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Mexiko: Sagt die Behörde zur Schweinegrippe: Schau nur, wie ich zittere

Published on

Story by

Puri Lucena

Translation by:

Kathrin Engelskircher

Jeden Tag fahren Tausende von Personen in Mexiko-Stadt mit der U-Bahn. Ich, die ich seit zweieinhalb Jahren in dieser riesigen Großstadt lebe, habe es seit einer Woche aufgegeben. Voraussicht kann niemals schaden.

Die Schweinegrippe hat uns fest im Griff. Wir waschen uns alle fünf Minuten, um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden: Das Händewaschen ist die beste Methode, um dem Virus vorzubeugen, der bisher zahlreiche Tote und Neuansteckungen in Mexiko verursacht hat. Der einzige Tote außerhalb des Landes wurde bisher in den USA registriert; und dieser war zufällig auch Mexikaner. Warum? Das ist eine Frage, auf deren Antwort wir alle sehr gespannt sind und die uns niemand beantworten kann.

Der Ursprung der Grippe ist immer noch nicht ganz klar. Viele Mexikaner sind geschockt, wenn sie in ausländischen Medien von der “mexikanischen Grippe” lesen, vor allem, als sie erfuhren, dass China seine Grenzen für aztekisches Schweinefleisch geschlossen hat. Denn der wahrscheinlichsten Hypothese zufolge sei das Virus in Asien ausgebrochen, von dort nach Kalifornien und schließlich nach Mexiko gewandert. Der Rest ist Geschichte.

©Eneas/flickr

Nur mit Gesichtsmaske aus dem Haus

Das Stadtbild hat sich in den vergangenen Tagen verändert. Der Schulunterricht ist auf das Nötigste beschränkt, viele Restaurants bleiben geschlossen. Nur wenige Leute wagen sich ohne Gesichtsmaske vor die Tür. Das gilt natürlich nur für diejenigen, die eine haben. Die Armee teilte die Masken zwar am ersten Tag an verschiedenen, häufig frequentierten Punkten der Stadt aus, doch in den Apotheken sind sie bereits ausverkauft. Und das, obwohl sie oft zehn Mal so teuer als gewöhnlich sind [zwischen 0,50 und 1,50 mexikanische Pesos; zwischen 2-8 Cent; A.d.R.].

Auch viele Medikamente wie Vitamine und Virenhemmer sind nicht mehr verfügbar. Es hilft wenig, dass die Behörden vor Selbstbehandlung warnen und dazu anhalten, bei den ersten Symptomen einen Arzt aufzusuchen, da die Krankheit heilbar sei. Die Menschen brauchen es zur Beruhigung, die Medikamente zu Hause zu haben. Man kann bereits Panikkäufe beobachten, auch wenn angekündigt wurde, dass Supermärkte nicht geschlossen würden.

Am schlimmsten ist es für mich, mit meiner Familie zu sprechen. Sie rufen mich alarmiert an: “Sie haben die Schulen geschlossen.” Ich versuche, ihnen zu erklären, dass das eine der wichtigsten Maßnahmen ist, um Ansteckung zu vermeiden. Tausende von Kindern, die sich im Minutentakt die Finger ablecken. “Sie haben die Restaurants geschlossen.” Die Idee dahinter ist, den Kontakt zwischen den Menschen zu reduzieren. Und selbst diejenigen, die sich der neuen Vorschrift widersetzen, bieten nur noch Take Away an.

Ein Unglück kommt selten allein

Viele haben mehr Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes als vor dem Virus.

Um das Maß voll zu machen, haben wir nicht nur mit dem Problem der Schweinegrippe, sondern auch noch mit einem Erdbeben der Stärke 5,8 auf der Richter-Skala zu kämpfen (nur ein Zittern, wie mir meine Arbeitskollegen erklären, ein Erdbeben muss mehr als 7 Punkte erreichen). Daraus ist der Witz der Woche entstanden: “Was sagt die Behörde zur Schweinegrippe? Schau nur, wie ich zittere!” Der Humor leidet nicht, im Gegensatz zur Wirtschaft, die sich im freien Fall befindet. Die ökonomischen Verluste allein in der Hauptstadt des Landes steigen auf mehr als 100.000 Dollar am Tag (um 770.000 Euro), so dass zusammen mit der Krise eine wahre Zeitbombe zu ticken begonnen hat. Viele haben mehr Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes als vor dem Virus.

In Mexiko gibt man sich zur Begrüßung normalerweise die Hand und gleichzeitig einen Kuss. Ich hatte mich noch nicht richtig daran gewöhnt. Doch jetzt, wo jeglicher Körperkontakt vermieden wird, um die Ansteckugsgefahr zu vermeiden, vermisse ich diese Sympathiebekundungen.

Die Autorin stammt aus Cordoba in Spanien und lebt seit zwei Jahren in Mexiko.

Story by

Translated from Testimonio desde México D.F.: La 'gripe mexicana' que llegó de Asia