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Obama, Cameron, Trierweiler: Schulterschluss der First Ladies

Published on

Story by

Jorge M.

Translation by:

C B

GesellschaftPolitik

Die Rolle einer First Lady – auch wenn sehr amerikanisch – ist in Europa schwierig zu definieren. Und das nicht nur aufgrund der verschiedenen Systeme (ist es die Frau des Präsidenten oder des Premiers), sondern auch durch kulturelle Unterschiede: hier scheinen sie sich dem Spiel der Kameras hinzugeben, da bevorzugen sie ihre Autonomie. Manche zeigen Unterwürfigkeit, andere Unabhängigkeit.

« Heute Abend bin ich als Ehefrau, als Mutter und als Großmutter hier. Und als Amerikanerin, um ein feierliches Versprechen zu geben: dieser Mann (Mitt Romney) wird nicht scheitern.“ So, in einem roten Korsett-Kleid und im Rhythmus von „My Girl“ von den Temptations, zeigt sich die amerikanische Anwärterin auf den Posten der First Lady, Ann Romney, bevor sie bei der republikanischen Rallye vor einigen Wochen in Florida das Wort an ihren Mann weiter"gibt.

Einige Tage später empfängt der Song "Signed, sealed, delivered, I’m yours" von Stevie Wonder Michelle Obama während der Versammlung der Demokraten. Sie kam mit nackten Schultern und erklärte, dass ihr Ehemann „davon überzeugt ist, dass die Frauen fähig sind eigene Entscheidungen zu treffen, wenn es um ihren Körper und ihre Gesundheit geht.“ Sprachs und ging von dannen. Auch wenn man die Hommage an Barack Obama nicht verneinen kann, sprach Michelle Obama als Frau und nicht als in ein Korsett gepresste Gattin.

First Ladies in Europa: polarisierend?

Mittlerweile weit entfernt von den Auftritten einer Cherie Blair, den Harems von Veronica Lario und den Jacky Kennedy-Parodien von Carla Bruni, scheint auch in Europa eine neue Generation von First Ladies anzutreten. Ihre Selbständigkeit macht auch hierzulande den kleinen aber feinen Unterschied. So zum Beispiel im Fall von Elvira Fernandez Balboa: Die Gattin des spanischen Premiers Mariano Rajoy hält sich eher bedeckt. Sie wird als katholische Übermutter definiert, die Musik auf Spotify hört und weit entfernt von der politischen Agenda ihres Mannes agiert. Auch Elsa Antonioli kann da mithalten. In Italien scheint man äußerst zufrieden mit der Gattin von Mario Monti, dem Übergangspremier bis zu den Neuwahlen im nächsten Jahr. Antonioli, die Schirmherrin beim Roten Kreuz in Mailand ist, wird als eine Frau „von gestern, mäßig, vertrauenswürdig und reserviert“ angesehen. Ihr Auftreten scheint Lichtjahre entfernt von einer Zeit, in der die Frauenwelt rund um die italienische Regierung mit Bunga Bunga identifiziert wurde.

Dieses moderate Verhalten hat aber nicht auf alle europäischen First Ladies abgefärbt. Da wäre zum Beispiel Samantha Cameron, Aristokratentochter und Ehefrau des britischen Premierministers. Das Delfin-Tattoo, das sie am Fußknöchel trägt, hat sie nicht in eine Rebellin verwandelt. Aber ihr « I fucking hope not » auf die Frage hin, ob sie denn nun demnächst in die Downing Street 10 umziehen würde, zeugt von einem starken Charakter oder einer gewissen ‚Glaubwürdigkeit der Straße‘, wie man im vereinigten Königreich zu sagen pflegt.

Offizieller Staatsbesuch in den USA

Die Lebenspartnerin des französischen Präsidenten François Hollande, Valérie Trierweiler, legt ähnliche Verhaltensmuster an den Tag. Dem unvergesslichen Tweet, den sie an die ehemalige Lebenspartnerin des Präsidenten (Ségolène Royal) richtete, folgte eine böse Zunge gegen den ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy: „Sarkozy weiß nicht, was unabhängiger Journalismus ist.“ Die Frau des polnischen Premierministers, Malgorzata Tusk, ist weniger provokativ, Energie hat sie aber trotzdem. In einem Land, in dem 20% Frauen im Parlament sitzen (8% im Senat), kämpft Frau Tusk um mehr Parität und will ihre Mitbürgerinnen zu mehr politischer Teilnahme motivieren.

Eine neue Dichotomie lässt sich demnach auch in Europa ausmachen. Das Bild der First Lady von gestern – zwischen karitativem Engagement und Standbein des starken Mannes - weicht immer mehr auf. Definitiv zögern Europas First Ladies, ähnlich wie Michelle Obama, heute zunehmend nicht mehr, auch mal die kalte Schulter zu zeigen.

Illustrationen: (cc)Tiffany.Ann.M/flickr; Im Text (cc)Medill DC/flickr; Video (cc)euronewses/YouTube

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Translated from Obama, Cameron, Trierweiler y Cía.: derecho a mostrar los hombros