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Kino aus Bosnien-Herzegowina: "Na Putu - Zwischen uns das Paradies" von Jasmila Zbanic

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n- ost

Kultur

Vor vier Jahren gewann die bosnische Regisseurin Jasmila Zbanic mit ihrem Debütfilm Grbavica - Esmas Geheimnis überraschend den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele. Auch ihr neues Werk Na Putu- Zwischen uns das Paradies hat kontroverses Potential. Der Film erzählt vom Islamismus und der Entfremdung eines Paares.

Oberflächlich betrachtet sind Luna (Zrinka Cvitesic) und Amar (Leon Lucev) ein ganz normales Paar Mitte 30 im heutigen Sarajevo. Sie arbeitet als Flugbegleiterin, er ist Fluglotse. Sie sind zufrieden und glücklich miteinander, nur ein Kind fehlt noch. Amars exzessiver Lebensstil macht das nicht einfacher. Der ehemalige Soldat fühlt sich mit seinen alten Kumpels am wohlsten und versucht, seine unsichtbaren Kriegswunden im Alkohol zu ertränken. Als er eines Tages bei der Arbeit beim Trinken erwischt wird, wird er vom Dienst suspendiert. Zufällig trifft er auf seinen alten Armeekameraden Bahrija (Ermin Bravo), der ihm einen Job im Sommercamp der Wahhabiten, einer streng muslimischen Sekte, anbietet. Amar nimmt ihn trotz Lunas Bedenken an. Nach seiner Rückkehr ist er nicht mehr derselbe. Zwar hat er aufgehört zu trinken, sucht dafür sein Heil jedoch in der streng konservativen Auslegung des Koran und versucht auch Luna von der Richtigkeit seiner neuen, alten Wahrheiten zu überzeugen. Nach und nach entfernen sich die beiden voneinander.

In ihrem aktuellen Film Zwischen uns das Paradies erzählt Jasmila Zbanic von der Entfremdung eines Paares. Dabei ging es ihr vordergründig gar nicht um die politische Dimension der Geschichte: „Da sind zwei Menschen, die sich lieben, und einer der beiden wird radikal, egal in welcher Hinsicht. In den 1980ern hätte ich Amar vielleicht zu einem radikalen Kommunisten gemacht. Mich hat bei diesem Film die Veränderung im Innern einer Person interessiert. Der Islam ist dabei mehr eine Metapher“, sagt sie.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung vor allem auch in Bosnien und Herzegowina, wo der Islam mehr und mehr an Einfluss gewinnt, macht dieser Aspekt den Film jedoch gerade spannend. Zbanic zeigt nämlich genaue Einblicke in das Leben der Wahhabiten. „Der Film hat in Bosnien Diskussionen angestoßen, die vorher noch nicht geführt worden waren“, so Zbanic. „Vorher wurde dieser Radikalismus immer nur schwarz-weiß porträtiert. Diese Leute wurden nicht als Menschen betrachtet, man hat nicht versucht, mit ihnen in einen Dialog zu treten. Es gab immer nur Gegenpropaganda, aber man hat sich nie bemüht herauszufinden, warum sie so geworden sind.“

Zbanics Film ist kein politischer. Im Focus steht die Geschichte der beiden Liebenden, die sich langsam voneinander entfernen. Ein wunderbares Schauspielerensemble, allen voran Zrinka Cvitesic als Luna, macht das eindringlich nachvollziehbar. In ruhigen, stimmigen Bildern bleibt die Regisseurin ganz bei ihren Figuren und zeigt nebenbei auch, dass das Leben in Sarajewo sich nicht wesentlich von dem in anderen europäischen Großstädten unterscheidet. Vielleicht ist dieser Film nicht der ganz große Wurf, so wie Esmas Geheimnis, aber er berührt auf eine subtile, stille Art und Weise und wird auch in Deutschland [Kinostart 2. September 2010] zu Diskussionen anregen.

Na Putu - Zwischen uns das Paradies, Bosnien-Herzegowina/Österreich/Deutschland 2010, Regie Jasmila Zbanic, Darsteller: Zrinka Cvitesic, Leon Lucev, Ermin Bravo

Die Autorin dieses Artikels, Ingrid Beerbaum, ist Mitglied des Korrespondenten-Netzwerkes n-ost.

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