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Musik aus dem Netz: Ist Deezer Download illegal?

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Kultur

„Ich würde ein Auto downloaden, wenn ich könnte!“ José (24) grinst. Die angedrohten Strafen für Videopiraterie und illegale Downloads beeindrucken den jungen Portugiesen nicht im Geringsten. Vielleicht ist José ein Extremfall, vielleicht ist er die Realität einer Generation, für die jeder Song nur ein paar Klicks entfernt ist.

Viele junge Leute haben heute bereits Erfahrungen mit illegalen Downloads von Musik gemacht. „Früher hatte ich immer ein bisschen Angst, dass man sofort erwischt wird. Inzwischen lade ich mir regelmäßig neue Alben oder einzelne Lieder runter“, sagt Marion. Für die Mittzwanzigerin aus Toulouse ist die finanzielle Seite ein klarer Grund, den Weg des Gesetzes zu verlassen „CDs oder auch legale Downloads sind teilweise richtig teuer. Bei meinem Musikkonsum kann ich mir nicht mehr leisten, alles zu kaufen, was ich haben möchte.“ Und Streaming-Angebote? Nein, meint Marion. Dazu müsse man dann jedesmal online sein - und die Offline-Angebote kosteten wieder.

„Feeling und Vinyl kann man nun mal nicht downloaden.“

Im Gegensatz dazu betont Susi (21) aus Erfurt mit Nachdruck, dass die Bezahl-Angebote der Streaming-Dienste für sie durchaus ihren Preis wert sind: „Ich will schließlich die Künstler unterstützen! Bis vor zwei Jahren, bevor das Streaming aufkam, habe ich hauptsächlich Musik runtergeladen und CDs gekauft. Inzwischen bin ich aber sehr zufrieden mit meinem Deezer-Abo. Keine Werbung, Offline-Zugang übers iPhone und dafür wird mir einmal im Monat die Gebühr vom Konto abgebucht.“ Dass Musik durchaus ihren Wert hat, scheint also akzeptiert.

Auch José gibt zu, dass er nicht nur illegal lädt. Das liegt aber vor allem an seinem Beruf: „Als DJ bin ich Anhänger der Oldschool-Generation, ich lege lieber Platten auf. Feeling und Vinyl kann man nun mal nicht downloaden.“ Ähnlich sieht es Alex (26) aus Madrid. Der Musikredakteur fügt hinzu, er bekomme ständig Promo-Ausgaben zugeschickt, die er dann auf seinen privaten iPod kopieren könne. Musik kaufe er inzwischen kaum noch. Aber was macht der Ottonormalverbraucher, der nicht im Musikbusiness zu Hause ist?

Musik im Internet - legal, halblegal, illegal

Youtube! Das ist zwar vielleicht kein Streaming in dem Sinne, aber fast alle Stücke sind online und man kann sich eigene Playlists erstellen – obendrein ist es kostenlos“, so Marina (27) aus Padua und Renan (22) aus Salvador da Bahia. „Der einzige Nachteil ist, dass man seine Playlists nur online hören kann und manche Mitschneidedienste inzwischen von Google gesperrt werden.“

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Magdalena aus Stuttgart will sich die Frage nach der Legalität des Mitschneidens gar nicht stellen und nutzt schlichtweg den Spotify-Gratisdienst. Bei allem, was sie offline haben möchte, greift sie auf die Musiksammlungen ihrer Freunde oder auf gekaufte Downloads oder CDs zurück. „Zwar finde ich das mit dem Anmelden beim Streaming ein bisschen fragwürdig, und manche Titel sind nicht im Original erhältlich. Aber seit die GEMA in Deutschland so viel Musik auf Youtube oder Grooveshark gesperrt hat, habe ich kaum eine andere Wahl - und besonders viel gebe ich ja nicht preis.“ 

Seit dem 5. März 2009 sind viele Youtube-Videos in Deutschland nicht mehr sichtbar, da der Rechteverwerter deutscher Musiker und Künstler mit der Videoplattform im Clinch liegt. Die rigorose Sperr- und Verfolgungspolitik in Deutschland trägt somit Früchte: immer mehr User werden zu legalen Streaming-Diensten wie Spotify, Deezer oder Simfy gelockt, die sich über Werbung oder Abonnements finanzieren. Andererseits würden so aber auch immer mehr Musikliebhaber in die Illegalität gedrängt, findet Marion. „Früher habe ich auch Youtube und Grooveshark genutzt, aber da ist die Qualität oft schlecht. Dazu kam das Problem der Offlineverfügbarkeit - und schwupps, wurde ich zur Schwerverbrecherin,“ lacht sie.

Streaming: Mein Geschmack ist zu außergewöhnlich

Der Streaming-Markt, angeführt von den Platzhirschen Spotify und Deezer, ist einer der am schnellsten wachsenden Geschäftszweige in Europa. Regelmäßig strömen neue Anbieter wie Simfy, Juke, Rhapsody oder Rdio auf den Markt. Allein in Deutschland liegt die Wachstumsrate momentan bei 40 %. Das liegt an der zunehmenden Individualisierung der Nutzer. Radiosender können einem bewussten Konsum nicht mehr genügen, meinen viele. Denn „man kann ja nicht aussuchen, was man genau hören möchte – und mein Geschmack ist dann doch zu außergewöhnlich, um dreimal in der Stunde von Lady Gaga getroffen zu werden“, ergänzt Alex. „Internet ist also ein Muss.“

„Wenn mir der Künstler wirklich etwas bedeutet, ist mir das Original seinen Preis wert.“

Aufgewachsen mit allen Vor- und Nachteilen des World Wide Web, weiß unsere Generation um ihre Möglichkeiten. Der Schritt zum illegalen Download ist eine Frage des persönlichen Unrechtsempfindens. Einmal ausprobiert, oder auf die „Light-Variante“ in Form des Mitschneidens zurückgegriffen, haben es schon viele. Radikale Urheberrechtsverletzer wie José scheinen jedoch in der Unterzahl zu sein. Streaming ist für viele die perfekte Alternative – Uneinigkeit herrscht lediglich über einen gerechtfertigten Preis. In einem sind sich jedoch alle einig. Der Brasilianer Renan bringt es auf den Punkt: „Wenn mir der Künstler wirklich etwas bedeutet, dann ist mir das Original auch seinen Preis wert. Denn ich will ihn ja finanzieren, weiter so gute Arbeit abzuliefern.“

Solltet ihr es wie José handeln, kommen in Europa folgende Strafen auf euch zu:Land - Gesetz - strafbar? - Bußgeld

Frankreich - Hadopi - ja - bis zu maximal 1500 Euro

Italien - Legge Urbani - ja - bis zu 2065 Euro

Deutschland - Urheberrechtsgesetz - ja - bis zu mehreren tausend Euro

Illustrationen: Teaser (cc)lambda_X/Flickr; im Text: (cc)sidewalk flying/Flickr