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IWF: Frankreich hievt Lagarde auf den Chefsessel

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Politik

Der Verwaltungsrat des Internationalen Währungsfonds hat die französische Finanzministerin Christine Lagarde am Dienstagabend einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt. Sie übernimmt den Posten von ihrem Landsmann Dominique Strauss-Kahn, der wegen des Vorwurfs sexueller Nötigung zurückgetreten ist.

Während einige Kommentatoren Europas Gewicht bestätigt sehen, halten andere Lagarde für eine Verwalterin des Übergangs.

Libération: Lagarde erinnert uns daran, wie mächtig die Euro-Zone ist; Frankreich

Die Wahl der Französin Christine Lagarde ist ein klares Zeichen für die Stärke der Euro-Zone, meint die linksliberale Tageszeitung Libération: "Wer hätte auch nur einen Euro darauf gewettet, dass es Frankreich noch einmal schafft seinen Kandidaten auf den Chefsessel der mächtigsten internationalen Organisation zu hieven? Vor allem nach dem Skandal um Dominique Strauss-Kahn. Man darf den Franzosen zu ihrem Geschick bei diesem diplomatischen Meisterstück gratulieren und daraus folgenden Schluss ziehen: Wenn Europa mit vereinter Stimme spricht, hat es bessere Chancen, seinen Interessen Gehör zu verschaffen. [...] Die Nominierung von Christine Lagarde erinnert uns nützlicherweise daran, wie mächtig die Euro-Zone ist. Die Finanzministerin hat nicht gewonnen, weil sie Französin ist, sondern weil sie die europäische Währungsunion verkörpert hat. Selbst krisengeschüttelt leistet der Euro noch einen erheblichen Beitrag zur Stabilität der globalen Finanzwelt, auch wenn diese natürlich schwierig zu erreichen ist. Gut, dass das bestätigt wurde." (Artikel vom 29.06.2011)

Handelsblatt: Lagarde – Stimme der Vernunft; Deutschland

Trotz der Wahl der Europäerin Christine Lagarde zur IWF-Chefin müssen die Europäer sich von ihrer Vormachtstellung im IWF verabschieden, meint das wirtschaftsliberale Handelsblatt: "Denn mehr als jeder andere IWF-Chef wird sie die veränderten Gewichte in der globalen Volkswirtschaft repräsentieren müssen. Schließlich sind es die Schwellenländer, die seit Jahren für das Wachstum sorgen, während die meisten Industriestaaten das Konjunkturtief nicht abschütteln können. Lagarde kann daher nicht als die Stimme Europas im Fonds agieren, sondern nur als die der ökonomischen Vernunft - unabhängig davon, wo sich die Krisen gerade abspielen. Ihr Umgang mit den Erschütterungen der Euro-Zone wird deshalb genau analysiert werden. Weil sie dies weiß, ist eine Vorzugsbehandlung Europas von ihr am wenigsten zu erwarten." (Artikel vom 29.06.2011)

Neue Zürcher Zeitung: Quittung, wenn Schwellen- und Entwicklungsländer Gleichbehandlung einfordern; Schweiz

Die Entscheidung für Christine Lagarde an der Spitze des Internationalen Währungsfonds könnte noch teuer werden, befürchtet die liberal-konservative Neue Zürcher Zeitung: "Unter dem Eindruck der europäischen Schuldenkrise wird sie als Finanzpolitikerin mit juristischem Hintergrund den unter Strauss-Kahn eingeschlagenen Expansionskurs, unter dem der IMF mit aufgestockten eigenen Finanzmitteln zur vermeintlichen Krisenberuhigung - aber weniger zur eigentlichen Krisenlösung - beiträgt, fortführen. Ökonomische Positionen zur internationalen Finanzarchitektur und zur angemessenen Rolle des IMF sind kaum zu erwarten. Lagarde und die den Expansionskurs unterstützenden IMF-Mitglieder werden dann die Quittung erhalten, wenn Schwellen- und Entwicklungsländer die bei IMF-Krediten heilige Gleichbehandlung einfordern. Der Zeitpunkt wird kommen, wenn in Schwellenländern neue Krisen ausbrechen und der IMF auf den Plan gerufen wird - die Zahlmeister des IMF könnten dann die Wahl Lagardes bereuen."

(Artikel vom 29.06.2011)

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Foto: (cc)International Monetary Fund/flickr

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Translated from FMI : La France monte Lagarde