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„Klosterneuburg hilft“ Flüchtlingen: Und Wie!

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Wien#OpenEurope

In Österreich ist die Flüchtlingsthematik derzeit in aller Munde. Besonders die erschreckenden Zustände in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen werden zu Recht in den Medien kritisiert. Wo die Politik versagt, packen aber Menschen an. Einige Flüchtlinge finden derzeit auch in der Magdeburg-Kaserne in Klosterneuburg Unterkunft.

Klosterneuburg liegt in unmittelbarer Nähe zu Wien und hat ca. 25.000 Einwohner. In der Magdeburg-Kaserne sind 200 bis 250 Asylwerber untergebracht. Sie kommen hauptsächlich aus Syrien, Afghanistan, Irak, Somalia. Derzeit sind mehr als die Hälfte der Bewohner sogenannte "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge". Das heißt, Jugendliche unter 18 Jahren, die alleine nach Österreich gekommen sind.

Die Initiative Klosterneuburg hilft wurde im November 2014 lanciert. Die Facebook-Gruppe, eine Antwort auf von vornherein ablehnende Stimmen gegen eine Unterbringung in der Kaserne, gab sogar noch vor der Ankunft der Flüchtlinge den offiziellen Startschuss. Seit Dezember 2014 vernetzen sich nun die Bewohner der Stadt und leben mit regelmäßigen unentgeltlichen Aktivitäten sowie Unterstützung im Alltag eine vorbildliche Willkommenskultur.

Man merkt, dass die Initiatoren der Initiative noch manchmal selbst überrascht sind, welchen Zuspruch sie und ihre Aktionen finden. Vor allem auch, dass öffentliches Interesse da ist, über inspirierende zivilgesellschaftliche Initiativen zu berichten. Denn ähnliche Aktionen sprießen auch im Rest Österreichs beständig weiter (übrigens will und wird man sich auch untereinander vernetzen, mehr Infos dazu hier).

So hat der Kurier derzeit sogar ein Voting zur "Integrationsgemeinde 2015" mit begleitenden Berichten gestartet. Sabine Gösker, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, sagt: „Bei der Gründung der Facebook-Gruppe zögerte ich kurz und dann dachte ich mir: Es kennt mich ja sowieso niemand. Die ersten Interview-Anfragen von Medien habe ich dann noch abgelehnt. Bis mir klar wurde: Das ist gut!“

Die Tatsache, dass es sich bei der Magdeburg-Kaserne um eine Unterbringung im Rahmen des Zulassungsverfahrens (Erstprüfung, ob Österreich für Asylverfahren zuständig ist) handelt, erschwert die Situation für alle Beteiligten. Die Menschen bleiben nur wenige Wochen bis Monate, bevor sie entweder in andere permanente Quartiere in Österreich ("Grundversorgung" - während der Dauer des Asylverfahrens) aufgenommen oder aber in andere Länder abgeschoben werden. Die "weiße Karte", die die Zulassung zum Asylverfahren in Österreich bedeutet, ist für viele da schon ein Segen, obwohl die Prozedur dadurch noch lange nicht beendet ist.

Die Initiative „Klosterneuburg hilft“ arbeitet daran, die Wartezeit für die Flüchtlinge zu verkürzen und sinnvoll zu gestalten. Vor allem Deutsch zu lernen ist ein großes Bedürfnis. Und der Lernwille ist groß, die Angebote werden gern angenommen. So werden als konkrete Aktionen der Hilfsbereitschaft und Integration unter anderem einige wöchentliche Deutschkurse, regelmäßige Spaziergänge und Begleitungen organisiert. Die Moderatorin des Vernetzungstreffens am Mittwochabend, Caroline Kling, fasst das so zusammen: „Reden, einfach reden. Ansprechpartner sein und so herausfinden, was man in der konkreten Situation tun kann, um dem Flüchtling zu helfen.“ Eine gute Möglichkeit ein Teil der Gemeinschaft zu werden, ist die Teilnahme am Mal-Atelier im Essl Museum: für viele jeden Freitag ein wichtiger Fixpunkt der Woche. Bei diesem Atelier, so die Teilnehmenden, sind schon erstaunliche Talente junger Künstler zum Vorschein gekommen.

Zunächst war es wichtig Kooperation aufzubauen. Besonders die Zusammenarbeit mit der Betreibergesellschaft der Kaserne galt es auszuloten, berichten die Initiatoren der Initiative „Klosterneuburg hilft“. Mittlerweile hat sich auch diese gut eingespielt. Nun ist den Helfern auch der Zugang zur Kaserne offen, wenn auch begrenzt auf Personen, die vorher auf eine Liste eingetragen wurden (derzeit bis zu 15 Personen). Nun gibt es auch ein Gebäude am Kasernen-Gelände, den "Freiraum", das  als Räumlichkeit für Deutschkurse und Ähnliches genutzt werden kann.

Wer sind die Menschen, die sich engagieren? Katalin ist gebürtige Ungarin, war Junioren Tischtennis-Meisterin und ist mit einem Ex-Syrer (wie sie sagt) verheiratet. Eine andere Engagierte ist gerade erst aus dem Ausland zurück, macht seit 1999 Capoeira und möchte diesen Sport auch den Flüchtlingen näher bringen. So vielfältig die Hintergründe sind, das gemeinsame Projekt lässt eine schöne Gemeinschaft entstehen.

Tatsache ist, die Gewaltkonflikte in vielen Weltregionen sind real. Die Menschen, die es bis nach Österreich geschafft haben, müssen und wollen hier ein neues Leben in Frieden beginnen. Jeder kann und sollte seinen Teil dazu beitragen, dies zu ermöglichen und zu erleichtern. Und damit heute beginnen!

Mehr Infos auf der Website der Initiative http://www.klosterneuburg-hilft.at/ und auf Facebook (gleich vernetzen und damit unterstützen).