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Jason Selvarajan: Die Endlosdusche

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Translation by:

Anita Westrup

Impact21 FacesUmwelt

Wasser laufen zu lassen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu bekommen? Die Erfindung eines jungen Finnen macht’s möglich. Jason Selvarajan hat einen Recycling-Wasserkreislauf entwickelt, mit dem man sich stundenlang abbrausen kann. Wir haben mit dem Tüftler gesprochen.

Einige Leute singen unter der Dusche, andere haben geniale Einfälle. Mit 10 Jahren gehörte Jason Selvarajan bereits zur letzteren Kategorie. „Ich stand eines Tages unter der Dusche, habe mich eingeseift, dann abgespült und als das klare Wasser an meinem Körper herunterlief, habe ich mich gefragt: ‚warum recyceln wir das Wasser nicht?‘“, erinnert sich der finnische Ingenieur. Anstatt Erwachsene mit seiner Frage zu löchern, hat Jason die Sache selbst in die Hand genommen und Showerloop, eine „Endlosdusche“, erfunden.

Wasser (wieder)verwerten

Durchschnittlich verbraucht der Mensch bei einer Badezeit von 10 Minuten etwa 100 Liter Wasser. Ein Zehntel würde er mit Jasons Erfindung benutzen und müsste dabei noch nicht einmal auf die Uhr schauen. Technisch basiert Jasons Innovation auf einem Kreislaufsystem, dem sogenannten Showerloop, das kontinuierlich die gleichen 10 Liter wiederaufbereitet: Das benutzte Duschwasser wird mittels einer Pumpe hochgepumpt und durch verschiedene Mikrofaser-, Sand- und Aktivkohle-Filter geschleust. Anschließend wird es mit UV-Strahlen desinfiziert und in den Brausekopf zurückgepumpt. „Das gereinigte Wasser ist bakterienfrei und meistens sauberer als Leitungswasser“, sagt Jason mit Nachdruck

Auch wenn der 29-jährige Umweltingenieur einen echten Öko-Geistesblitz hatte, hält er sich nicht für ein Genie. „Wir klären schon seit langer Zeit unser Wasser“, erklärt er und fügt hinzu: „Ich glaube, dass wir die notwendigen Technologien bereits besitzen, um ein nachhaltigeres Leben zu führen. Wir müssen sie nur miteinander kombinieren und sie uns wieder aneignen“. Er ermuntert jeden seinem Beispiel zu folgen und veröffentlicht seine Techniken auf seiner Internetseite. Zusammen mit seinem Kollegen Edouard arbeitet Jason gerade an einem Bausatz à la Ikea, mit man seine eigene Showerloop zusammenbauen kann. 1000 Euro, etwas Materialkosten und ein wenig guten Willen – mehr braucht es nicht, um die ökologische Dusche auch in den eigenen vier Wänden zu installieren.  

Das Erklärvideo zum Projekt.

Das Problem bei der Wurzel packen

Jasons Idee kommt an. Aus Frankreich, Deutschland, Kanada und sogar Südafrika habe er schon Anfragen bekommen, sagt er begeistert. Von institutioneller Seite ist das Interesse an dem im Jahr 2012 entwickelten Projekt jedoch gering. Bis auf den Rückhalt seiner alten Universität in Helsinki steht Jason praktisch alleine da - keine Subventionen, keine anderweitigen Hilfen. Jason ist kein Freund großer Veranstaltungen und Messen, die unter einem politischen oder ökologischen Motto wie die COP21 in Paris stehen. Sein Fehlen auf diesen Events könnte der Grund für die ausbleibende Unterstützung sein. „Seit 30 Jahren wissen unsere Politiker, dass es unserem Planeten schlecht geht“, sagt er nüchtern. Pessimismus kann man Jason aber nicht vorwerfen: „Ich war vorher politisch sehr aktiv, doch dann ist mir bewusst geworden, dass ich Dinge leichter mit konkreten Projekten, die unseren Verbrauch betreffen, ändern kann.“

Der Begründer von Showerloop ist in einem Land aufgewachsen, in dem Wasser gewiss keine Mangelware ist. Auch deshalb möchte er Andere zu verantwortungsvollerem Handeln animieren. Und sein Engagement macht nicht im Badezimmer halt. „Duschen macht 30% des häuslichen Wasserverbrauchs aus“, legt Jason dar. Auf lange Sicht würde er gerne einen Kreislauf für den gesamten Haushalt konzipieren. Das Duschwasser könnte in der Waschmaschine, in der Toilette oder im Garten zum Einsatz kommen. „Wir können noch so viel Geld einsparen“, versichert er mit einem Kopf voller Ideen.

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Dieses Porträt ist Teil unseres cafébabel-Projekts #21faces im Rahmen der Weltklimakonferenz COP21 in Paris.

Translated from Jason Selvarajan : une douche sans fin