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Leitartikel - Die europäische Jugend weint

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Translation by:

Anita Westrup

GesellschaftParis Attacks

Die Attentate vom 13. November haben unser Paris ins Mark getroffen. Nicht das Paris der geschichtsträchtigen und prachtvollen Monumente, nicht das Paris der luxuriösen Einkaufszentren, nicht das Paris der stark frequentierten Touristenmeilen. Es ist das Leben in den Vierteln von Paris, das angegriffen wurde. Dort wo wir jungen Europäer abends ausgehen, arbeiten, wohnen, lachen, lieben. 

Mehr als 129 Tote, die Regierung im Ausnahmezustand, parteiübergreifende Einstimmigkeit, dass sich Frankreich im „Krieg“ befindet und leicht beängstigende blau-weiß-rote Flaggen, die unsere Facebook-Profile einfärben. Nach dem langen und schmerzvollen Kater am Wochenende sind wir mit schweren Köpfen am Montagmorgen in die Cafébabel-Redaktion gekommen.

Denn das Paris, das beschossen wurde, war unser Paris, ein kleines europäisches Mosaikstück. Es ist das Paris der Babelianer. Es ist das Paris unserer Reportagen Meet my hood, das Paris am Canal Saint-Martin, wo wir uns mit Freunden auf ein Bier treffen, das Paris der urigen Bars, in denen Jung und Alt zusammenkommen, das Paris der Rue de Charonne, wo sich Dönerbuden und schicke Restaurants die Klinke in die Hand geben, das Paris der Konzertsäle in der Nähe vom Place de la République, in denen Künstler und Fans aus der ganzen Welt zusammenfeiern.

Es ist auch das Paris der anderen Seite, jenseits der ringförmigen Stadtautobahn, das getroffen wurde. Im Stade de France, wo sich Sportler spannende Partien liefern.

Dieses multikulturelle und intellektuelle Paris, das den Blick nach vorne gerichtet hat und nie still steht. Das Paris von Cafébabel, das jungen Leuten aus allen Ecken Europas eine Stimme gibt. Alles was wir an Paris lieben, verabscheuen die islamistischen Terroristen.

Ein Attentat auf die Jugend?

Wir wurden mitten ins Herz getroffen. Es ist ein makabres und beängstigendes Gefühl, die Zielscheibe dieser Attacke gewesen zu sein. Viele junge Menschen wurden erschossen. Das hätten auch wir sein können. Diejenigen, die von den Kugeln getroffen wurden, waren leider oft die Freunde von Freunden. Dieses Attentat ist ein Attentat auf unsere Generation. Es hätte noch brutaler ausfallen können, wenn die Terroristen ins Stade de France in Saint-Denis eingedrungen wären.

Bereits im Januar 2015 verübten die Terroristen einen Anschlag auf Charlie Hebdo und griffen damit die Presse- und Meinungsfreiheit an. Ihr Ziel: „Den Propheten zu rächen“. Mit diesem perfiden Akt wollten sie einen Keil zwischen Muslimen und Nichtgläubigen treiben.

Diese Attacke, die an sechs verschiedenen Orten in Paris stattfand, hat unsere Lebensart ins Visier genommen. Es ist ihnen gelungen Angst und Schrecken zu verbreiten, doch unsere Werte und Lebensenergie lassen wir uns nicht nehmen.

Nach London, Beirut, Madrid, Tunis, Oslo und Istanbul ist Paris für viele junge Europäer ein Symbol für Freiheit, Unbeschwertheit, Kreativität und Toleranz.

Bei Cafébabel wollen wir die ganze Vielfalt dieser Jugend zeigen, die nicht in Landesgrenzen denkt, der Welt offen und tolerant gegenüber steht und friedlich zusammenleben möchte.

Auf Gewalt, Blut und religiösem Obskurantismus lautet unsere Antwort: Offenheit, Dialogbereitschaft und Demokratie. Den jungen Europäern wollen wir eine Stimme geben. Denn die Terroristen werden nicht das letzte Wort haben. Sie werden uns nicht auseinander bringen. Sie werden es niemals schaffen, uns unsere Lebensfreude zu nehmen.

Translated from Editorial - Ce vendredi 13 novembre, c’est la jeunesse européenne qui pleure