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London calling: Rocken im Pure Groove und relaxen im Café 1001

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Translation by:

Anne-Marie Frank

Kultur

“The Big Smoke”, wie London auch genannt wird, zeichnet sich nicht nur durch häufigen Regen, sondern auch durch eine sehr lebhafte Musikszene aus. Seit den 1960ern werden hier die neuen musikalischen Trends für Europa und die ganze Welt gesetzt. Auch deshalb gilt die Stadt als Talentschmiede junger Künstler und als Startrampe für etablierte Rock Bands.

Beim Durchstöbern des Londoner Veranstaltungsführers stoße ich auf eine Performance im Pure Groove, einem Plattenladen in Farringdon, der nicht weit von meiner Arbeit entfernt liegt. Ich weiß zwar nicht viel über das Londoner Dance-Pop-Trio Chew Lips, aber ich kenne ihr Pariser Plattenlabel Kitsuné, das genau meinem Geschmack entspricht. Kitsuné produziert Künstler ganz unterschiedlicher Genres, unter anderem so außergewöhnliche Bands wie Digitalism aus Deutschland und Phoenix aus Frankreich.

Auf der Suche nach musikalischen Abenteuern

Die Atmosphäre im Pure Groove gefällt mir sofort. Der ganze Laden ist voll gestellt mit Sesseln und einem Sofa und an der Bar wird italienisches Bier ausgeschenkt. Auf einer kleinen Bühne im hinteren Teil des Ladens sind der Tontechniker und - so vermute ich - die Bandmitglieder noch mit dem Soundcheck beschäftigt. Das Publikum ist bunt gemischt: hippe Londoner und Musikbegeisterte, die nirgendwo ohne Kopfhörer hingehen, alle ungefähr zwischen zwanzig und dreißig. Mittendrin ich, eine einsame Italienerin, die versucht, die sonderbare Londoner Luft, die an diesem Abend herrscht, in sich aufzunehmen.

(Gabriel Green, mit freundlicher Genehmigung von Dan Avery/ puregroove.co.uk)

(Image: David Beech/ davidbeech.co.uk/ myspace.com/chewlips)Der Laden ist noch nicht voll, als eine Sängerin mit dezentem blondem Sechziger-Bob den Beginn des Gigs ankündigt. Schnell finde ich einen Sitzplatz, von dem aus ich die Show gut verfolgen kann. Fast pünktlich betritt das erst 2008 gegründete Londoner Trio die Bühne: Synthesizer, Keyboard, Gitarre und Sängerin sind bereit. Es ist der Sommer des Elektro-Rock, und ich bin mittendrin. Ohne es zu merken, fange ich an, mit dem Fuß im Takt zu wippen. Die Melodien sind eingängig, der Gesang angenehm und die Ausführung einwandfrei. Vielleicht sehe ich hier nicht die nächsten Senkrechtstarter der Rock-und-Pop-Welt (Chew Lips fährt auf der aktuellen Elektro-Retro-Schiene, erfindet aber nichts wirklich Neues), aber ich mag die Band, die der Radio-DJ Steve Lamacq entdeckt hat. Die halbstündige Show vergeht wie im Flug. Nach dem Konzert sehe ich mich im Laden um und nehme alles mit, was ich finden kann: Flyer, Zeitschriften und einige Musikmagazine. Zumindest in musikalischer Hinsicht eher provinziell, fühle ich mich plötzlich wie eine der Figuren aus dem Kult-Buch High Fidelity (1995) von Nick Hornby. Begeistert sage ich mir: „Welcome Licia, this is London!“, stopfe mir alle Magazine in die Handtasche und stürme zum Bus, der mich in die Brick Lane bringt.

Ein Paradies für Musikliebhaber

(Image: Fabbio Venni/ Flickr)Das Londoner East End, genauer gesagt die Brick Lane, ist momentan sehr hip und hat für Musikliebhaber einiges zu bieten. Ich steuere sofort auf das Café 1001 zu, das eine Art Freizeitzentrum für Künstler und, wie ich finde, einfach großartig ist. Mit seiner relaxten, aber ungekünstelten Atmosphäre, die mich an die Bohemiens der 1920er, gehört es seit etwa einem Monat zu meinen Lieblingsplätzen in der Stadt. Es ist Montagabend und der Laden ist daher nicht sehr voll. Ich lasse mich in einem knautschigen alten Ledersessel in der Nähe des Klaviers nieder, um mir all die Flyer aus dem Plattenladen zu Gemüte zu führen. Kaum habe ich mich hingesetzt, wird Debaser (1989) von den Pixies gespielt und ich muss lächeln. Hier in London gibt es noch viel mehr Veranstaltungen, die mich interessieren! Nach den Pixies läuft Vampire Weekend (2008) von A-Punk und ich muss unwillkürlich denken: „Wie gut, dass ich noch kein Rückflugticket habe.“ Ich schlage ein Magazin namens The Fly auf und höre im Hintergrund Every You, Every Me (1999) von Placebo, während ich mich in ein Interview mit Passion Pit, einer amerikanischen Band, die ich vor ein paar Wochen entdeckt habe, vertiefe. Seit ich hier bin, habe ich jeden Tag ein bis zwei neue Bands kennen gelernt, die ausnahmslos alle innerhalb der nächsten acht Wochen in London spielten. Wach’ ich oder träum’ ich?

London ist zweifellos ein Paradies für Musikliebhaber, vor allem wenn man zu denen gehört, die ständig auf der Suche nach den neuesten Sounds und Trends sind. Die schillernde Stadt blendet, betäubt und erschlägt einen manchmal, aber wer als Provinzler hier gelandet ist, wird als anderer Mensch nach Hause kommen. Und das nicht nur in musikalischer Hinsicht.

Pure Groove, 6-7 West Smithfield, Farringdon, London. EC1A 9JX. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12 – 23 Uhr, Samstag und Sonntag geschlossen. Tel: +44 (0)20 7778 9278

Café 1001, 1 Dray walk, 91 Brick Lane, London. E1. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 18 – 24 Uhr, Sonntag 18 – 23:30 Uhr. Tel: +44 (0) 20 7247 9679

Den Cityblog London von cafebabel.com findet ihr hier.

Translated from London Rocks!