Oscar für „Das Leben der Anderen“
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julia lazaro„Das Leben der Anderen“ hat den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film gewonnen. Der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck nahm die Auszeichnung gestern in Los Angeles entgegen.
Ostberlin, 1984. Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) wird beauftragt, zwei Künstler zu bespitzeln, den Schriftsteller Georg Dreymann (Sebastian Koch) und seine Lebensgefährtin, die berühmte Schauspielerin Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck). Sie stehen unter dem Verdacht, die Leitsätze des DDR-Regimes zu missachten.
Wiesler führt die Überwachung mit Perfektion aus und dringt immer tiefer in das Leben seiner Opfer ein. Als jedoch Hinweise auftauchen, die das Pärchen belasten, entschließt sich der Stasi-Hauptmann dazu, sie nicht in seinen täglichen Bericht aufzunehmen. Es scheint, als bringe er nach und nach Verständnis für das Leben der Anderen auf.
Der Täter wird zum Opfer
Die Wandlung vom gefühlsarmen Stasi-Agenten zum mitfühlenden Menschen ist das Schlüsselmotiv des nüchternen Thrillers. Die Farbe Grau beschreibt den Film ästhetisch und inhaltlich. Ästhetisch, weil nicht nur die Uniform des Agenten grau ist, sondern auch der dunkle Ort, von dem aus die Überwachung erfolgt. Inhaltlich, weil die herkömmliche Aufteilung in Gut und Bös verwischt wird. Alle Figuren werden mit einer Aura der Menschlichkeit ausgestattet, so dass man als Zuschauer mitfühlen kann.
Man kann den Film als eine formvollendete Allegorie über das Verzeihen lesen oder als ein scharfsinniges Nachdenken über einen dunklen Punkt in der noch nicht weit zurückliegenden europäischen Geschichte: Die Spitzeldienste der Diktaturen. Dafür verzichtet das Werk auf überflüssige Spezialeffekte, fesselt den Zuschauer jedoch mit rhythmischer Erzählweise und virtuosen Darstellern – allen voran Ulrich Mühe, der in der Rolle des geläuterten Bösewichts herausragt. Seine Darstellung ist präzise und reich an Schattierungen. Der wilde Wolf wird so zum verwundbaren Lamm und Mühe schafft es, beim Zuschauer erst Abscheu und dann Mitleid zu wecken.
„Das Leben der Anderen“ ist der erfolgreichste deutsche Film seit Jahren. Neben dem Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film wurde er bei der Verleihung der Europäischen Filmpreise in Warschau als bester Europäischer Film 2006 ausgezeichnet. Außerdem wurde er für einen Golden Globe nominiert, ging jedoch leer aus.
Am 31. Januar ist der Film in Frankreich gestartet, am 9. Februar in den USA, am 16. Februar in Spanien. In Italien kommt er am 6. April in die Kinos.
Translated from La vida de los otros, crónica de una redención