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Killed By 9V Batteries & Extraperlo: Café Label im März

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Kultur

Paris-Berliner Maschinenrock, Kontinentalfrühstück aus Barcelona und österreichische Tellerwäscher - der Musikfrühling ist vielfältig! Die cafebabel Musikagenda für März.

Ania et le programmeur: Die Kirsch(e) auf dem Kopf

Achtung, jetzt wird es anstrengend: elektronische Beats, Synthesizer, laute Gitarren und immer wieder Vocals, die in den schlimmsten Momenten an hysterische Fußballkommentatoren erinnern. Dennoch hat das Debütalbum des Berlin-Paris Duos irgendetwas für sich. Der „Maschinenrock“ hat eine Energie, die auch die letzte Frühjahrsmüdigkeit mit einem Schlag wegputzt und die dadaistisch anmutenden Texte sind zwar gewagt, passen aber irgendwie wie die Faust aufs Auge. Diese Platte macht einfach Spaß, vorausgesetzt, man mag Krach, Chaos und Anarchie.

Label: Jazz Universal

Various Artists: Kristall Lounge Vol.1

So langsam versucht sich der Frühling, zumindest in einigen Teilen Europas, nach vorne zu kämpfen. Während sich viele Sonne und Vogelzwitschern herbeisehnen, vermissen die anderen bereits jetzt schon das Knirschen des Schnees unter den Schuhen und den heißen Kakao vor dem Kaminfeuer. Für Vertreter beider Lager gibt es jetzt Abhilfe: mit der Compilation Kristall Lounge kann mit entspannten Tracks der bekanntesten Chillout-Künstler wie Ibiza Sunset oder Johannes Huppertz sowohl der Hüttengemütlichkeit als auch dem gepflegten Abhängen am Pool gefrönt werden. Aber Achtung, diese Loungemusik ist nichts für den Frühjahrsputz, sondern verführt eher dazu, noch ein bisschen länger liegenzubleiben.

Label: Highscore Music

Killed By 9V Batteries: Escape Plans Make It Hard To Wait For Success

Diese drei jungen Österreicher haben definitiv einen an der Waffel. Auf ihrer Webseite ist zu lesen, dass sie eigentlich Tellerwäscher sind, was sich in ihren Texten zunächst bestätigt, bevor man sich dann doch dafür entscheidet, ein Monitor zu sein. Das klingt sehr experimentell und gewagt. Die Musik ist dagegen fast schon konventionell: Gitarrenindiepop mit Reminiszenzen an die Helden der alternativen Szene der 1980er und 90er Jahre wie Dinosaur Jr. Oder My Bloody Valentine. Das Rad wird mit Escape Plans Make It Hard To Wait For Success nicht neu erfunden, aber schön anzuhören ist die Platte dennoch. Zudem ist es auch mal angenehm, wenn eine Band sich keinen Deut um aktuelle Trends auf dem Musikmarkt kümmert, sondern einfach ihr Ding durchzieht - mit Leidenschaft.

Label: Siluh

Sophie Hunger: Monday’s Ghost

In der Schweiz ist sie schon längst ein Star, doch nun hat sich die 25-jährige Sängerin und Komponistin aus Bern vorgenommen, auch den Rest der Welt mit ihrem so unverwechselbaren Bluespop zu erobern. Dass das gelingen wird, dafür spricht einiges: melancholische Lieder, Vergleiche mit Feist und Cat Power, eine unverwechselbare Stimme und eine unverkrampfte Herangehensweise, zum Beispiel beim Covern von Bob-Dylan-Songs. Dazu kommt eine Authentizität auf der Bühne und im wahren Leben, wie man sie bei jungen Künstlern selten findet: Sie schreibt einen offenen Brief an Madonna, in dem sie deren artifiziellen Veränderungswahn kritisiert. Sophie nervt „die latente Schmach, als Europäer Nichteuropäer zu sein.“ Und das macht auf jeden Fall Hunger nach mehr.

Extraperlo: Desayuno Continental

Kontinentales Frühstück für alle! Das wünschen sich zumindest die Mitglieder des Quartetts Extraperlo aus Barcelona. Beim anhören der Platte kann man sich so richtig vorstellen, mit einem Milchkaffee, Marmeladenbrötchen und Orangensaft beim Hotelfrühstück in Europas Süden zu sitzen. Angenehme, ruhige Klänge, etwas Lounge, etwas Latin, etwas Indie. Manchmal fühlt man sich etwas an Afropop erinnert, ein Element, das momentan bei so vielen Bands wieder im Kommen ist. Manchmal passt die Stimme des Sängers nicht so ganz ins Konzept und wirkt ein bisschen zu sehr gehetzt für diesen chilligen Sound. Alles in allem ist Desayuno continental aber ein annehmbarer Soundtrack für einen Sommer unter Palmen.

Label: Mushroom Pillow