Pariser "Locavores": Ein Korb Gemüse um jeden Preis?
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Nicole MatatkoManchmal müssen die Pariser mehr als ein Jahr warten, um einer Vereinigung beitreten zu können, die ihnen ein Mal pro Woche einen Korb voll lokal angebautem Gemüse der Saison liefert. Man will zum Boden zurück und zum guten Geschmack und hat außerdem die Möglichkeit, die Erzeuger bei der biologischen Landwirtschaft zu unterstützen.
Auf dem kleinen Bio-Markt im Pariser Marais versuchen die Verkäufer ihre potentiellen Kunden anzulocken und geben ihnen Kostproben ihrer Lebensmittel. Es ist unglaublich, was man alles mit biologischer Landwirtschaft herstellen kann: Kosmetika, Tücher und Ketten, Kinderkleidung - und natürlich auch Lebensmittel: von Schokolade über Kaviar bis hin zu Lachs. Bei Lachs und Kaviar, erklärt uns die freundliche Dame in der schwarzgetupften Bluse, bestimmt die Art der Fischzucht, ob der Fisch „bio“ ist oder nicht: Zuerst einmal werden die Fische sorgfältig ausgewählt. Das Wasser, in dem sie herumschwimmen, muss absolut rein sein und ihr Futter ist handverlesen und die Farbstoffe sind ganz natürlich. „Ich mache diese Arbeit seit 15 Jahren und in den letzten Jahren werden es immer mehr Kunden“, bestätigt sie.
Bio oder nicht - in Paris versucht man „lokal“ zu essen. Je weniger Umweltschäden Erzeugung und Transport verursachen, desto besser. Vegetarismus und Veganismus sind verbreitete Trends, aber auch „Rohkostesser“ und der so genannte „Vegesexualismus“ (Sex nur mit anderen Vegetariern), die sich zurzeit noch auf eine Handvoll von Puristen beschränken, existieren. Um sich selbst Gutes zu tun, ohne der Umwelt zu schaden, reicht es, lokal angebaute oder erzeugte Lebensmittel zu verzehren.
In Paris erlebt dieses Phänomen einen immer größeren Erfolg. 2007 wurde der Begriff „locavore“ in das New Oxford American Dictionary aufgenommen, welcher Personen beschreibt, die nur Lebensmittel konsumieren, die in einem Umkreis von 160 Kilometern angebaut werden. Vorbei mit den Kiwis aus Neuseeland und den Ananas aus der Karibik! In Paris gibt es mehrere Möglichkeiten, seinen Korb mit lokalem Gemüse zu erstehen, bio oder nicht, von Konsumentenvereinigungen (zum Besipiel Amap, Vereinigung zur Unterstützung der bäuerlichen Landwirtschaft) bis hin zu Unternehmen (Toutprimeurs.com, eine Seite, die den Kontakt zwischen Konsumenten und Erzeugern übers Internet herstellt).
Alles bio oder nicht?
„Leider funktioniert das manchmal nicht so gut“, sagt Sarah, eine junge Pariserin, die sich für Gemüse anstellt. Sie versucht seit acht Monaten, sich nur von lokalem Obst und Gemüse zu ernähren. „Es ist schwierig, alles aus lokaler Erzeugung zu finden. Man muss ein Erzeugungsgebiet festlegen und sich daran halten. Und dabei auf Produkte verzichten, die man früher das ganze Jahr über gegessen hat“, gesteht sie ein wenig beschämt. „Es ist besser, wenn das Geld, das in der Region ausgegeben wird, wieder in die Region investiert wird“, erklärt eine Frau mittleren Alters, während sie Zwiebeln in ihren Korb packt.
„Außerdem schützt man so auch die Umwelt. Wenn man eher Äpfel aus der Region Ile de France [Anm. d. Übers.: Region um Paris] kauft, anstatt Äpfel aus Argentinien reduziert man die CO2-Emissionen. Außerdem hat es den Vorteil, dass lokale Produkte vitaminreicher sind und einfach besser schmecken. Der Zeitraum, der zwischen Ernte und Verzehr vergeht, ist viel kürzer. Ganz zu schweigen davon, dass sie auch weniger Konservierungsmittel enthalten.“
Und dann gibt es noch die biologische Landwirtschaft. Für die Erzeuger und Verkäufer des Bio-Marktes auf dem Boulevard Raspail, gilt die lokale Herkunft nicht als einziges Argument. Das Gemüse muss außerdem nach der Methode der Felderwirtschaft angebaut und mit der Hand geerntet werden und darf nicht künstlich gedüngt worden sein. Doch der Konsum der reinen Bio-Produkte hat eine Größenbeschränkung: den Geldbeutel. Bio ist teurer, und das aus einem einfachen Grund: Auf biologische Art kann man 14 Kilogramm Tomaten pro Quadratmeter erzeugen, während man mit den Methoden der „traditionellen“ Landwirtschaft auf 30 kg/m2 kommt. Eine weitere Einschränkung besteht darin, dass nur entwickelte und warme Länder es sich erlauben können, viele verschiedene Pflanzen anzubauen und alle Samen gedeihen zu lassen. Das bedeutet, dass man in einigen Ländern einfach auf bestimmte Lebensmittel verzichten muss, wenn man lange Transportwege vermeiden will. Eine weitere Gewissensfrage für Sarah: „Ich weiß noch nicht, ob ich mir Mandarinen erlauben soll, mein Lieblingsobst ...“
Unser Dank geht an Jane Mery und Johara Boukabous für ihre Hilfe.
Translated from Myślisz globalnie, ale czy jesz lokalnie?