Nicolas Véron zur Finanzkrise: "Die Linke muss erst Lösungen anbieten"
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Judith LaubDie Finanzkrise könnte die Politik in Europa neu ordnen und der Linken im Hinblick auf die Europawahlen im Juni 2009 neue Möglichkeiten eröffnen.
Nicolas Véron ist Wirtschaftswissenschaftler und Research Fellow bei Bruegel, einem Think Tank zu paneuropäischen Fragen in Brüssel.
Durch die Finanzkrise sehen sich die Regierungen gezwungen, den Retter in der Not für zu risikofreudige Banken zu spielen. Sind wir im Zeitalter des "Sozialismus für Reiche" angekommen?
Banken mittels Geld aus Schwierigkeiten zu helfen schockiert die Bevölkerung immer. Es handelt sich um eine äußerst unbeliebte Maßnahme. Die Geschichte hat jedoch gezeigt: Lässt man den Markt in Zeiten der Krise allein, verursacht dies noch größere wirtschaftliche und politische Probleme. Die Positionierung der Politiker in Europa ist bei weitem nicht leicht - aber vor allem ist sie unvermeidlich.
Sollte Europa den Markt stärker regulieren?
Die Europäische Zentralbank reagierte bereits mit massiver Liquiditätszufuhr für den Geldmarkt. Es ist zu bemerken, dass unsere Regierungen nicht weniger eingreifen, als es in den USA der Fall ist? Das zeigte die Rettung der europäischen Banken Fortis, Dexia und Hypo Real Estate zeigte. Die Einmischung des Staates ist in Europa allerdings eher akzeptiert, als in den USA.
Denken Sie, dass die Finanzkrise auch im Hinblick auf die Europawahlen 2009 eine Gelegenheit für Sozialdemokraten sein könnte, die Vorzüge einer staatlichen Kontrolle des Marktes hervorzuheben?
Zuerst müssen sie beweisen, dass sie Lösungen in der Tasche haben. Ich bezweifle aber, dass die Linke bessere Lösungen als andere Parteien vorweisen kann. Denn immerhin ist das Kredit- und Finanzwesen ein bereits stark regulierter Markt.
Translated from Nicolas Véron : «La gauche doit encore proposer des solutions»