auch eine, um ein bisschen mehr über seine Besucher zu lernen. Dafür bieten sich die diversen Schlangen vor den Vorführungen hervorragend an. Im Rahmen unseres Festivalbesuchs begegnen uns die verschiedensten Menschen, von denen wir hier nur allzu gern berichten.

Sie sitzt hinter ihrem Tresen und lächelt. Concita ist in diesen turbulenten Festivalzeiten die erste Ansprechpartnerin für Besucher des Kino Lux. Adrett gekleidet, gepflegt und etwas mehr geschminkt, so wie es bei Frauen eines bestimmten Alters manchmal üblich wird: Die Empfangsdame des Lux wirkt wie ein fester Bestandteil des 33. Torino Film Festivals. Sie hat uns schon mehrmals begrüßt und uns informiert: über den Weg, freie Plätzen oder die Wahrscheinlichkeit, fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn noch einen Platz zu ergattern. Nicht immer mit hundertprozentiger Genauigkeit, dafür aber mit einer zuverlässig-angenehmen Art. Nun nutzen wir einen Augenblick, in dem die Dame etwas weniger zu tun und zu lächeln hat, und bitten sie um ein kurzes Gespräch.

Willkommener Kontrast

Sie gehört eigentlich nicht zum Kinopersonal, sondern zu einer externen Agentur, die Hostessen für Konferenzen, Kongresse und andere Veranstaltungen, die in keinem größeren Kontrast zum bunten Festival stehen könnten, anbietet. Für sie stellt das TFF eine entsprechende erfreuliche Abwechslung dar. A propos Abwechslung: Concita hat jetzt genug vom Englischen, wechselt ins Italienischen und lächelt mich dabei fröhlich weiter an.  

Transnationale Wahrheiten  

„Mit den Leuten reden, in Kontakt treten, das ist es, was mir an der Arbeit bei dem Filmfestival am meisten gefällt“, fährt sie fort. Eine humorvolle und entspannte Atmosphäre ist der Grund, warum Concita immer wieder gern beim TFF eingesetzt wird und sich dort von ihren anderen Veranstaltungen erholen kann. Doch trotz der lockeren Stimmung kann es durchaus zu Reibungen kommen. „Schlecht erzogenen Menschen sind das Schlimmste“ stellt sie fest. Doch die gäbe es ja bekanntlich überall, so Concita. Und sie muss es ja wissen: In der Schweiz geboren, dann mit ihrer Familie nach Apulien zurückgezogen. Auf der Suche nach einer besseren Arbeit ist Concita mit ihren zwei Kindern nach Turin gezogen. Sie rennt ihrem Glück hinterher, Lächeln im Gesicht und gute Laune im Gepäck.

Seit vier Jahren begleitet sie die Festivalbesucher von ihrem Tresen aus und stößt dabei vor allem auf Turiner. Obwohl sie selbst seit fünf Jahren in Turin wohnt, ist sie privat nie auf dem Festival gewesen – auch jetzt nicht, wo sie für das TFF arbeitet. „Ich schaffe es gar nicht“, beteuert Concita und berichtet von Morgen- und Abendschichten von jeweils 8:30 bis 15:30 Uhr, und 15:30 bis 21 Uhr. Danach soll sich das Kinopersonal um die Gäste kümmern.   

Für Liebhaber  

Für sie ist das Festival eher eines für Liebhaber, denn das Programm sei eben auf ein „spezifisches Publikum ausgerichtet“. Ob schon viele Berühmtheiten vor ihrem Tresen aufgetaucht seien, könne sie gar nicht genau sagen. „Vielleicht. Ich erkenne die aber nicht!“, bekennt Concita in erfrischender Ehrlichkeit.

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