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Jugendarbeitslosigkeit: Newspeak in der EU-Fiktion?

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Translation by:

Katha Kloss

Gesellschaft

Am Dienstag, den 28. Mai, haben sich in Paris die großen Staats- und Regierungsoberhäupter der EU versammelt – François Hollande empfing u.a. Mario Monti, Wolfgang Schäuble und Mariano Rajoy, um einen New Deal gegen die grassierende Jugendarbeitslosigkeit auf dem Kontinent vorzustellen. Einblick in einen Feuilleton auf Esperanto, bei dem die Fiktion die realitât schnell abgehängt hat.

Im Europa der 27 gibt es heute 5,96 Millionen junge Menschen unter 25 Jahren, die keine Arbeit haben. Das ist eine Million mehr als die Bevölkerung von ganz Irland. Es handelt sich dabei um die offiziell, in jedem Land registrierten Arbeitslosenzahlen, denn in Wirklichkeit ist die Dunkelziffer sicherlich noch um einiges höher. Alarmierend klingen die fast 6 Millionen trotzdem. Das haben auch die europäischen Staatsoberhäupter begriffen und sich am gestrigen 28. Mai in Paris bei François Hollande getroffen, um mal wieder neue Wege aus der Krise zu diskutieren.

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy (Partido Popular) fragte sich während des Treffens, warum die EU nun eigentlich die einzige Region der Welt sei, in der die Wirtschaft nicht wächst, während der französische Präsident Hollande von der Notwendigkeit sprach, Kredite für kleine und mittlere Unternehmen zu beschleunigen, um so schnell wie möglich neue Arbeitsplätze zu schaffen. Worte über Worte. Ihr habt richtig gelesen, das ist ein bisschen, als würde man offenbaren, dass sich die Erde um die Sonne dreht.

Nach der Konferenz im Elysee-Palast wartete eine Horde junger spanischer Demonstranten, mit ihren Reisepässen und Universitätsabschlüssen wedelnd, auf den spanischen Ministerpräsidenten, um auf die miese Joblage ihrer Generation aufmerksam zu machen. Die EU-Politik sei an allem schuld und habe sie dazu gezwungen, ihr Land zu verlassen, sagen sie.

Einige Stunden zuvor hatte sich Hollande mit dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble getroffen, um den so genannten New Deal for Europe, einen Katalog mit Vorschlägen gegen die Jugendarbeitslosigkeit vorzustellen. Darin ist von 6 Milliarden Euro die Rede, um diese „außergewöhnlich hohe Arbeitslosenrate“ zu bremsen, die in den Worten des französischen Präsidenten eine „generationsübergreifende Katastrophe“ darstelle.

Trotzdem bleibt es irgendwie schwierig zu glauben, dass sich die Damen und Herren Politiker bei der morgendlichen Rasur tatsächlich um die Jugend des alten Kontinents scheren, stellt doch besagte Summe gerade einmal 0,005% des BIP der Europäischen Union dar. Zwei Minuten und ein Taschenrechner genügen, um zu sehen, dass die Fonds, die zur Verfügung gestellt werden sollen, gerade einmal 150,5 Euro jährlich pro arbeitslosem Jugendlichen repräsentieren. 

Newspeak 2013

Von allen EU-Ländern ist Spanien eines mit der größten Arbeitslosenrate. In Paris hat Rajoy nur den Handlanger gespielt. Der spanische Regierungschef hätte sich seine Rolle ruhig ein bisschen mehr zu Herz nehmen können. Das Bild ist glasklar: von den 10 Regionen mit der höchsten Arbeitslosenquote der EU, befinden sich fünf in Spanien: Ceuta (70,6%), die Kanaren (62,6%), Andalusien (62,5%), Extremadura (61,6%) und Melilla (60,4%). Rajoy, dem kein Running-Gag zu schade ist, wagte sich sogar an die Orwellsche Kunstsprache Newspeak: „Ein negatives Wirtschaftswachstum“ breite sich in der Eurozone aus, sagt er.

Gleichzeitig ist Rajoy nicht zögerlich mit der Aussage, dass die Sparpläne von Madame Merkel der Master-Plan seien und macht sich null Sorgen darüber, ob dieser nun eine adäquate Lösung für eine Generation darstelle, die immer noch darauf wartet, von den Eltern unabhängig und ein eigenständiger Bürger zu werden. Kurz und gut, gestern haben viele Staatsgrößen von vielen anderen Staatsgrößen geplaudert und hier und da Namen eingeworfen, ohne dabei tatsächlich die 6 Millionen jungen Menschen zu thematisieren, die in Europa heute ohne Erwerb sind. Newspeak?

Illustrationen: ©España en París/ Offizielle Facebook-Seite

Translated from Empleo joven, el nuevo capítulo en la novela de ficción de la UE