Harry Potter Hokuspokus
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Was man zum Zaubern so braucht
Schon früh wurde mein Interesse an Zauberei geweckt. In Selbstversuchen entdeckte ich, dass Schokolade auf magische Weise die Stimmung aufhellt. Ich träumte sogar von einem Patronus, jenem Schutzgeist, der mir kuhähnlich und lila schillernd erschien. Obwohl mir der richtige Durchbruch als Magier noch bevorsteht (statt zu Gleis 9 3/4 [Potterlexikon] käme ich auf die Unfallstation), durchforste ich nun alle Bände von Harry Potter nach Zaubersprüchen.
Klassische Bildung zahlt sich hier mal wieder aus: Von Anapneo (griech.: "ich atme wieder") bis Tergeo (lat.: "ich säubere") sind die allermeisten Hexereien griechisch-lateinischen Ursprungs. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Morsmordre (mors lat. "Tod", mordre frz.: "beißen") und Tarantallegra (aus den italienischen Wörtern Tarantella für einen "schnellen Tanz im 6/8-Takt" und allegro für "schnell, lebhaft"), wie auch der schlimmste aller Flüche: Avada-Kedavra (vermutlich aramäisch: "Möge dieses Ding zerstört werden").
Als Abrakadabra diente er seit der Spätantike eigentlich als Schutzzauber. Oft wurde er auf Amuletten in Dreiecksform geschrieben. So wie Reihe für Reihe ein Buchstabe verschwand, sollte auch das Übel abnehmen. Das englische Wort spell für Zauberspruch bedeutet übrigens als Verb (to spell) "buchstabieren" und ist etymologisch verwandt mit dem mittelenglischen spell für "Zeigestab".
Diese Dopplung existiert auch im deutschen Sprachraum: Zwar hat sich J.K. Rowling noch nicht erschöpfend zur Geschichte der Zauberstäbe geäußert, aber das deutsche Wort Buchstabe (die Germanen haben in Stäbchen aus Buche ihre Runen geritzt) gibt Hinweise auf den langen Weg der Zauberstäbe bis in die heutigen Potter-Bände. Sozusagen: Magie im Text.