Madame Bürgermeisterin
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Diese Woche wurde Virginia Raggi (37) erste Bürgermeisterin Roms. Grammatisch gesehen hängt sich somit offiziell das weibliche "-in" an ihre politische Rolle. Diese Angleichung passiert bei uns automatisch. Aber ist das wirklich immer so? Und wie sieht es in anderen Sprachen aus? Wir machen für euch den linguistischen Gender-Check.
Bürgermeisterin, Abgeordnete, Präsidentin. In Italien wurde diese Woche die erste Bürgermeisterin Roms gewählt, so heißt es in den deutschen Medien. Bei uns scheint die Sache klar, sobald eine Frau in die klassiche Männerdomäne der Politik eintritt, ändert sich die Endung. Oder doch nicht? Gibt es denn eine Staatsoberhäuptin? Und warum ist Viriginia Raggi (Fünf-Sterne-Bewegung) eigentlich nicht auch die neue Bürger/-innenmeisterin von Rom? Der patriarchische Aspekt unserer Sprache wird in der deutschen Presse gerne verherrlicht. Nicht dämlich, sondern ziemlich ärgerlich kann man das finden.
In Großbritannien und den USA existiert zwar das Wort "Mayoress", aber generell benutzen die Anglophonen nur den männlichen Titel "Mayor", und das auch, wenn es um eine Frau geht. Das gleiche gilt für Member of Parliament, Secretary, Deputy, Representative. Nur bei der Präsidentschaftswahl in den USA könnte es Probleme geben. "Madame President" würde Hillary Clinton dann wohl heißen. Das ist allerdings schon ein Zugewinn im Vergleich zu Margaret Thatcher, die auf jegliche Rollenbeschreibung verzichten musste und in den Medien oft einfach nur "Mrs Thatcher" genannt wurde. Und was wird eigentlich aus Bill Clinton im Fall der Wahl seiner Frau? Der erste "First Gentleman" des Landes?
Die Italiener scheinen sich nicht ganz einig über ihre eigenen Regeln. Bei den Abgeordneten unterscheiden sie zwischen "il deputato" und "la deputata", genauso wie zwischen "il senatore" und "la senatrice". Im Fall des Bürgermeisteramtes gibt der Duden zwar die Möglichkeit zu "la sindaca", Viriginia Raggi wird allerdings in den meisten italienischen Zeitungen "il sindaco" genannt. Offiziell deshalb, weil man die maskuline Form "neutral" für beide Geschlechter verwende.
Die Franzosen haben kein Problem mit der weiblichen Form "Mairesse" oder "Présidente". Allerdings, la "Première Ministre" existiert nicht, und wird zu "Madame la Premier Ministre", also ein weiblicher Anhang zur maskulinen Rolle.
Auch die Polen haben die gleichen Herangehensweise und machen aus potentiellen Kandidatinnen "Pani Prezydent" (Madame Präsidentin) oder "Pani Burmistrz" (Madame Bürgermeisterin).
Wie wird man dieser sprachlichen Ungerechtigkeit Herr? Am besten gar nicht. Sondern peilt lieber gleich den Posten der ersten Bundespräsidentin an, Ladies.