Mehr als Gangsta: Rap kann auch Politik
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Frauenverachtend, homophob und gewaltbereit: Rap hat nur allzu häufig diskriminierendes Potenzial. Das es auch anders geht, zeigt RAPutation.tv. Die politische Online-Casting Show bietet jungen Menschen eine Plattform, sozialkritisch zu rappen und mit der Politik in einen Dialog zu treten. Wer ist der beste politische Rapper Deutschlands?
Ob Kritik am Jobcenter, dem Schulsystem, an Homophobie und Rassismus oder die Aufforderung, dass Politik in einen verständlichen Dialog mit der Jugend treten müsse. Es gibt kaum ein Thema, das die Nachwuchsrapper in der Online-Castingshow RAPutation.tv nicht verarbeitet haben. Die Show hilft ihnen dabei, ihre politische Botschaft zu verbreiten und fördert ihr Talent.
Rapper in der Haut von Politikern
Mit eigenen Tracks und politischen Lyrics kämpften die jungen Leute bereits zum zweiten Mail um den Titel Deutschlands bester politischer Rapper. Die besten Drei konnten ihre Lieder im Finale live im Kreuzberger Club Bi Nuu präsentieren. Ihre Aufgabe? Sich in die Haut eines Politikers versetzen.
Sind Politiker Marionetten? Gewinner Cossu wirft diese Frage in "Zwiespalt" auf.
Gewinner ist der 24-Jährige Cossu aus Heidelberg. In seinem Final-Track "Zwiespalt" fragt sich der Rapper, ob Politiker im Laufe ihrer Karriere zu Marionetten werden. Zählt da noch die eigene Meinung des Politikers? Oder fügen sie sich zu sehr den Parteien?
Zweiter wurde Mars One aus Düsseldorf. Der 21-Jährige Icarus belegte Platz drei. Seit Dezember letzten Jahres hatten sich 229 junge Künstler am Wettbewerb beteiligt. Bewertet wurden die Kandidaten von den bekannten Gesichtern der Rapszene Sookee, Weekend und MoTrip. Außerdem gab es ein Onlinevoting und im Finale stimmte auch das Publikum vor Ort ab.
Rap und Politik: eine gute Mischung?
Die Finalisten sind sich einig: Seit ihrer Teilnahme am Wettbewerb haben sie sich noch stärker mit politischen Themen auseinandergesetzt. „Ich setze mich mit allen Problemen kritisch auseinander. Auch mit politischen“, ergänzte der Lehramtsstudent Cossu. Doch nicht nur die Tracks waren politisch, auch die Gäste.
Denn das Finale fand in Anwesenheit von Gregor Gysi und Katja Kipping (beide Die Linke), Cansel Kiziltepe (SPD), Özcan Mutlu (Die Grünen), Jens Spahn (CDU) und Hans-Christian Ströbele (Die Grünen) statt. Die Politikern halfen an der Gaderobe, an der Bar oder am Merchandisingstand aus und kamen mit den Jugendlichen ins Gespräch. „Ihr schimpft nicht einfach als Außenstehende über Politik. Ihr engagiert euch. Und das ist bemerkenswert“, lobte Özcan Mutlu die jungen Rapper. „Wir können uns lange der Illusion hingeben, dass die Jugend unpolitisch sei – doch in Wirklichkeit müssen wir nur auf sie zu gehen!”, forderte Gregor Gysi. Seine Parteikollegin Katja Kipping versprach, die Botschaften der Jugendlichen in die Parteiarbeit einzubeziehen. Bleibt zu hoffen, dass die Forderungen auch wirklich gehört werden.