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In Anti-Tabak Amsterdam raucht nur noch Cannabis

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Britta Kuck

Gesellschaft

Puristen können aufatmen - Denn ab dem 1. Juli greift das Anti-Tabak Gesetz auch in niederländischen Coffeeshops. Marihuana kann ab diesem Datum nur noch pur konsumiert werden.

Nur noch ein paar Tage lang können Cannabis-Liebhaber in niederländischen Coffeeshops entspannt ihre Joints rauchen. Dann ist Schluss: Ab dem 1. Juli 2008 gilt in den Niederlanden ein Rauchverbot für das Gaststättengewerbe, das auch die rund 750 Coffeeshops des Landes betrifft.

Das neue Gesetz verbietet das Rauchen von Tabak und tabakhaltigen Joints in Coffeeshops wie auch in Restaurants und Cafés. Haschisch und Marihuana darf in Coffeeshops aber weiterhin pur, also ohne Tabak, geraucht werden. Dabei entsteht weniger Rauch, der - und das ist das Entscheidende - nicht so gesundheitsgefährdend ist wie Tabakrauch. Nach Schätzungen von Coffeeshop-Mitarbeitern rauchen im Schnitt lediglich 18 Prozent der Kunden ihre Joints unverdünnt, da pures Marihuana für die meisten zu stark sei.

©lollyman/NieckQ/flickrDie nationale Coffeeshopvereinigung der Niederlande, Landelijk Overleg Coffeeshopbonden, bemühte sich vergeblich um eine gesetzliche Ausnahmeregelung für Coffeeshops. In einem Brief an die Vereinigung schrieb der niederländische Gesundheitsminister Ab Klink von der christdemokratischen Partei CDA: "Arbeitnehmer in Coffeeshops haben ebenso wie Arbeitnehmer anderer Dienstleistungsbereiche ein Recht darauf, vor den Folgen des Tabakrauchs geschützt zu werden."

Droht den Coffeeshops das Aus? "Keineswegs!", sagt Martijn van Bennekom, Besitzer des ersten rauchfreien Coffeeshops der Niederlande. 'Boerejongens', einer der rund 225 Coffeeshops in Amsterdam, ist bereits seit dem 1. Februar rauchfrei. "Ich rauche seit neun Monaten keine Joints mehr und finde es herrlich, nicht mehr den ganzen Tag im Rauch stehen zu müssen", so Van Bennekom. Von Umsatzeinbußen keine Spur. Allerdings seien rund 90 Prozent der Kunden Einheimische, die zwar Haschisch und Marihuana bei 'Boerejongens' kaufen, es anschließend aber lieber zu Hause rauchen.

Ganz anders im 'Mellow Yellow', das 1972 in Amsterdam eröffnete. Nach Aussage des Betriebsleiters Mike van Duyn stürmen täglich bis zu 2000 Kunden den ersten Coffeeshop der Niederlande. Dementsprechend gelassen sieht Van Duyn dem Rauchverbot entgegen. "Die Touristen werden auch weiterhin zu uns kommen. Spätestens nach zwei Monaten hat sich jeder dran gewöhnt", so der Betriebsleiter. 

Ab dem 1. Juli wird es hier einen Raucherraum geben. Im vorderen Bereich des Coffeeshops, rund um den Verkaufstresen, dürfen ab dann nur noch Joints ohne Tabak geraucht werden. Verstöße gegen das Gesetz sowie gegen die bisher schon geltenden Regeln für Coffeeshops werden geahndet. Nach der ersten Verwarnung fällt ein Bußgeld an, nach der fünften wird der Coffeeshop geschlossen. Doch so weit wollen es Eigentümer nicht kommen lassen. Sie planen - je nach Größe des Coffeeshops - einen Raucherraum einzurichten oder tabakfrei zu werden. 

Eine Alternative zum Rauchen von Joints sehen viele Coffeeshop-Mitarbeiter im 'Vaporizer'. In diesem Gerät wird Haschisch oder Marihuana auf 180 Grad erhitzt und der Dampf in einen Ballon geleitet. Anschließend können Konsumenten den Dampf aus dem 'Ballonnetje' inhalieren. Es gilt als die bekömmlichste Variante des Haschisch- und Marihuana-Konsums und ist nicht teurer als ein Joint.

"Das ist stark im Kommen", sagt 'Greenhouse'-Mitarbeiter Giermo. Gegen das Rauchverbot in Coffeeshops hat er nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Dass Minister Klink hinter dem neuen Gesetz steckt, glaub Giermo nicht: "Die EU übt Druck auf die niederländische Regierung aus. Fast alle europäischen Länder haben bereits ein Rauchverbot oder sind dabei, es einzuführen. Da müssen die Niederlande jetzt nachziehen."

Und was sagen die Touristen dazu? Drei junge Schweizer, die während ihres Aufenthalts in Amsterdam täglich in Coffeeshops einkehren, ärgern sich zwar über das Rauchverbot, wollen aber auch nach dem 1. Juli wieder hier Urlaub machen: "Wir werden uns dann wohl nicht mehr so lange in Coffeeshops aufhalten. Aber Amsterdam hat ja auch noch mehr als Joints zu bieten."

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