Irland: Krisen-Käse gegen Arbeitslosigkeit
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Monika SchreiberDie Tatsache, dass die so genannten PIIGS-Staaten immer mehr für unterentwickelte Länder gehalten werden, führt schließlich dazu, dass man ihnen eher Hilfspakete als regelmäßige Investitionen zukommen lässt: So geschehen in Irland, wo die EU 750.000 Euro in Käse investiert hat, um gegen die Krise zu kämpfen.
“Mir ist sehr bewusst, dass viele Menschen sich momentan in einer schwierigen Lage befinden, und ich möchte ihnen sagen, dass viele gemeinnützige Organisationen alles tun, um ihnen Trost zu spenden und Erleichterung zu verschaffen“.
Ich habe immer gern ein Stück Käse gegessen, wenn es mir schlecht ging. Als ich meinen Arbeitsplatz verlor, schnell ein Stück Cheddar und schon sah ich meine berufliche Zukunft klarer. Als Brendan Smith, der irische Agrarminister ankündigte, dass dank eines EU-Fonds über 750.000 Euro 167 Tonnen Cheddar-Käse an arme irische Familien verteilt würden, hätte ich beinahe alles hingeschmissen, um nach Dublin zu ziehen. Was wäre denn auch besser geeignet, um die Stimmung der Iren aufzuhellen, die im August 2010 die höchste Arbeitslosenrate seit 15 Jahren vorzuweisen hatten?
Jedes Jahr der gleiche “Spezialplan”
Als ich feststellte, dass die irische und britische Presse sich über den armen Cheddar-Minister Smith lustig macht, dessen Pressemitteilung über einen „Spezialplan zur Unterstützung bedürftiger Menschen an Weihnachten“, die gleiche ist wie im Vorjahr, wurde ich gleich noch mehr von Zuneigung zu diesem Politiker erfüllt, dessen Jahresabschlusspläne das Aroma von Stinkekäse verströmen.
Ab dem 15. November 2010 konnten sich arme Familien aus Dublin, Waterford oder Cork an den Agrarminister wenden, um ihre Ration des Käses abzuholen, der laut König Henry II. der beste ganz Großbritanniens ist.
Käse für sozialen Frieden
Brendan Smith ist ein schlauer Fuchs. Er hat nicht vergessen, dass es nach der großen irischen Hungersnot (1845-1849) Kritik am Vereinigten Königreich hagelte, da das wohlhabende Reich keinen Finger gerührt hatte, als seine katholischen Nachbarn verhungerten. Diesmal sagte er sich wohl, dass Irland im Falle einer neuen Hungersnot infolge der aktuellen Krise seine Beziehungen zur englischen Regierung unbedingt bewahren sollte.
Daher rührte offenbar seine Idee, seinen bedürftigen Landsleuten kiloweise britischen Käse von saftigen Wiesen des englischen Dorfes Cheddar zu essen zu geben. Wirklich schlau. Andererseits: Wird diese Orgie verhindern können, dass Irland den IFM (Internationalen Währungsfonds) um Hilfe bitten muss, wie viele Beobachter befürchten? Nein. Aber die Iren werden zu sehr damit beschäftigt sein, sich ein drittes Käsesandwich zuzubereiten, um auf die Straße zu gehen und zu protestieren.
Um die Versöhnung mit ihren britischen Nachbarn zu besiegeln, gibt es hier ein Rezept für Käsegebäck, als ideale Beilage für den Nachmittagstee, ganz frei von wirtschaftspolitischen Konnotationen.
Rezept für ca. 20 Cheddar-Scones (bei 167 Tonnen ist das hier ja ein Lacher...)
Zutaten:
• 60 g Cheddar• 250 g Mehl
• 40 g Haferflocken
• 60 g weiche Butter
• 1 Ei
• 15 cl Milch
• 1 Kaffeelöffel Senf
• 1 Suppenlöffel Hefe
• Selz, Pfeffer
Zubereitung:
1. Cheddar fein reiben. Mehl, Hefe, Haferflocken und die Butter in eine Schüssel geben. Mit den Fingerspitzen zerbröseln, um eine sandige Mischung zu bekommen.
2. Die restlichen Zutaten beimengen. Teig zu einer Kugel formen, mit Klarsichtfolie bedecken und 1 Std. in den Kühlschrank geben.
3. Backofen auf 180° vorheizen. Arbeitsfläche mehlen, Teig ca. 1 cm dick ausrollen. Mit einer Ausstechform in Form bringen.
4. Scones auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Ca. 15 Minuten goldbraun backen. Abkühlen lassen.
Fotos: (cc)Laura Mary/flickr; Webseite des Landwirtschaftsministeriums; Scones (cc)bloggyboulga/flickr
Translated from Irlande : du fromage contre le chômage