Magenknurren im Hörsaal
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Torten, Pizza, Camembert: Von Studenten-Magen, die genauso leer sind wie die europäischen Haushaltskassen.
Dass die aktuelle Wirtschaftslage Magenprobleme verursachen kann, ist nichts Neues: Aber warum und wie kommen unsere europäischen Wirtschaftsexperten auf die Idee, uns als Studenten bei jedem Wirtschaftskurs Magenschmerzen mit Kreisdiagrammen zu verschaffen?
So finden kulinarische Köstlichkeiten des Alten Kontinents auch in der Wirtschaft ihren Platz. Wir Studenten haben es dabei aber eher schwer trockenen Wirtschaftstheorien zu folgen, wenn die Professoren verschiedener Nationalitäten kurz vor der Mittagspause Diagramme mit Leckereien und Spezialitäten ihrer Länder erklären.
In Großbritannien lässt der grafische pie [Kuchen, Pastete] den Studis das Wasser im Munde zusammenlaufen. Auch die Polen - mit tort - ebenso wie wir Deutschen mit unseren Tortendiagrammen, träumen vom mittäglichen Sprint in die nächste Bäckerei. Die Franzosen analysieren frei nach dem Motto - Käse schließt den Magen - lieber einen kreisrunden camembert. Die italienischen Analysten können dank der pizza mit einem herzhaften Diagramm die neuesten Zahlen erläutern.
Sagen uns diese Leckereien und Vorzüge der Europäer womöglich etwas über unsere Einstellungen zur Wirtschaft? Die Deutschen, Briten und Polen nehmen es gemütlich und lassen sich den Appetit nicht verderben, wobei unsere südlichen Kameraden ihren süßen Zahn verloren haben und sich für harte Zeiten stärken müssen...
Letztendlich sind die alternativen Benennungen des Diagramms - ob Kuchen, Torten oder Camemberts - wohl aber doch nur auf die einzelnen „Stücke“ und möglichen Anteile des Kreises zurückzuführen, da selbst die Spanier und Italiener wahlweise auch von tarta und torta sprechen. Heutzutage werden in Vorlesungen die verschiedensten Ausdrücke in einen "Topf" gesteckt und ordentlich umgerührt. Denn schließlich möchte ja jeder ein Stück des europäischen Kuchens abbekommen.
Illustration: ©Henning Studte