Matúš Čupka: Der Müll-Held aus Bratislava
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Mit seinem Bürgerverein die „Grüne Patrouille” will Matúš Čupka die slowakische Hauptstadt lebenswerter machen. Sein Engagement hat viele Facetten, doch nur wenig Nachahmer.
In Latzhose und Gummistiefeln trifft man Matúš Čupka in seiner Heimatstadt Bratislava für gewöhnlich an. In der rechten Hand hält er eine Müllzange und in der linken einen Müllsack. Mit der „Grünen Patrouille“ (Zelená Hliadka) geht er auf Streife und durchkämmt Felder, Gärten und Parkanlagen nach Glasscherben, weggeworfenen Dosen und anderem Unrat. „Im Jahr 2013 haben wir insgesamt 249 Tonnen Müll zusammengesammelt. Das war unsere Bestleistung. Mein Rücken tut immer noch weh.”, sagt Matúš mit einem Lachen in der Stimme. Seit vier Jahren hebt und klärt der frischgebackene Familienvater auf. Anstoß zur Müllsammel-Aktion gab die Eishockey-Weltmeisterschaft der Herren, die in unmittelbarer Nähe zu Matúš Elternhaus ausgetragen wurde. Die Stadtregierung von Bratislava rief alle Bürger auf, ihre Gehwege vor der eigenen Haustür zu kehren. Zusammen mit seinem Bruder zog Matúš – damals noch eingeschriebener Student in den Fächern Europa- und Internationale Studien – durch die Straßen und fand Gefallen an dem Konzept „saubere Stadt“. Was für die Bewohner der Donaustadt ein einmaliger Akt blieb, wurde für Matus zu einer alltagsbestimmenden Herzensangelegenheit.
„Lebo sa nás to týka“ („Weil es uns etwas angeht“), das Motto des Bürgervereins „Grüne Patrouille“ wird mittlerweile von mehr als 80 Mitglieder gelebt, darunter junge Leute, ältere Menschen, Akademiker, Arbeitslose, Aktivisten und Freiwillige. Ihr Einsatz macht nicht beim Einsammeln fremden Mülls halt. Sie legen Gärten an, entfernen illegales Graffiti und bepflanzen verwahrloste Blumenkübel, die zu Aschenbechern umfunktioniert wurden.
Ein Kampf gegen Windmühlen?
„Ich will, dass mein Sohn in einer lebenswerten Stadt aufwächst und dass die Bewohner von Bratislava mehr Verantwortung übernehmen.“, erklärt Matúš. Doch die Resonanz auf die Aufräumaktionen hält sich in Grenzen. Die meisten Reaktionen seitens der Bevölkerung und der Stadtpolitik fallen sogar negativ aus. Mit Sprüchen wie „Der Müll kommt doch sowieso wieder“, „das nützt doch nichts“ würden die Leute ihre eigene Untätigkeit rechtfertigen, meint Matus. Dabei hätte Bratislava helfende Hände bitter nötig. Der Blick ins Ausland schmerzt. Im 60 Kilometer entfernten Wien werden 13 Deponien betrieben, in Bratislava nur eine. Illegale Müllhalden am Stadtrand mit Autoreifen und Schmierölen sind die Folge.
In Hinblick auf den UN-Klimagipfel, der in einigen Tagen in Paris stattfinden wird, zeigt sich Matúš Čupka bescheiden. Vor einiger Zeit hat er zusammen mit seinem Team 15 Mülleimer auf stark frequentierten Plätzen in Bratislava aufgestellt. Für die Stadtpolitik, deren Philosophie „Keine Eimer, kein Müll“, „Keine Bänke, keine Obdachlosen“ lautet, ist Matúš Čupka ein Dorn im Auge. „Dass die Stadt die Mülleimer endlich leert – das wäre mein größter Wunsch für die COP21.“