Ode an einen Abend in Rom
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Der Sonnenwagen
steht bereits
am tiefsten Punkt
der Tagesreise
und taucht
in rotgoldenen Schein
Hügel,
Dächer,
Kirchturmspitzen.
Der sanfte Atem
des Aiolos
trägt Kinderstimmen,
die einem Ball nachjagen,
der eben verschwand
im glitzernden Nass
des Tiber.
Wie eine Schlange
mit verborgenem Haupt
windet sich dieser
im Herzen
der Stadt,
vor deren Mauern
einst Remus starb.
Breitgepflastert
laden engelsgleiche Brücken ein,
auf ihren Schwingen
zu verweilen.
Am Platze,
wo Stufen den Hügel erklimmen,
auf denen Wanderer
rasten,
flattern auf
die grauen Tauben
zu landen auf den Stühlen,
wo sich Weißbrotkrumen
durchtränken mit
toskanischem Wein.
Wir tauchen
unsere Gesichter
tiefer und tiefer
in das tomatenrote Paradies
aus Hefeteig
und Büffelmozarella,
die sanft verschmolzen
manche Seele streicheln.
Himmlischer Duft
von Basilikum
und Liebesglück,
Plauderei und Räucherspeck
erfüllt
das friedliche Summen des Abends.
Nebenan
spritzen Neonröhren
buntes Licht,
zu wecken
das schlummernde Nachtleben,
das sogleich
aufschlägt die Augen
und neugierig blickt
ins Angesicht der Dämmerung.
Schmuckhandwerk
aus süßlichem Kitsch
verstreut über
Klapptischchen mit Samtbezug
lächelt
von jeder Straßenecke,
die das Geheimnis birgt
eines neues Kopfsteinweges
der irgendwann
wieder zum Anfang führt.
Venus blickt
wohlgesonnen
aus der Brunnen Freudenstrahl,
lässt erglimmen
die Gemüter
zu Melodien
von Herzenswärme
in fremd-bekannten Tönen.
Gelassen schlendern
wir Vertrauten
der Dunkelheit entgegen,
unter Brücken,
über Brunnen,
irgendwo
zwischen Pflaster und
dem Gewölbe des Firmaments.
Ein Flüstern,
vielleicht
ich liebe dich,
ich weiß es nicht.
Du lächelst
und deine Augen glühen
gleich flirrenden Lichtern der Stadt
im dunkeln Meer
aus rotbraunen Dachterrassen,
in dem sich spiegeln
die Sterne,
die zu erwachen beginnen
am Himmelszelt.
Platz 3 - Das sagte die Jury: "Du lächelst und deine Augen glühen gleich flirrenden Lichtern der Stadt". In ihrem Gedicht beschreibt Joanna Louise Rom, und fängt dabei die Facetten der ewigen Stadt einmalig atmosphärisch ein.