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Ixcanul: Von starken Frauen zwischen zwei Welten

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Berlin

Maya-Traditionen versus westliche Kultur: Der Film Ixcanul von Jayro Bustamente zeigt das Leben einer jungen Maya, die am Scheideweg steht. Der Silberne Bär (Alfred Bauer Preis) der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin geht für die neuen Perspektiven, die dieses Filmdebüt eröffnet, an Ixcanul. Eine Filmkritik.

Mariá wird von ihrer Mutter mit bunten Kopfschmuck und einem Schleier für ihre Hochzeit ausstaffiert. Sie legt den bunten Haarschmuck an.

Der Film Ixcanul zeigt das Leben der María (María Mercedes Coroy), einer Kakchiquel-Maya, die bei ihren Eltern am Rande des aktiven Vulkans Ixcanul in Guatemala lebt und auf einer Kaffeeplantage arbeitet. Die 17-Jährige soll mit dem Vorarbeiter der Farm Ignacio (Justo Lorenzo) verheiratet werden. Doch Maria will ihr Schicksal nicht akzeptieren und wissen, was für ein Leben hinter dem Vulkan ist. Die junge Frau versucht aus ihrem scheinbar vorgeschriebenen Leben auszubrechen. 

Und Pepe (Marvin Coroy), ein Kaffeepflücker, scheint der Ausweg zu sein. Denn dieser plant in die USA zu fliehen. Sie verführt ihn, um mit ihm gehen zu können, doch Pepe verschwindet einfach. María bleibt allein, schwanger und von der Gesellschaft verachtet zurück. Ihre Mutter (María Telón) versucht daraufhin mit allen Mitteln eine Abtreibung durchzuführen. Doch María bleibt schwanger. Als die junge Frau von einer Schlange gebissen wird, bringt ihre Familie sie sofort in ein Krankenhaus gebracht. Maria wird gerettet, doch ihr Kind scheint tot zu sein. 

Der Regisseur Jayro Bustamante zeigt mit Ixcanul ein eindrückliches Bild des täglichen Lebens der Maya heute: Opfergaben am Rande des Vulkans, Tortillas backen oder Haarschmuck anlegen – ein Leben, das von Einfachheit und Routine geprägt ist. Doch genau das macht den Film interessant: Ixcanul holt den Zuschauer sehr nah an die Gesten, Traditionen und Riten der Mayakultur in Guatemala heran, dieser lernt sie im Detail kennen. Nahe Kameraeinstellungen unterstützen dies und rufen einen fast schon dokumentarischen Charakter hervor. Da passt es, dass Mayas Bustamente in Workshops von ihrem Leben erzählten. Dabei lernte der Regisseur den besonderen Umgang der Frauen mit den Ritualen ihrer Mütter und Großmütter kennen. 

Filmtrailer: Ixcanul (2015)

Doch es sind nicht nur diese häuslichen, meist weiblichen Rituale, die den Film ausmachen. Er erzählt auch vom gescheiterten Leben einer jungen Frau. Obwohl Maria zunächst versucht, ihr eigenes Leben zu ändern und ihre Zukunft in die eigene Hand zu nehmen, ist sie nicht erfolgreich. Nachdem scheinbaren Tod ihres Kindes, stellt sich heraus, dass das Kind entführt und ohne das Wissen der Mutter zur Adoption freigegeben wurde. Ein Ereignis, das nicht ganz unbekannt in Guatemala ist. Denn das Hochland Guatemalas war in der Zeit während des und nachdem bewaffneten Konflikt im Land von 1060 bis 1996 stark von Kinderhandel betroffen. So berichtete die UN von rund 400 Entführungen Minderjähriger im Jahr. Bustamente lenkt den Blick damit auch auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft: sowohl ihr Leben und ihre Position in der Mayakultur als auch als Opfer als Opfer von Missbrauch und Ungerechtigkeit. Machtlosigkeit scheint damit die Welt der Mayakultur zu dominieren.

Authentisches Portrait aus Guatemala

Auch wenn Themen wie Liebe, Eifersucht, Betrug und Lüge eine wichtige Rolle in der Handlung haben, werden diese doch an einigen Stellen ein wenig beiläufig behandelt. Trotz solch dramaturgischer Schwächen, zeigt der Film eine authentisches Portrait einer jungen Maya-Frau und ihrer fragilen indigenen Kultur. Was nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen sein dürfte, dass die beiden Laiendarstellerinen selbst aus der Community stammen. Ixcanul ist damit nicht nur ein Film über indigene Kultur, sondern er wurde aus ihr heraus entwickelt.

Und so endet der Film auch wie er begonnen hat. María wird für ihre Hochzeit geschmückt.  

Cafébabel auf der 65. Berlinale

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