Participate Translate Blank profile picture

Lernen mit Orangen

Published on

Berlin

Robert-Bosch-Stiftung, 1. Stock, Plenarsaal. 35 Nachwuchsjournalisten aus elf Ländern kamen hier zusammen. Vom 17. bis 20. Januar wurden sie während der 2. Berliner Babel Akademie von hier aus in Bewegung gebracht. Reportage-Workshop im 3. Stock, Schreibwerkstatt im 4. Stock, Veranstaltungen in ganz Berlin. Vom Weg kam aber niemand ab.

Im Gegenteil: Der Weg in den Journalismus sollte mit Tipps von Medienprofis gefestigt werden.

„Journalismus ist eben auch Handwerk“, sagte Georg Baltissen von der „tageszeitung“ (taz) aus Berlin. Und Handwerk lässt sich lernen. Neben Baltissen, der in seinem Workshop die Textsorten „Reportage“ und „Kommentar“ behandelte, vermittelten auch weitere Dozenten ihr Wissen: Meike Dülffer von der europäischen Presseschau im Internet „eurotopics“, Andreas Metz vom Journalistennetzwerk „N-ost“, Inga Majer von „United Visions“ sowie die „tageszeitung“ (taz)-Journalisten Barbara Oertel, Thomas Eyerich und William Totok.

Feilten in Berlin zwei Tage lang an ihrem Können: 35 Nachwuchs-Journalisten aus ganz Europa.

Für manche Einblicke mussten die Teilnehmer größere Distanzen als nur ein paar Stockwerke überwinden. Der polnische Botschafter Marek Prawda empfing sie im äußersten Westen Berlins, im Stadtteil Grunewald. Die weite Anreise belohnte er mit seiner Offenheit. Zu Zeiten der Kaczynski-Brüder hätten ihm die Türen in Berlin offengestanden, weil Polen ständig im Fokus der Öffentlichkeit war. Dafür habe seine Arbeit allerdings mehr aus Schadensbegrenzung bestanden.

Nicht nur der polnische Botschafter machte sein Land mit den Journalisten bekannt. Auch untereinander lernten sie sich und ihre Länder besser kennen. „Die Akademie hat meinen internationalen Freundeskreis erweitert“, zog Stephanie Lehner aus Österreich ihr persönliches Fazit. Sie wird bald eine Teilnehmerin aus Brno besuchen. Gemeinsames Tanzen und Trinken, zum Beispiel im Restaurant „Hell oder Dunkel“ oder im „Roten Salon“ machten den internationalen Kontakt einfacher. Damit wurde auch eines der Ziele von „Jugend für Europa“ erfüllt: Den Austausch unter jungen Europäern zu fördern. Mit den Mitteln der deutschen Agentur für das EU-Programm „Jugend in Aktion“ wurde die Akademie finanziert.

Selbst noch nach dem Ende der Akademie machen sich zwei Teilnehmer auf ihren Weg: Christiane Lötsch aus Berlin und Pim de Kuijer aus Brüssel gewannen den Journalisten-Wettbewerb, zu dem 27 Artikel eingereicht wurden. Der Preis ist ein Recherchekostenzuschuss. Christiane wird in Lodz die Filmhochschule porträtieren, die auch schon Roman Polanski besuchte. Pim berichtet über die Abstimmung zur Unabhängigkeit des Kosovo. Beide Artikel werden demnächst auf Café Babel erscheinen.

Ob Pim dabei auch über Orangen schreiben wird? „Ich wusste nicht, dass Orangen so inspirierend sein können“, sagte er nach der Schreibwerkstatt mit Andreas Metz. Metz platzierte mehrere Orangen auf seinem Tisch. Dann war die Kreativität der Nachwuchsjournalisten gefragt. Das schult die Schreibe - auch wenn Orangen im Berufsalltag eine eher untergeordnete Rolle spielen.