Schlamassel
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Denn wie man sich bettet, so liegt man, heißt es lakonisch in der Dreigroschenoper. Und darum erwartet einen kein Himmelbett, wenn man dans de beaux draps (wörtlich: "in schönen Laken") landet. Wer einst aufgrund seines allzu freizügigen Privatlebens nur "en beaux draps blancs" ("in schöner weißer Wäsche") zur Messe zugelassen war, befand sich vielmehr in einer ziemlich unbequemen Lage: Diese vermeintlich 'weiße Weste' sollte die dunklen Seiten seines Lebenswandels sichtbar machen.
Heute noch steckt man dans de beaux draps "richtig im Schlamassel" (von dt. schlimm und jidd. masol 'Stern, Gestirn'). Das klingt dagegen gleich nach einer recht schmutzigen Angelegenheit, meint aber nur den misslichen Umstand, wenn das Leben gerade unter einem weniger "guten Stern" steht.
Wer so irregeleitet wird, dem kann es allerdings passieren, dass er sich plötzlich caught in a quagmire ("im Morast feststeckend") wiederfindet. Auch im niederländischen Sprachraum hat man Leute in het moeras zitten ("im Sumpf festsitzen") sehen.
Überhaupt stellen dickflüssige Substanzen eine gewisse Gefahr dar - nicht nur für weiße Westen. Während der Deutsche, wenn er Pech hat, in der Tinte sitzt, mag man es in Frankreich etwas appetitlicher: Der Bemitleidenswerte sitzt hier dans la panade ("in der Suppe") oder wahlweise auch dans la purée. In England stehen ebenfalls the soup (to be in the soup) und zum Nachtisch a jam (to be in a jam, "in der Marmelade sitzen") bereit. Italien bietet sogar feine Pasteten an: Wer nei pasticci geraten ist, für den ist auch il casino nicht weit (essere in un casino, wörtlich: sich "im Chaos" oder "im Puff" befinden).
Sollte es dort, bei aller Freizügigkeit, doch eng werden, mag man wieder in die Klemme geraten sein. Diese Erfahrung hat auch der Pole schon gemacht, den es von beiden Seiten drückt: by w tarapatach (tarapatach 'die Klemmen').
Unter solchen Umständen landet man schnell mal in der Patsche und die macht die weiße Weste dann richtig dreckig: "straszenkot", klärt das Grimmsche Wörterbuch auf, sei hier, wie alles, was beim Hineinfallen 'patscht', besonders geeignet. Das kennt auch der Engländer, der selbst das eine oder andere Mal in a mess ("in die Scheiße") geraten sein mag. Dazu muss man im Übrigen kein Tollpatsch sein, der als ungarischer Tolpaz über seine großen Füße stolpert: Aber als man die ungarischen Soldaten im 17. Jahrhundert ihrer breiten Sohlen wegen so rief, mag sich der eine oder andere schon bloßgestellt vorgekommen sein.