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Rapper Musta Barbaari: Finnlands 'schwarzer Barbar'

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Story by

Lukas Rapp

KulturEU-TOPIA ON THE GROUND

Einer der ersten schwarzen Gangsta-Rapper Finnlands heißt James Nikander a.k.a. Musta Barbaari (Schwarzer Barbar). Ende August erschien sein neuer Song und mischte die finnische Gesellschaft ordentlich auf.

Schwarz, 23 Jahre alt und Rapper. Sieht auf den ersten Blick typisch für die Rap-Szene aus. Doch James Nikander ist Finne, zumindest ist er in Finnland geboren und rappt als einer der ersten schwarzen Rapper auf Finnisch über Stereotype. Musta Barbaaris erster und bisher einziger Song „Salil eka, salil vika“ (Erster im Kraftraum, Letzter im Kraftraum) erschien Ende August 2013 und stellte das Land mit seinem Text auf den Kopf:

„Mä käyn sossus enkä puurra hies mul on jo vaikein duuni suomes, mä oon musta mies.“ 

Ich gehe zum Arbeitsamt, reiße mir nicht den Arsch auf Arbeit auf, da ich eh schon den härtesten Job in Finnland habe. Ich bin ein schwarzer Mann.“

„Naja, ich bin nicht wirklich Finne in Finnland, aber wenn ich in Tansania bin und Menschen fragen mich, woher ich bin, antworte ich mit Finnland“, so Nikander. Rap in der Landessprache ist in Frankreich und Deutschland schon längst etabliert, scheint in Finnland aber noch Neuland zu sein.

James wuchs in Vuosaari, einem Stadtteil im Osten von Helsinki, auf. Sein Vater ist Finne und seine Mutter Tansanierin. Der Vater verließ die Familie, als James noch sehr jung war, und seine Mutter zog ihn alleine groß. Er betont das Wort “erziehen“. „Sie hat mich sehr streng erzogen – und wenn ich das sage, meine ich es auch so.“ Heute hat sich sein ehemaliges Wohngebiet etwas verändert. Aber das Haus ist immer noch da, auch wenn es leer steht. „Es war nicht die härteste Gegend, um groß zu werden“, bemerkt James und zeigt mit dem Finger in Richtung seines ehemaligen Zimmers. „Wenn Anwohner und Nachbarn mich auf Finnisch ansprachen und ich in fließendem Finnisch antwortete, waren sie sehr verwirrt, weil sie es nicht erwarteten. Ich sagte ihnen, dass mein Vater Finne sei und sie antworteten nur: „Also bist du einer von uns.“

James ging auf die örtliche Grundschule. In seiner Kindheit sei es noch üblich gewesen, „Ausländer“ von Finnen zu trennen. James wurde in Finnland geboren und spicht genauso fließend und akzentfrei Finnisch wie seine weißen Mitschüler. „Meine Mutter bestand darauf, dass mein Bruder und ich in dieselbe Klasse wie die anderen Kinder gingen.“ Die Schule war für James wichtig und auch interessant. Er war ein vollwertiges Mitglied der Klasse und jeder behandelte ihn gut. Nur in den Pausen kamen die Klischees zum Vorschein, die Schwarzen trafen sich mit den Schwarzen und die Weißen mit den Weißen.  

„Die Verbindung war Fußball“, sagt James. „So kam ich mit anderen Mitschülern in Kontakt. Es gibt nichts zu reden, es gibt nur den Sport. Wir spielten auch im Winter, den ganzen Tag, jeden Tag.“ James spielte über 12 Jahre in verschiedenen Vereinen als Stürmer. Nach einer schweren Verletzung, konnte er nicht weiter im Verein spielen. „Danach ging ich in den Kraftraum, um mich fit zu halten.“ 

„Seit 2008 gehe ich nun zum Pumpen. Es fühlt sich wie ein zweites Zuhause an.“ James treibt seit seiner Kindheit Sport und kann sich eine Woche, sogar einige Tage ohne Fitness nicht mehr vorstellen. Eine der Botschaften, die er seinen Zuhörern und Anhängern mit seiner Musik vermitteln will, ist, sich fit zu halten und Sport zu machen. James ist gerade einmal 23 Jahre alt. Dennoch setzt er sich für junge Menschen ein und will ein Vorbild sein.  

Innerhalb von drei Wochen erreicht sein Song nahezu 800.000 Klicks, was bei einer Bevölkerung von 5.4 Millionen in Finnland über 15 Prozent ausmacht. James hat noch kein Album veröffentlich, nur diesen einen Song. Mit diesem Lied und einer improvisierten Show ist er nahezu ausgebucht und kann sogar seinen Lebensunterhalt verdienen. „Diesen Erfolg habe ich bei Weitem nicht erwartet, innerhalb von zwei Wochen hat mich jede große Zeitung und jeder Fernsehsender aus Finnland zu einem Interview eingeladen.“

“Die Zukunft? Kann ich nicht sagen, ich werde mehr Musik machen und über mein Leben erzählen. Wie ich bin und wie es war.“ James ist sich sicher, dass sich die finnische Gesellschaft in den nächsten Jahren wandeln wird. Menschen werden offener und toleranter. „Amsterdam ist für mich ein Vorbild in Sachen Integration und Offenheit, und wir sprechen nicht von Drogen. Finnland könnte genau so offen und tolerant sein.“  

Dieser Artikel ist Teil der Reportagereihe EUtopia on the ground, die jeden Monat die Frage nach der Zukunft Europas aufwerfen soll. Dieses cafébabel Projekt wird von der Europäischen Kommission im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem französischen Außenministerium, der Fondation Hippocrène sowie der Charles Léopold Mayer-Stiftung unterstützt.

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