Panama Papers: Zwischen Infowar und Investigation
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Es ist die größte Datenmenge, mit der Journalisten jemals gearbeitet haben: Die Panama Papers über Briefkastenfirmen, in denen Prominente aus aller Welt ihr Geld parken, umfassen rund 2,6 Terabyte Daten. Während einige Kommentatoren in der Aufdeckung ein Glanzstück des investigativen Journalismus sehen, zweifeln andere an der Echtheit der Dokumente.
taz: Die Weltgemeinschaft bekommt eine vierte Gewalt; Deutschland
Die Enthüllungen des internationalen Journalistennetzwerks könnten den Grundstein legen für eine neue globale Öffentlichkeit, vermutet die linke Tageszeitung taz: „Die aktuelle Enthüllung ist nicht die erste des Netzwerks, aber die wahrscheinlich komplexeste, die je von investigativem Journalismus geleistet wurde. Einzelne Redaktionen könnten einen solch gewaltigen Datensatz in seinem globalen Kontext niemals entschlüsseln. Seit einigen Jahren finden Journalisten erfreulicherweise Antworten darauf, wie sie zur vierten Gewalt in einer Weltgemeinschaft aufsteigen können. Zumal die drei anderen Gewalten kaum vorhanden sind. Einen Weltstaat gibt es nicht und da, wo er simuliert wird, auf UN-Ebene oder G-20-Ebene, wird man der weltweiten Steuerflucht nicht Herr. [...] Wenigstens für einige Tage wird das Problem der Steueroasen global auf der Tagesordnung stehen. Ein Moment, in dem sich eine allzu oft simulierte Weltöffentlichkeit kurz emanzipiert, also selbst Probleme anprangert und Konsequenzen fordert.“ (5. April 2016)
Novi List: Zeitungen Garant für investigativen Journalismus; Kroatien
Der Printjournalismus steht wirtschaftlich immens unter Druck, doch ohne ihn stünde die Gesellschaft übel da, ist sich die linksliberale Tageszeitung Novi List sicher: „Gegenstand dieser Untersuchungen sind allerhöchste Politiker, die in allerhöchsten Tönen auf die Bekämpfung der Korruption schwören. Somit ist klar, dass es diese Geschichte ohne unabhängige Medien nie gegeben hätte. Und auch in dieser 'investigativen Arbeit des Jahrhunderts' haben vor allem Journalisten der Printmedien mitgewirkt, obwohl diese in der größten Krise stecken. Somit hat der Printjournalismus erneut seine Vitalität und Relevanz bewiesen. Und das in einer Zeit, in der er ums nackte Überleben kämpft angesichts der digitalen Welt, in der es nur um Stars und Glitter geht. Diese Affäre ist eine wichtige Botschaft für uns alle: unsere Politiker würden wahrscheinlich in einem Staat ohne freie Medien und freie Journalisten überleben, aber so ein Land wäre kein guter Ort für seine Bürger.“ (5. April 2016)
La Stampa: Auch Enthüllungen sind einseitig; Italien
Enthüllungen dienen selten nur der Wahrheitsfindung, gibt die liberale Tageszeitung La Stampa zu bedenken:„Herzlich willkommen im neuen Krieg, dem Infowar, der mittels Leaks ausgetragen wird. Die Panama Papers sind die perfekte Offensive, ohnegleichen in ihren Ausmaßen, überstiegen sie 1.500 mal die Zahl der Dokumente von Wikileaks von vor sechs Jahren. Warum aber stößt das gigantische Leck auf so großen Anklang? ... Nicht zuletzt, weil man glaubt, dass die Enthüllungen, da sie ohne Mittelsmänner an die Öffentlichkeit gelangen, einen anderen Grad der Reinheit besitzen, dass sie keine zweite Absicht verfolgen. [...] Dem ist nicht so. [...] Whistleblower mögen häufig in gutem Glauben handeln und gehören geschützt, weil sie von großem Nutzen seien können. Doch sind ihre Enthüllungen mit Vorsicht zu genießen. Denn obwohl der Wahrheitsgehalt ihrer Leaks überprüft worden ist, erhellen sie doch nur eine Seite des Szenarios. Vielleicht genau die, von der jemand Interesse daran hatte, sie uns zu zeigen.“ (5. April 2016)
Duma: Die Daten könnten gefälscht sein; Bulgarien
Zweifel an der Echtheit der enthüllten Dokumente hegt die linke Tageszeitung Duma: „Wie können wir wissen, dass diese Millionen Unterlagen authentisch sind? Es ist eine Frage des Vertrauens, wir können es nicht überprüfen. […] In der Regel steckt aber in jeder guten Lüge ein großes Stück Wahrheit. Es ist nicht möglich eine so große Datenmenge komplett zu fälschen, aber es ist ohne weiteres möglich, in ein riesiges Konvolut authentischer, jedoch unverfänglicher Dokumente einige hundert E-Mails, Verträge, Rechnungen und sonstige Unterlagen einzupflegen - von Menschen mit den entsprechenden Kenntnissen und Fähigkeiten. Theoretisch ist es jedenfalls möglich. Ob es wirklich so war oder nicht, bleibt Glaubenssache.“ (5. April 2016)
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