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Is Tropical: "Wir singen nicht über die Krise oder Studentenaufstände"

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Default profile picture Birke Gerold

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Simon, der aus Bournemouth stammende Leader der britischen Lo-Fi Band Is Tropical, erklärt im Gespräch, warum seine Gruppe eher europäisch ist als englisch. Das Trio aus früheren Londoner Hausbesetzern, das mit Masken auftritt, ist bei dem französischen Label Kitsune unter Vertrag. Mitte April geht die Band auf eine kleine Europatournee, bevor ihr Debütalbum Native To am 13.

Juni veröffentlicht werden soll.

Wenn du Teil einer Band bist, sind Masken Teil deiner Masche - scheint doch ganz simpel. Wer konnte schon wissen, was für eine Arbeit es sein würde, seinen Stil zu finden? Drei Jungs aus London fanden, dass sich Slipknot-Pullis oder Daft Punk-Schoner nicht lohnen. „Von unserem ersten Auftritt an trugen wir Masken und dabei blieb es“, sagt Simon von Is Tropical hinter einem schwarzen Fransenschal, den er zu Beginn unseres Gesprächs in wahrhaft englischer Art umgelegt hat: („Soll ich die Maske tragen? Entschuldigung.“)

„Wir haben viele Fehler gemacht“, fährt der Sänger, Bassist, Gitarrist und Keyboarder fort. „Die afrikanischen Stoffe, die wir auf den Londoner Märkten bekommen, sind ziemlich dick, wie diese Tücher hier. Deshalb haben wir schlussendlich einen Lady Gaga-Stil gewählt. Vor Jeans und Pullover und sogar Unterwäsche trugen die Menschen Masken. Masken erinnern an Religion, Kriminalität, Theater. Unsere hier ist eine Art romantische Maske.“

Image: ©Renata Burns

Große Pläne im besetzten London

Obwohl Simon die von Anfang an gefahrene Marketingschiene der Band Is Tropical akzeptiert - sie begannen im Januar 2009 als eine Musikgruppe - betont er die Bedeutung der Live-Auftritte für ihre Arbeit. „Wir haben eine Live-Show mit Projektionen. Wir wollen ein bisschen theatralischer sein und an Jungs erinnern, die um ein Lagerfeuer sitzen und zu einer Akustikgitarre singen - es mehr zu einer Aufführung machen. Wenn wir die Masken aufsetzen, kommen wir einfach in eine gewisse Stimmung. Ein großer Teil unserer Musik ist auch Wirklichkeitsflucht“, sagt Simon.

Die Lieder von Is Tropical sind zwar definitiv Pop, unterscheiden sich aber stark in ihrem musikalischen Stil. „Wir wollten nicht unbedingt eine Band sein, die darüber schreibt, wie jemand in den Laden geht und Zigaretten kauft. Man schreibt letztendlich ein Lied über Liebe, ach Scheiße, es ist alles total kitschig, weißt du. Wir singen nicht über die Krise oder über Studentenaufstände, sondern dümmere Geschichten über einen Typ, der seinen Hund verliert und ihn an einem seltsamen Ort wiederfindet. Wir sind keine politische Band.“

Die Atmosphäre, in der Is Tropical gegründet wurde, war alles andere als politisch und buchstäblich 'frei’. Nachdem Simon und Gitarrist Gary ihren Abschluss in Kunstwissenschaften gemacht hatten, zogen sie in ein georgisches Haus in London, das sie in eine Kunstgalerie umwandelten. Bei den Ausstellungen, die sie mit Schlagzeuger Don veranstalteten, spielten sie regelmäßig Musik und ermutigten auch andere Kreative in ihrer Umgebung. So entstand eine einzigartige, eigenständige Gemeinschaftsszene südlich der Themse mit Künstlern wie Matthew Stone.

„Wir lebten in einem kreativen Zentrum und es gab noch ein weiteres besetztes Haus, Squallyoaks genannt, mit ähnlich kreativen Köpfen. In London ist jeder bereit, seinem Kumpel zu helfen. Wir haben zum Beispiel viele Fotografen-Freunde, die nur erfolgreich sind, weil sie Kumpels in Bands haben, denen sie aushelfen. Dieses Jahr hat jeder etwas davon zurückbekommen: Ein Freund ist zurück nach New York gezogen und wird ein Buch veröffentlichen. Dominic Jones beispielsweise hat Schmuck für (die amerikanische Popsängerin) Rihanna gemacht - und er kam aus einem schrecklichen Haus.“

Europa, nicht USA

Der Erfolg der Band kam mit dem Vertrag bei Kitsune, einem Musik- und Fashionlabel mit Sitz in Paris. Sicher sind Is Tropical auch deshalb auf den Transmusicales gelandet, einem Musikfestival in Westfrankreich, wo wir uns heute treffen. Nach mehreren England-Tourneen erschienen sie auf europäischen Tourneen mit Gruppen wie LCD Sound System, The Klaxons und der Band aus Manchester Egyptian Hip Hop. „Wir wollen keine englische Band sein, erklärt Simon. Viele Bands in England wollen einfach nur eine englische Band sein. Einige wollen in Amerika groß rauskommen - ich könnte mir nichts Schlimmeres vorstellen. Ich habe einen amerikanischen Pass. Mit 20 Jahren ging ich nach San Diego und Los Angeles und es war total abgefuckt. Ich war dort, als in Spanien diese Bomben auf den Zügen hochgingen und erfuhr davon nichts aus den Nachrichten. Jeder Durchschnittseuropäer hat weitaus mehr Kultur. Auch wenn sich das jetzt eitel anhört.“

London mag hervorragende Bedingungen für Wachstum bieten, aber die Möglichkeiten verringern sich durch die hohe Konkurrenz. „England ist musikalisch ziemlich übersättigt, besonders London. Jede Nacht unter der Woche geht man in eine Kneipe. Und selbst wenn man keine Live-Band sehen will, sieht man drei. Wir würden viel lieber in Italien oder Frankreich groß rauskommen! Wir haben in Triest in Norditalien gespielt, wo unser Online-Presseagent geboren wurde. Triest war ein richtig guter Auftrittsort in der Nähe eines Hafens, sie luden uns zum Essen ein - in England bist du froh, wenn du fünf warme Bier bekommst! Wir spielten ein Festival in Moskau, bevor wir unterschrieben. Wir hatten kein Geld und all diese vorgefassten Meinungen - ich dachte immer, Moskau ist eine Gangster-Stadt - aber wir trafen jeden Tag die nettesten Leute überhaupt.“

Einer der besten Tipps vom Kontinent kommt von der Begegnung von Is Tropical mit der angriffslustigen Mädchenband Le Corps Mince de Françoise, die ihre Heimat Finnland hinter sich ließ, um in Europa groß rauszukommen. „Sie waren richtig cool, sie blieben standhaft“, schließt Simon. „Man sollte Musik machen, die man selbst gerne hören würde - viele tun das nicht. Ich beging den gleichen Fehler. Spiel New Metal! Krieg riesige Massen zusammen und verkaufe viele Merchandise-Artikel! Wie all die Gothic-Bands, die enorme Arenen füllen!“

Wir begegnen uns später noch einmal, als er vor dem Auftritt am frühen Morgen dieser Nacht wie wild nach seinem verlorenen Schal sucht. Kurz darauf ist er wieder weg, kichernd, als er merkt, dass der Schal um seinen Hals gewickelt ist.

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung ©Is Tropical Facebook-Seite

Translated from Simon from Is Tropical: ‘England is very oversaturated in music, London especially'