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Papst Benedikt XVI - Zurück ins Mittelalter?

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Gesellschaft

Es liegt nicht nur an dem Brief, den Papst Benedikt XVI im November 2008 an die italienische Zeitung Corriera della Sera schrieb. Dem Brief, in dem er behauptete, dass eine interreligiöse Debatte im strengsten Sinne des Wortes nicht möglich sei. Nein, er wird auch von vielen Parteien als „konservativer“, wenn nicht sogar „reaktionärer“ Papst bezeichnet. Der 81-jährige Joseph Alois Ratzinger scheint von der mittelalterlichen Kirche fasziniert und angezogen zugleich zu sein. Eine Kirche, die sich vor allem auf ihre Dogmen und temporäre Macht begründete.

Altertümliche Riten an einer internationalen Front

Es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, dass das päpstliche Augenmerk für Pomp und Glanz der richtigen Gewänder etwas Ungewöhnliches sei. Für die Weihnachtsmesse 2008 trug der Papst einen Umhang mit einer Spannweite von sieben bis acht Metern und eine Bischofsmütze besetzt mit Edelsteinen und Diamanten. Sein Pallium [ein Bund mit Schleifen an den Schultern] wurde von goldenen Nadeln zusammengehalten, die Casula [wörtlich „ein kleines Haus“] mündete in einen goldenen Zierstreifen. Dazu trug er ein besticktes Shirt, einen goldenen Ring und Schuhe in leuchtenden Farben. So beschreibt ihn Matteo Ragazzo in seinem Bericht.

Ragazzo ist ein junger Gemeindepfarrer aus der Nähe von Padua. Er verurteilte die Rückkehr der katholischen Kirche zur Ernsthaftigkeit. Die rückwärtsgerichteten Ideen zeigen sich in der Wiedereinführung von Latein, der Messa tridentina [eine Messe nach römischen Riten, die bis 1962 gefeiert wurde], dem Empfang der Kommunion auf Knien und in der Wiederaufnahme von Gebeten am Guten Freitag für die Konvertierung der Juden [kürzlich aufgrund der Kontroversen um Bischof Williamson etwas modifiziert].

Schon im Jahr 2000 schloss der damalige Kardinal Ratzinger mit dem Dokument „Dominus Iesus“ (Herr Jesus) die Tür für eine mögliche ökumenische Kirche, indem er die Rolle der Kirche in Rom bekräftigte. Ein Dokument, das nicht nur auf die neue Entfachung der Diskussion um die Annahme einer dogmatischen Kirche ohne Raum für Diskurse vorbereitete, sondern auch jegliche Zugeständnisse verbot. Bei der Vorstellung eines anderen hypothetischen Papsttums kommt man leicht auf die anti-thetische Richtung, die ein eher ernster und doch charismatischer Jesuit namens Kardinal Jorge Mario Bergolio eingeschlagen hätte.

Rehabilitierung eines Holocaustleugners

©Paul Resh/flickrDie Wirkung nach Außen ist nicht weniger konfliktreich. 1969 arbeitete Ratzinger als Dozent für dogmatische Theologie und Geschichte an der Universität Regensburg. Doch als er 2006 für eine lectio magistralis hierher zurückkam, zitiert er einen Text des byzantinischen Kaisers Manuel II Palaiologos. Eine Stelle, die er liest, (Zeige mir nur etwas, was Mohammed gebracht hat, neu war, und schon wirst du nur teuflische und unmenschliche Dinge finden) rief besonders in vielen islamischen Gemeinden Prostest hervor und führte zu Repressalien gegenüber katholischen Priestern.

2009 ist Regensburg aufs Neue in Kontroversen verwickelt. In der Nähe der bayrischen Stadt [am Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzhofen] gibt der britische Dissident Bischof Richard Williamson, eine Woche vor dem Gedenktag an den Holocaust am 27. Januar, ein Interview. Gerade erst wurde er nach einer endgültigen Exkommunizierung wieder rehabilitiert. Vor einem schwedischen Fernsehsender behauptet Williamson, dass keine Juden in Gaskammern umgekommen seien. Die kurze Rede, noch im November vom schwedischen Fernsehsender SVT aufgenommen, wird am selben Tag wie die Aufhebung seiner Exkommunizierung gesendet.

Dies steht für einen neuen Tiefpunkt der Beziehung zwischen der katholischen Kirche und der jüdischen Gemeinde seit 1974, das Jahr, in dem Monsignor Hilarion Capucci, der sich noch 2002 in seinen Reden für das pro-palästinensische Manifest „Intifada bis zum Sieg“ aussprach, an der israelisch-palästinensischen Grenze verhaftet worden war. Für Waffenschmuggel vom Libanon nach Palästina wurde er zu 12 Jahren Haft verurteilt. Der griechisch-katholische Erzbischof von Jerusalem wurde 1977 auf Druck von Papst Paul IV befreit. Erst im Februar 2009 hörte die Öffentlichkeit wieder von ihm. Er befand sich an Bord eines Hilfsschiffes, das die maritime Blockade der Israelis um den Gazastreifen durchbrach.

Auch das Bekanntwerden eines Ausspruchs von Ratzinger aus dem Jahr 1990 über Galileo half der Beziehung zwischen der katholischen Kirche und der säkularen Welt nicht besonders. Proteste von Seiten der Universität führten zur Absage des Papstbesuches seitens der Sapienza Universität in Rom am 16. Januar 2008. Der Papst belebte eine Diskussion über eine These des österreichischen Philosophen Paul Feyerabend in Gegen die Methode (Feltrinelli, 1979) wieder. Er behauptete, dass die Kirche der Vernunft deutlich näher stünde als Galileo selbst. „Der Prozess gegen Galileo war begründet und gerecht.“

Aber die säkulare Welt ist verärgert über die Art, wie der Vatikan Druck auf politische Angelegenheiten ausüben kann. Das Thema „Euthanasie“ und insbesondere der Fall um die Italienerin Eluana Englaro sind gute Beispiele. Auch Abtreibung, künstliche Befruchtung für unverheiratete Paare, die Ablehnung von homosexuellen Ehen und das Beharren auf einem Kreuz in jeder Schule und jedem Gerichtsgebäude sind Themen, bei denen der Vatikan kräftig mitmischt.

Aber Ratzinger scheint Erfolg zu haben. Er hat mehr als nur das Vertrauen der Menschen erweckt. Er hat sich eine wichtige Rolle auf dem internationalen Parkett gesichert - mindestens genauso sicher wie sein Vorgänger. Die Unterstüztung, die er durch den französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy, den früheren britischen Premierminister Tony Blair, der im Dezember 2007 zum katholischen Glauben konvertiert ist, und den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush erfuhr, zeigen, dass er fähig ist, den Dialog mit zeitgenössischen Staatsoberhäuptern fortzuführen.

Translated from Benedetto XVI un Papa medievale?