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Italien: Gute Freunde wollen unter sich bleiben

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Wie der italienische Bankenskandal bewiesen hat, neigen europäische Regierungen auch im Finanzbereich dazu, große Unternehmen zu schützen. Und dies nicht nur aus Patriotismis.

2005 machte die niederländische Bank ABN Amro ein Übernahmeangebot für die italienische Bank Antoventa. Das Angebot wurde jedoch von der italienischen Zentralbank blockiert. Dies zeigt, dass es das politische Interesse gibt, europäische Integration auf dem Finanzsektor zu unterbinden.

Eine solche Politik ist nicht allein mit Patriotismus zu erklären. Eine ganze Reihe von Interessengruppen arbeitet gegen solche Fusionen und legt der Integration so Steine in den Weg.

Mächtige Freunde

Kredite an italienische Firmen werden häufig auf Basis der persönlichen Beziehung zu den Banken vergeben. Ein Unternehmer beschrieb dies im Gespräch mit einer italienischen Zeitung so: „Es kommt hier nicht auf die Größe an, sondern allein auf Charisma und die Geschäfte, die man abgewickelt hat.“ Viele der mächtigen einheimischen Firmen sehen daher ihre profitablen Beziehungen durch Fusionen mit ausländischen Banken bedroht. Diese bringen eine andere Geschäftskultur mit und sehen spezielle „Freundschaften“ nicht so locker wie die Italiener.

Die unterschiedlichen Integrationsstandards der EU-Mitgliedstaaten sind ein weiterer Grund, weshalb sich die europäische Integration im Finanzsektor schwierig gestaltet. Niederländische Banken fusionierten schon in den frühen 1990ern zu landesweiten Großbanken. Dagegen ist der italienische Bankensektor weiterhin sehr zerstückelt. Der holländische Übernahmeplan hätte das Ziel italienischer Banken durchkreuzt, den nationalen Status quo zu konsolidieren. Außerdem hätte die Fusion Pläne zunichte gemacht, nach denen italienische Banken im europäischen Finanzwesen eine größere Rolle spielen sollten. Zusätzlich fordern niederländische Banken weniger Gebühren.

Letztlich würde der Eintritt ausländischer Banken in den italienischen Markt zu geringeren Marktanteilen und Wachstumschancen der einheimischen Banken führen und diese vom Markt verdrängen. Will Europa seine Finanzmärkte besser integrieren, muss es dafür sorgen, dass die nationalen Märkte nicht über Gebühr unter dem Druck des freien Markts leiden müssen.

Die Bevölkerung nicht vergessen...

Nicht nur Banken und Unternehmen kämpfen gegen das Eindringen ausländischer Firmen. Auch Arbeitnehmer fürchten die möglichen Konsequenzen. So wurde 1998 bei der Übernahme der französischen Firma CIC das Gebot einer kleinen französischen Bank dem höheren Gebot von ABN Armo vorgezogen, da jene versprach, keine Arbeitsplätze zu streichen. In Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit und starken Gewerkschaften nehmen die Regierungen auf diese Befürchtungen Rücksicht. Wer die Patriotismus-Karte spielt, gewinnt Stimmen. Es von großer Bedeutung, Unternehmen, Banken und Arbeitnehmer für sich zu gewinnen, will man wiedergewählt werden.

Es ist nicht abzusehen, dass die Europäische Gesetzgebung diesen Interessengruppen in nächster Zeit zur Hilfe eilt. Die Europäische Kommission achtet streng darauf, dass nationale Regierungen keine Praktiken gegen den offenen Wettbewerb entwickeln. In einer solchen Situation können die Regierungen kaum etwas anderes tun, als zu versuchen, ein höheres Gebot eines inländischen Unternehmens anzunehmen. So geschehen in der Suez-Affäre, die ein weiteres Mal die Kluft zeigte, die sich zwischen Integration und Protektionismus im Energie-Sektor auftut.

Der Präsident der Europäischen Kommission, Barrosso, bemerkte in einem Brief vom 17. März an die Regierungsoberhäupter der Mitgliedsländer, dass in Europa die Akzeptanz ausländischer Unternehmen auf nationalen Energiemärkten höchste Priorität genießt. Bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Translated from Our special friends: the forces behind protectionism