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Guide: V wie Veganer in Berlin
Published on March 15, 2011
Die meisten Weltstädte sind heutzutage bestens auf Gäste vorbereitet, die sich, sei es aus Rücksicht auf die Tiere oder aus anderen Gründen, fleischlos ernähren. Im Gegenzug sollten sich Menschen, die auf alles Tierische verzichten, also weder Eier noch Milch oder tierische Produkte jedweder Art essen, eine Stadt auswählen, die ihr Anliegen teilt. Die französische Fotografin Laura Tangre ist in Berlin den zahllosen Möglichkeiten gefolgt, die die Stadt Veganern zu bieten hat: Angefangen mit einer veganen Uni-Mensa bis hin zu Veggie-Fast-Food-Restaurants und einem Zwischenstopp in einem besetzten Haus, in dem komplett vegane Gerichte angeboten werden. Ein Rundgang durch das kulinarische Universum der Berliner Veganer!
Was ist das für eine Spezies, die seit geraumer Zeit entschieden hat, kein Fleisch, keinen Fisch, keine Eier und keine Milchprodukte zu essen? Wie ernähren sich Veganer in einer Metropole wie Berlin?
Foto: ©Laura Tangre
In Anbetracht eines Ortes wie dem Berliner Bandito Rosso scheint es nicht allzu schwer hier vegan zu leben. In diesem selbstverwalteten Haus treffe ich die ersten
Veganer (die, im Unterschied zu Vegetariern, entschieden haben, gar
keine tierischen Produkte zu essen). Jeder bedient sich selbst in der
Küche dieser Bar, wo die sogenannte „Vokü“ (Volxküche) angeboten wird. Hierbei
handelt es sich (im allgemeinen) um vollkommen vegane Küche, die aus
Gemüse, Soja, Tofu und unterschiedlichen Getreidearten besteht. Für drei
Euro kann man diese Art von Gerichten probieren, die selbstverständlich
fleischlos sind, aber auch auf Eier, Milch und Butter verzichten. Die
„Vokü“ wird an etwa zwanzig Orten in der Stadt angeboten, hauptsächlich
jedoch in besetzten oder selbstverwalteten Häusern.
[Bandito Rosso, Lottumstr. 10a, 10119, Berlin/ Prenzlauer Berg]
Foto: ©Laura
Tangre
Heute abend auf der Karte: Eintopf aus Kohl, Zwiebeln, Karotten, Lauch, weißen Bohnen, Kürbis und Thymian...und er schmeckt wie bei meiner Großmutter! Als Hauptgericht gibt es Nudeln mit Paprika und als Nachtisch wird häufig Apfel mit Zimt gereicht. Und die Berliner geizen nicht mit den Portionen, jeder bekommt soviel, bis er satt ist. Die Leute hier mussten nicht erst auf der Buch Tiere essen von Jonathan Safran Foer warten, das gerade in Deutschland und Frankreich für Aufsehen sorgt und dazu aufruft, Fast-Food-Restaurants und andere Fleischereien zu meiden. Ihre Militanz basiert gleichermaßen auf ihrem Respekt vor den Tieren und einer Sorge um die Qualität von Nahrungsmitteln. Auch wenn sie Sushi, Steaks und gegrillte Hähnchen liebten, haben sie entschieden, dass sie auch die Qualität der Nahrungsmittel berücksichtigen wollen, die sie auf ihren Tellern finden.
Photo : ©Laura
Tangre
Überraschenderweise ist Berlin DER Ort für Veganer: hier wurde die erste vegane/ vegetarische Bio-Mensa Europas für Studierende der Freien Universität eröffnet. Die Studierenden haben in dieser Kantine die Wahl zwischen Gerichten mit Fleisch und veganen Gerichten, um es auch veganen Studierenden zu ermöglichen, in der Universität zu essen.
[FU Berlin, Van't-Hoff-Straße 6]
Foto: ©Laura
Tangre
"Vegan" heißt nicht auch gleichzeitig Geschmacksverlust und Verzicht. Unsere deutschen Freunde können Steaks, Würstchen und Hamburger ohne Fleisch, dafür aber mit Tofu oder „falschem Fleisch“ zubereiten, die sowohl nach Fleisch schmecken als auch so aussehen und ebenso viele Proteine liefern, jedoch nicht vom Tier stammen.
Foto: ©Laura
Tangre
Mit ihren Kantinen, Voküs und veganen Fast-Foods erfinden die Deutschen das Essen neu und schaffen eine innovative Gastlichkeit mit einfallsreichen und gesunden Gerichten (Naturkost verzichtet auf Zusatzstoffe wie Aromen und Antibiotika). Was soll man zu dem kleinen Laden „cupcake“ in Friedrichshain sagen? Hier bekommt man, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, exzellenten veganen Kuchen mit viel Zucker und Sahne, der unser Bedürfnis nach sonntäglichen Zuckerorgien befriedigt.
[Cupcake : Krossenerstrasse 12, 10245 Berlin/ Friedrichshain; U-Bahn Samariterstrasse]
Foto: ©Laura
Tangre
Nicht ganz Berlin ist vegan - immerhin sind wir in Deutschland. Während meiner Aufenthalte in der deutschen Hauptstadt bin ich vielen Befürwortern regionaler Wurst begegnet: so zum Beispiel Yorg, der biologisch und aus Schweinefleisch hergestellte Wurst verkauft, wobei die Schweine auf einem traditionellen Hof im Süden Berlins, in Brandenburg, gehalten werden. Das Paket kostet 2€50 und er verkauft es mit seinem selbstgemachten Ketchup und traditionellem Käse. Er selbst bezeichnet sich als „Fleischesser und plant auch nicht, damit aufzuhören. Ja, wir dürfen Fleisch essen, wenn wir es nicht jeden Tag tun und wenn wir bereit sind, etwas mehr für gesundes Fleisch zu zahlen, das von einem Tier stammt, das nicht sein Leben lang gelitten hat. Alles ist eine Frage der Häufigkeit.“
[Öko-Markt, Lausitzer Platz, U-Bahn Görlitzer Bahnof; Berlin/ Kreuzberg. Öffnungszeiten: Freitag 12-18 Uhr]
Foto : ©Laura
Tangre
Diese Leute sind das Gegenteil einer gleichgültigen Generation und sehen in jedem neuen Vegetarier einen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Ökologie. Aus diesem Grund lehnen sie die industrielle Viehzucht mit ihren gesundheitlichen und ökologischen Folgen ab, die zur Verunreinigung unseres Planeten führen (die Massentierhaltung ist heute Hauptmotor der Entwaldung des brasilianischen Amazonas, denn 79,5% des abgeholzten Landes werden in Weidefläche für das Vieh umgewandelt, Quelle Greenpeace).
[Ökomarkt Chamissoplatz , U-Bahn Platz der Luftbrücke]
Foto: ©Laura
Tangre
Translated from Virée dans la communauté végétalienne de Berlin (8 photos)
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