Mediale Welten in Berlin
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In der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft trafen sich am 1. September 2014 viele Wissenschaftler und Journalisten, um über das Thema "Mediale Welten - Wissen, Information und Kommunikation im digitalen Umbruch" zu debattieren. Aber wie sieht ein solcher Umbruch aus?
Um der Frage einer medialen Vernetzung nachzugehen, lud an diesem Nachmittag die Union der deutschen Akademien der Wissenschaft und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein. Prof. Dr. Günther Stock, Präsident der deutschen Akademie der Wissenschaften, begrüßte das Publikum mit der Frage, die zugleich Leitfaden der Veranstaltung werden würde: „Wie werden wir in den nächsten Jahrzehnten und womit werden wir kommunizieren?“ Während er neuen, digitalen Medien sehr aufgeschlossen begegnete, da durch diese auch Menschen angesprochen würden, die analog nicht zu erreichen seien, kündigte Prof. Dr. Günther Schauerte, Vizepäsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu Beginn bereits „das Ende des Gutenberg-Zeitalters“ an. Doch wie kann eine Welt nach dem Gutenberg-Zeitalter aussehen?
Crossmedia als Zauberwort
Der Wissenschaftsjournalist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dr. Joachim Müller-Jung, referierte daher zu der Frage „Welchen Einfluss haben digitale Informationsmedien auf unsere Gesellschaft?“ Menschen verbrächten pro Tag im Schnitt elf Stunden vor Medien aller Art. Dabei seien TV und Internet tendenziell steigend. Daher finde in den Online-Redaktionen ein regelrechter Kampf um Klickzahlen statt – je mehr Klicks, desto größer das Interesse der Leser. Und so landen die besten auf den Internetseiten weiter oben, als jene, die weniger geklickt werden. Besonders bei der jungen Generation sei zu erkennen, dass sie das Internet als Meinungsbildungsmedium nutze, wobei das Vernetzen mit Freunden in sämtlichen sozialen Netzwerken zweitrangig werde. Zunehmend würden diese Netzwerke als Nachrichtenmedium genutzt. Aber was hat das für eine Bedeutung für die Medien? Der Beruf des Journalisten sei hart geworden, findet Müller-Jung. Während man noch recherchiere, müssten nebenbei Artikel geschrieben werden. Das Zauberwort heiße dabei crossmedial: Es reiche nicht mehr aus, die Nachricht über einen Kanal zu schicken, denn so verlange es der Leser.
Open Access Data und Allgemeinbildung für alle?
Doch dabei spielt nicht nur Crossmedialität eine Rolle. Humboldts Traum, „eine allgemeine Bildung“, könne durch Open Access Data wahr werden, so die Meinung von Prof. Dr. Wolfgang Coy, Institut für Informatik an der Humboldt Universität in Berlin. Auch Prof. Dr. Martin Grötschel hat eine ähnliche Meinung zu Open Data. Wissen müsse allen zugänglich gemacht werden, allein damit sich die Menschen informieren können: „So könnte man die gesamte Mathematik auf 20 Terabyte speichern. Das wären 20 Laptops“. Jedoch erschwerten Urheberrechte und Copyrights die Speicherung und den kostenfreien Zugang. Das schränke auch die Freiheit der Wissenschaft ein. Doch das Internet biete den perfekten Raum für schnelle Kommunikation.
Dass Open Access Data auch ein zunehmend wichtiger werdendes Thema in Museen ist, erklärte Prof. Dr. Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums Berlin. Er sieht einen offenen Zugang zu Informationen eher als eine positive Veränderung. So habe er keine Angst vor der Informationskraft des Internets. Die steigenden Besucherzahlen zeigten, dass Museen der Digitalisierung trotzen. Menschen würden dadurch sogar neugieriger und wollten vieles nicht nur online, sondern auch offline erleben. Prof. Dr. Norbert Lossau, Vizepräsident der Georg-August-Universität Göttingen, merkte jedoch an, dass noch Standards in der Digitalisierung des Kulturguts gesetzt werden müssten.
„Offline sein, online existieren“
Was in Museen noch in den Anfängen scheint, ist in den Sozialen Medien bereits Realtität: Sie vernetzen Menschen auf der ganzen Welt und laden zum Austausch ein. Prof. Dr. Annette Leßmöllmann zeigte, dass es auch auf Twitter möglich ist in 140 Zeichen zu diskutieren. Auf die Frage, ob dies einsam macht, präsentiert Leßmöllmann ein Foto: In einem vollbesetzten Zug liest jeder Passagier eine Zeitung. Alleine. Und so rät Prof. Dr. Sigfried Zielinski den Zuhörern, „offline zu sein, online zu existieren. Eine ganz normale Schizophrenie lernen.“