Natalia de Molina: Augen zu und Shooting Star
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In Vivir es fácil con los ojos cerrados (2013) spielt die spanische Nachwuchsschaupspielerin Natalia de Molina eine junge schwangere Frau in Zeiten des Franco-Regimes. Mit dieser ersten Filmrolle gewann sie gleich mehrere Filmpreise – unter anderem den Goya 2014. In diesem Jahr gehört Natalia de Molina zu den European Shooting Stars.
Spanien, 1966: Franco ist an der Macht. Imperiales Denken herrscht vor, die katholische Kirche wird verehrt, der Wert der Familie spielt eine bedeutende Rolle und die Gleichberechtigung der Geschlechter hat noch einen langen Weg vor sich. Belén, dargestellt von der Nachwuchsschauspielerin Natalia de Molina, ist jung, schwanger und Single. Mit ihrem Verhalten und ihrer Situation widerspricht sie eindeutig der spanischen Gesellschaft.
David Truebas Film Vivir es fácil con los ojos cerrados [Leben is einfach mit geschlossenen Augen; A.d.R.] erzählt die Geschichte des Lehrers Antonio, der ein großer Beatles-Fan ist. Nachdem er erfährt, dass sein Idol John Lennon einen Film in Almería dreht, beschließt er dorthin zu fahren. Auf dem Weg trifft er den Ausreißer Juanjo, der vor seinem herrischen Vater flieht und die schwangere Belén. Gemeinsam macht sich das Trio auf den Weg. Natalia de Molina wurde für ihre herausragende Darstellung der Belén in diesem Jahr zum European Shooting Star gekürt. Wir haben sie am Rande der Berlinale getroffen.
Cafébabel: Du hast bereits den spanischen Goya für Vivir es fácil con los ojos cerrados gewonnen. Wie fühlt es sich an, auch den Berliner European Shooting Star Award überreicht zu bekommen?
Natalia de Molina: Das ist schon ein bisschen verwirrend, aber wunderbar – etwas, das ich mir niemals von meinem ersten Film erträumt hätte. Ich weiß nicht, was nach den Shooting Stars geschehen wird. Ich genieße einfach den Moment und hoffe, dass ich danach die Chance habe, auch in anderen Ländern Filme zu machen – nicht nur in Spanien.
Cafébabel: Welche Herausforderungen steckten in deiner Rolle als Belén?
Natalia de Molina: Das war zum einen mein erster Film und zum anderen ist ihr Charakter etwas ganz Besonderes: Belén ist ein Mädchen, das in den Sechzigern lebt, Single ist und dazu noch schwanger. Ganz nebenbei entwickelt sie sich vom Mädchen zur Frau. Sie ist irgendwie zerbrechlich und dann wiederum auch unheimlich stark.
Filmtrailer: Vivir es fácil con los ojos cerrados (2013)
Cafébabel: Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet?
Natalia de Molina: Ich habe im Internet recherchiert und sehr viele Dokumentationen über die spanische Gesellschaft der sechziger Jahre unter der Franco-Diktatur angeschaut. Klar ist die Gesellschaft von damals nicht die gleiche wie heute. Also musste ich herausfinden, wie es war, ein Mädchen zu jener Zeit zu sein – vor allem als Singlefrau, die schwanger ist. Ich habe viel mit meiner Mutter darüber gesprochen, weil sie zu dieser Zeit jung war. Aber natürlich auch mit dem Regisseur, David Trueba. Er sagte mir, dass ich mir den Film Loves of a blond anschauen solle. Die Protagonistin ähnelt Belén von der Persönlichkeit her sehr. Sie ist ebenfalls ein Mädchen, das erwachsen wird. Ich bin auch zur Puerta del Sol in Madrid [ein zentraler Platz in der Stadt; A.d.R.] gegangen, um Leute auf der Straße zu beobachten. Und tatsächlich sah ich ein Mädchen, das eine bestimmte Art zu laufen hatte. Ihren Stil habe ich für Belén übernommen. Sobald ich sie sah, wusste ich, dass Belén so laufen würde.Ich führe auch eine Art Tagebuch, in das ich diese Art von Dingen hineinschreibe. Zum Beispiel die Art und Weise, wie der Mann dort trinkt. Ich schaue mir die Details an und schreibe sie auf. Und eines Tages kann ich sie vielleicht für eine Rolle nutzen.
Cafébabel: Hast du ein Vorbild für deine Schauspielkarriere?
Natalia de Molina: Meine Lieblingsschauspielerin ist Gena Rowland. Sie hat übrigens meistens mit ihrem Mann John Cassavetes zusammengearbeitet. Immer wenn ich was von ihr sehe, lerne ich was Neues. Ich würde gerne so eine Schauspielerin wie Gena Rowland sein. Sie ist meine absolute Lieblingsschauspielerin und die beste auf der Welt. Und natürlich ist da noch Marilyn Monroe. Sie war eine zerbrechliche Frau, häufig unterbewertet, aber sie hatte einfach den X-Faktor.
Cafébabel: Mit welchem Regisseur würdest du gerne zusammenarbeiten?
Natalia de Molina: Luc Besson – weil seine weiblichen Charaktere immer sehr stark sind. Das wäre eine Herausforderung. Eines Tages werde ich eine Rolle bei Luc Besson spielen – das ist definitiv eine Herausforderung. Wenn ich ein Script lese und sehe, dass einer der Charaktere stark ist, dann liebe ich auch die zarte Seite. Ich schaue immer nach dem, was man zunächst nicht sieht, was im Inneren ist. Ich mag die inneren Konflikte.
Cafébabel: Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Natalia de Molina: Ich würde gerne mit eher unbekannten Regisseuren arbeiten, weil ich denke, dass es sehr viele talentierte Leute gibt – Regisseure, Schauspieler, Drehbuchautoren. Im Moment sind sie noch unbekannt, aber eines Tages werden sie vielleicht zu den besten Künstlern der Welt gehören. In Spanien mag ich zum Beispiel Carlos Vermut. Er ist ein neuer Regisseur und ich liebe die Art und Weise, wie er seinen Job und seine Filme macht. Ach, es gibt so viele talentierte Regisseure und ich würde gerne mit allen arbeiten. Ich weiß, das ist unmöglich, aber ich werde es versuchen.
Cafébabel auf der 65. Berlinale
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