Rinks und Lechts
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annette liebsteinGibt es heute überhaupt noch Unterschiede zwischen links und rechts? Es sind politisch verwirrte Zeiten – da können die Europäer nur noch mit Ironie reagieren. Die Polen, skeptisch wie kein zweites Volk, erinnern durch einen alten Zweizeiler daran, wie im Mai 1792 die Adligen von Targowyza durch einen Hilferuf an die russische Kaiserin Katharina die polnische Adelsrepublik verrieten: Prawica, Lewica, wszystko Targowica, „Ob rechts, ob links, es endet mit Verrat“.
Die linken Spanier dagegen triezen die, die sich für Rechte halten und schocken dabei mit typisch iberischen Rachegelüsten: ¡Aunque seáis de derechas, tenéis la sangre roja y el corazón a la izquierda! – „Auch wenn ihr Rechte seid, so habt ihr doch rotes Blut und das Herz auf dem linken Fleck!“ Die Franzosen, eisig-pragmatisch, haben das Herz auf der linken, aber die Brieftasche auf der rechten Seite: avoir le cœur à gauche et le portefeuille à droite“.
Doch nur die Deutschen bringen es mit Finesse auf den Punkt: „Links ist da, wo der Daumen rechts ist“.
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