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Orgie, Angst, Essen: 32% der Europäer bereiten sich auf den Weltuntergang 2012 vor

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Translation by:

Katha Kloss

Gesellschaft

Zum Auftakt der neuen US-Serie Doomsday Preppers (Familien der Apokalypse) scheint es fast, als seien die Amerikaner dabei eine neue Subkultur im Hinblick auf den 21. Dezember 2012 zu zelebrieren: die Survivalisten. Doch eine Studie des National Geographic macht deutlich, dass auch die Europäer sich auf den Weltuntergang 2012 vorbereiten.

Du hast Angst. Das Leben ist kein Zuckerschlecken im Moment. Nach einem Doktor in Maschinenbau, 14 Praktika im Bausektor und hunderten Missionen in der ein oder anderen NGO, hast du endlich einen Job als Sandwich Man im französischen Nationalstadion ergattert. Du bist 27 Jahre alt. Prekär. Nach jeder Absage zu einem befristeten Vertrag, rückst du deinen Ikea-Sitzsack dem Gashahn deines Einzimmer-Appartements näher. Ok, du überlebst – aber trotzdem bist du kein Survivalist.

Junge Europäer erinnern sich an die 9/11 Terroranschläge

Der 21. Dezember 2012 – das Datum, an dem laut Maja-Kalender die Welt untergehen soll – hat kürzlich den National Geographic Channel inspiriert. Der amerikanische Sender hatte die zündende Idee, eine Dokumentarfilm-Serie in 10 Episoden zu produzieren, in der amerikanische Familien porträtiert werden, die sich akribisch auf den letzten Tag der Erde vorbereiten. Zwischen dem Ende des Maja-Kalenders und der – weiter lebendigen – Psychose um die Attentate des 11. September 2001, heißt es also: Vorsicht sei gewährt. Survivalisten wollen vor allem eins: der hypothetischen Katastrophe gelassen entgegen sehen, in der Hoffnung diese zu überleben.

Schön und gut. Aber was haben die Europäer mit der Geschichte zu tun? Zunächst einmal, nur damit das mal klargestellt ist, die Amerikaner haben nicht das Monopol auf Angst. Auch National Geographic hat das längst begriffen. Vor Beginn der Produktion 'Familien der Apokalypse', hat der Sender eine Studie zu den Ängsten der Europäer in Bezug auf die Welt von morgen durchgeführt. Erste Lektion: 82% haben Angst vor den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Das ist nicht euer Ernst oder? Laut unserer bescheidenen Meinung ist es ziemlich unmöglich vor etwas Angst zu haben, das bereits existiert. Fragt doch mal die Spanier, Griechen und Italiener. Sie haben längst keine Angst mehr.

Nein, die hauptsächlichen Schlussfolgerungen der Studie, die online in einer Bevölkerungsgruppe zwischen 18 und 49 Jahren in 16 Ländern (Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Holland, Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Deutschland, Finnland, Estland, Polen, Russland, Griechenland, Türkei und Bulgarien) durchgeführt wurde, lauten: Die Leute haben Angst vor Terrorismus und bereiten sich auf eine eventuelle Apokalypse vor.

Zunächst fürchten 22% der Befragten einen terroristischen Angriff. Während die Südländer sich mit anderen Sorgen herumschlagen, besteht diese Angst hauptsächlich im Norden des Kontinents, so hauptsächlich in Großbritannien, Russland und auch in Norwegen, wo 25% der befragten Personen ein Jahr nach dem Massaker von Utoya den Terrorismus erwähnen. Es sind Zahlen, die paradox erscheinen können, denn die Nordländer (und mit ihnen Deutschland) zählen zu den sichersten Ländern. Das vorgebrachte Argument? Wirtschaftliche Stabilität sei Synonym für Sicherheit. Aber kein Unterschlupf gegen Bombenhagel, möchte man meinen.

Last but not least zeigt die Studie, dass 32% der Europäer dabei seien, sich auf den Weltuntergang vorzubereiten. Die Hälfte unserer Mitbürger gibt zu, dass sie viele Dinge anders machen würden, wenn nach dem 21. Dezember tatsächlich Schluss sei. Aber haltet euch fest, das Beste kommt erst noch. 25,9% geben zu, dass sie bei einer Katastrophe à la Tsunami, Erdbeben oder Melancholia, alles essen würden, was sie wollten. 24,9% würden dann auch gern mehr sexuelle Beziehungen ausleben. Schön und gut. Denn die Survivalisten haben Großes geplant. In den sozialen Netzwerken ist bereits eine gigantischen Orgie 2012 in Umlauf, die fast 15 000 Mitglieder zählt. Ob sich unser Sandwich Man schon registriert hat?

Illustrationen: Teaserbild ©Offizielle Seite des Films "Take Shelter"; Videos "Doomsday Preppers" (cc)NationalGeographic/YouTube, "Le survivalisme, mode d'emploi" (cc)nouvo/YouTube

Story by

Matthieu Amaré

Je viens du sud de la France. J'aime les traditions. Mon père a été traumatisé par Séville 82 contre les Allemands au foot. J'ai du mal avec les Anglais au rugby. J'adore le jambon-beurre. Je n'ai jamais fait Erasmus. Autant vous dire que c'était mal barré. Et pourtant, je suis rédacteur en chef du meilleur magazine sur l'Europe du monde.

Translated from 9/11 et fin du monde : les « survivalistes » ou la cécité de la peur