Komikazen: per Comic durch Europa
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laura wilfingerNeorealismus 2.0: innovative Tendenzen, wenig Geld und internationale Stars auf dem dritten internationalen Reality Comic-Festival in Italien.
Komikazen geht in die dritte Runde: In Ravenna fand vom 12. bis 13. Oktober wieder das Reality Comic-Festival statt. Zwei Tage volles Programm, um Autoren und Verleger zu treffen und die Vernissagen der Ausstellungen zu besuchen, die noch bis 2. Dezember laufen. Eine bunte Rundreise über den Alten Kontinent.
Europa zeichnet
Komikazen Fotogalerie
Wie sieht also das Europa aus, das der zeitgenössische Comic zeichnet? Hier darf man kein eindeutiges Bild erwarten. "Meistens illustrieren die Autoren persönliche Erfahrungen, Anekdoten aus ihrem Leben", erklärt Elettra Stamboulis. Zusammen mit Gianluca Costantini ist sie Kuratorin des Festivals.
Trotzdem weisen diese Erfahrungen auf gemeinsame Probleme: Geldsorgen, die üblichen Schwierigkeiten, den Comic als Kunstform durchzusetzen, die Suche nach dem passenden Ambiente. Junge Comic-Revuen wie Stripopeka aus Sarajevo, aber auch erfahrene Streiter wie Le dernier cri haben dem überlaufenen Paris den Rücken gekehrt und sind nach Marseille abgewandert. Probleme, die auch der Journalist und Comic-Kritiker Paul Gravett beklagt, der für sein Comica Festival in London nach neuen Talenten sucht.
Es gibt aber auch mutige Vorstöße, wie die Hardcomics, "eine unglaubliche Entdeckung, wie aus dem Nichts aufgetaucht", so Tommi Musturi von Glömp. An Ideen, um die alternative Comicszene auszubauen, mangelt es nicht. Elettra plädiert daher für "ein europäisches Netzwerk, ein Blog, über den wir Kontakt halten können, schulemachende Ausstellungen und Zuschüsse aus Europa."
Gravett geht noch weiter: Er plant einen Comic mit austauschbaren Sprechblasen, die sich je nach Sprache einsetzen lassen. "Schau dir die ausgestellten Arbeiten an", sagt er, während er die Zeichnungen von Honey Talks betrachtet, "die so interessant sind, dass man sie in der eigenen Sprache lesen können sollte". Pakito Bolino von Le dernier cri stellt sich mehr eine interaktive Europakarte vor, auf der man die Neuigkeiten aus der alternativen Szene der unterschiedlichen Länder verfolgen kann. Das klingt nach vielversprechenden Perspektiven für die alternative Comicszene. "Ich habe viele Ideen gesammelt", sagt der schweigsame Kostas Maniatopoulos von Babel, "aber ich fürchte, dass zu Hause alle wieder in den Alltagstrott verfallen und kaum etwas verwirklicht wird."
Pakito Bolino inszeniert den krönenden Abschluss des Festivals mit einer nächtlichen Performance, mit Improvisation auf dem Schlagzeug, Videoprojektion und Absinth für alle Besucher der Ausstellung von Le dernier cri - das kam gut an beim Publikum und auch bei Ho Che Anderson (LINK: http://www.hocheanderson.com/), dem Superstar aus Kanada, der das Leben Martin Luther Kings als Comic gezeichnet hat und zum ersten Mal in Italien zu Besuch war.
Europas Comic-Landkarte
Auf dem Balkan: Kunst aus dem Bienenstock
Im rumänischen Bukarest müht sich die Revue Hardcomics darum, die Comic-Kultur in einem Land durchzusetzen, das sie bisher erfolgreich ignoriert hat. Zwei Länder des ehemaligen Jugoslawien sind diesbezüglich bereits einen Schritt weiter: Während Stripburger aus Ljubljana sich schon seit 1992 einen Namen gemacht hat, ist seit diesem Jahr Stripopeka aus Sarajevo mit einer Plattform für bosnische Autoren im Internet aktiv. Stipopeka gilt inzwischen als Kapazität und hat einige vielbeachtete Initiativen gestartet. So auch ihre jüngste Produktion: Honey Talks zeigt eine Reihe von Bildergeschichten, die eine slowenische Tradition zu neuem Leben erwecken. Sie bemalen Holztafeln von Bienenstöcken.
Wenn wir auf der Balkanhalbinsel gen Süden wandern, treffen wir in Athen auf die Zeitschrift Babel, die seit 1981 nicht nur für ihre Comics, sondern auch für Grafik und journalistische Enthüllungen bekannt ist und seit 1996 das gleichnamige Festival organisiert.
Im Mittelmeerraum: Siebdruck in limitierter Auflage
Auf einer Kreuzfahrt durch das Mittelmeer landen wir zunächst in Italien bei den Individualisten des Inguine MAH!gazine und den Zeichnerkollektiven Canicola und Monipodio. In Marseille begegnen wir den Fantasten von Le dernier cri, eine Revue, die eine eindrucksvolle und vor allem teure Reihe von Siebdrucken in limitierter Auflage produziert hat. Schließlich erreichen wir Portugal, dessen blutleere Szene sich um Chili com carne gruppiert.
Im Norden Europas: Nordlicht von Glömp
Wen die Neugier bis nach Finnland treibt, den erwartet ein wahrhaftiges Feuerwerk der Farben in einem Comic-Magazin namens Glömp. Tatsächlich hat der Comic in Finnland Tradition. Es gibt dort ein bekanntes internationales Festival in Helsinki und seit 1971 eine Gesellschaft, die sich der Förderung der Comics verschrieben hat, die Finnish Comic Society. Etwas südlicher gelangen wir schlussendlich in die holländische Zone 5300.
Sehen Sie das Video zum Festival
© Edizioni del Vento
Translated from Komikazen: quando in Europa il fumetto è indipendente