Männersache: 8 Tipps für Feministen und Verbündete
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Können Männer Feministen sein? Sie können schon - dabei sollten sie aber einige Dinge beachten.
Der Club wird immer größer: Die Schauspieler Daniel Radcliff und Tom Hiddleston gehören dazu, und, würden sie noch leben, auch die Ökonomen John Stuart-Mill und Jeremy Bentham sowie die Philosophen Denis Diderot und Charles Louis de Montesquieu. Sie alle sind, bzw. waren, Feministen. Oder zumindest Sympathisanten feministischer Ideen. Denn die Frage ist ja: Können und dürfen Männer Feministen sein? Schließlich ist Feminismus eine Bewegung von Frauen für Frauen (und diskriminierte Minderheiten). Müssen da jetzt auch noch Männer mitmischen?
Eine einheitliche Meinung gibt es dazu in der feministischen Bewegung nicht. Tatsache ist aber: Geschlechterstereotype und Rollenerwartungen betreffen auch Männer, feministische Anliegen betreffen sie also. Und: Es dürfte schwer sein, eine geschlechtergerechtere Welt zu schaffen, wenn die Hälfte der Menschheit dabei nicht mitmacht oder sogar aktiv dagegen arbeitet. Viele Feministinnen bevorzugen den Begriff „ally“ (Verbündeter) statt „Feminist“. Doch als was auch immer man(n) sich bezeichnen möchte: Wer männlich ist und sich feministisch engagieren will, sollte ein paar Dinge beachten.
1. Check deine Privilegien
Du bist männlich (vielleicht auch noch weiß und heterosexuell) und allein aufgrund dieser Tatsache genießt du im Alltag eine Vielzahl von Vorteilen. Es wird sich kaum jemand fragen, ob du nur einen tiefen Ausschnitt trägst, um befördert zu werden. Und ob du überhaupt qualifiziert dazu bist, dich zu bestimmten Themen zu äußern. Mach dir deine männlichen Privilegien bewusst und hinterfrage sie.
2. Kämpfe gegen alltäglichen Sexismus
Sexismus bedeutet, eine Person aufgrund ihres Geschlechts zu diskriminieren und herabzusetzen - meistens betrifft das Frauen. Nutze also dein männliches Privileg, um sexistische Sprüche und Handlungen sichtbar zu machen. Sag deinem Kollegen oder Freund, wenn du seinen Spruch sexistisch findest und fang dort an, wo du bist: an der Uni, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis.
3. Fordere männliche Stereotype und Verhaltensweisen heraus
Es ist schon hilfreich, einen anderen Typen nicht gleich als „schwul“ zu bezeichnen, weil der den Film Dirty Dancing mag. Oder weil er unsportlich ist. Oder weil er sich die Elternzeit mit seiner Partnerin teilt. Typisch männlich und typisch weiblich gibt es nicht und dementsprechend solltest du andere auch nicht nach vermeintlichen Geschlechtseigenschaften be- bzw. verurteilen.
4. Hör zu und frag nach
Gerade am Anfang gilt: Einfach mal die Klappe halten. Männern haben in unseren Gesellschaften immer eine Stimme, sie gilt als wichtiger als die von Frauen. Akzeptiere also, dass es beim Feminismus auch darum geht, denjenigen eine Stimme zu geben, denen man sonst nicht zuhört. Wenn du dir unsicher bist, was du tun sollst: Frag nach! Und zwar die Feministinnen in deinem Leben. Vielleicht bitten sie dich, dich öffentlich für ein feministisches Anliegen einzusetzen. Vielleicht wollen sie aber auch, dass du dich raushältst. Akzeptiere diese Wünsche.
5. Bilde dich
Ja, Feminismus ist kompliziert und uneinheitlich. Das sollte dich aber nicht davon abhalten, dich mit der Bewegung, mit feministischen Konzepten und Themen auseinanderzusetzen. Keine Ahnung, was „white feminism“ bedeutet? Cis-gender? Intersektionalität? Eine kleine Google-Suche kann helfen. Setze dich mit dem Thema auseinander und bilde dir deine eigene Meinung. Suche nach den Bezügen zu deinem eigenen Leben.
6. Sei dir Mehrfachdiskriminierungen bewusst
Frauen als Gruppe werden diskriminiert, das hast du begriffen. Aber diese Gruppe der Frauen ist alles andere als homogen: Eine lesbische Frau beispielsweise erlebt Diskriminierung auf eine andere Art als eine heterosexuelle Frau. Mehrere Diskriminierungsformen können sich also in einer Person überschneiden. Denk an muslimische Frauen mit Kopftuch, schwarze Frauen oder Trans-Frauen. Sie alle werden nicht nur aufgrund ihres Geschlechts, sondern auch aufgrund anderer Faktoren diskriminiert. Mach dir diese Tatsache bewusst - und gehe nicht davon aus, dass Frauen alle auf die gleiche Art und Weise von Diskriminierung betroffen sind.
7. Benutze das feministische Label nicht als Ehrenabzeichen
Das feministische Label kann sich theoretisch jeder anheften. Kostet ja nichts. Das sollte es aber! Feminismus bedeutet, die Dinge, so wie sie sind, verändern zu wollen. Du willst ein Feminist sein oder zumindest ein feministischer ally? Dann tu auch was dafür! Denn wie auch immer du dich nennst: Was wirklich zählt ist, wie du handelst. Zu einer Podiumsdiskussion sind nur Männer eingeladen? Beschwer dich! Deine dir gleichgestellte Kollegin verdient weniger als du? Sprich es an! Es gibt viele Möglichkeiten, aktiv zu werden.
8. Stell dich darauf ein, dass es ungemütlich werden könnte
Ein Feminist oder feministischer ally zu sein bedeutet Arbeit: Es ist nicht angenehm, mit seinen eigenen Privilegien und Handlungsweisen konfrontiert zu werden. Feminismus ist anstrengend und wenn du dich einmal darauf eingelassen hast, wirst du vielleicht feststellen, dass du einige Dinge in deinem Leben radikal ändern musst. Aber das gehört nunmal dazu.