Grüner Asphalt: Stadtgärten in Sevilla
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Elisabetta SchwabeFrische Tomaten, Kohlköpfe und Paprika inmitten von Asphalt: Sevillas Stadtgärten ermöglichen gesunde Ernährung gekoppelt mit exzellenter Beschäftigungstherapie. Die Bedingungen? Nicht Gewinn, sondern ein 100% ökologischer Anbau muss im Zentrum des Interesses stehen.
Wir haben einen von 5 Parks der andalusischen Hauptstadt erkundet, wo das Aroma frischen Gemüses mit dem immerwährenden monotonen Klang röhrender Motoren im harmonischen Einklang steht.
José Peinado ist zweifellos nicht der einzige Sevillaner, der seine Freizeit mit dem Anbau von Gemüse im Park von Miraflores, einer der fünf Parkanlagen Sevillas dieser Art und zweitgrößter Gemüseanbaupark Europas, verbringt. Für José ist der alltägliche Gang in den Garten eine heilsame Therapie: „Seitdem ich hier in meinem Garten zum Arbeiten komme, brauche ich den Gehstock nicht mehr“, erzählt er und es scheint sich zu bewahrheiten, denn seit nunmehr als 12 Jahren kümmert er sich um seinen kleinen Anbau und dies sowohl im Sommer (von 7Uhr morgens bis 1Uhr nachmittags), als auch im Winter (von 10Uhr bis Mittag).
Abgesehen davon, dass die Stadtgärten sich bestens dazu eignen die nachhaltige Entwicklung im Rahmen des Umweltschutzes beliebt zu machen, erfüllen diese Gärten auch eine soziale Aufgabe. “Das Nichtstun und die Langeweile, wenn man einmal aufgehört hat einer Arbeit nachzugehen, sind sehr gefährlich. Die Sorge um mein Gemüse hält meinen Verstand jung”, erklärt Paco Gameso, ein 68-jähriger pensionierter Sevillaner. Neben ihm gibt es auch viele andere, die in ihrer Freizeit leidenschaftlich und entschlossen mit beiden Händen im Garten herumwühlen. Und genau dieser Aspekt ist einer der Grundgedanken der Initiative.
Es handelt sich um eine erfolgreiche Methode, die sowohl zur Sensibilisierung des Umweltbewusstseins führt, als auch zu neuen Unterhaltungsalternativen für die am Arbeitsmarkt nicht aktive Bevölkerung. All dies findet vor dem Hintergrund neu gefundener Werte des Bürgerdaseins, verbunden mit der Zusammenarbeit und Miteinbeziehung der Einwohner statt.
Platz für Grünfläche - auch in der Stadt
Die nach und nach vom Landanbau eingeholte Stadtentwicklung ließ zahlreiche Befürchtungen eines reinen Stadtlebens ohne grüne Zukunft aufkommen. Durch die massive Industrialisierung schwand der Platz an Grünflächen, allerdings wurde in Form von Stadtgärten, die eine natürliche Antwort auf die Übermacht des Bauwesens darstellten, ein Ausgleich geboten. Der Stadtgarten von Miraflores kam 1989 ins Werden, wie Manuel Lara, Präsident des Gemeinschaftskomittees 'Ja-zum Erziehungspark Miraflores' (Asociación Comité Pro-parque Educativo Miraflores), hervorhebt: “Die städtischen Grundstücke haben sich planlos ausgebreitet und haben weite Landanbaugebiete zerstört. Zum Glück wurden jetzt, dank des Widerstands der Bürger, diese 165 Grundstücke von 150 Quadratmetern für die Errichtung eines Stadtparks bereitgestellt”.
Dank dieses Konservierungsgeistes konnten viele Landflächen gleicher charakteristischer Merkmale in ganz Andalusien erhalten bleiben, sind nun der Freizeit gewidmet und gehören für gewöhnlich der Gemeinde. Sie werden entweder durch eine Schenkung abgetreten oder zu einem symbolischen Betrag für eine bestimmte Zeit vermietet. Im Fall von Miraflores handelt es sich um eine Abgabe von “jährlich 7 Euro, die absolut freiwillig von den Benutzern der Anlage einzubringen sind”, erklärt einer der Gemeindeangestellten, der mit der Leitung des Gartens beauftragt ist. “Das ist eine freimütige Weise die Betreiber des Gartens daran zu erinnern, dass sie Mieter aber keine Besitzer sind”. Als Bedingung wird von den Grundnutzern verlangt, ausschließlich vollkommen ökologische Produkte bei der Bearbeitung der Erde zu verwenden. Außerdem dürfen sie nichts von der Ernte verkaufen, sie ist einzig und allein für den Eigenverbrauch bestimmt.
Darüber hinaus wird der Besitz regelmäßig erneuert. Jedes Jahr werden zehn Grundstücke an Privatpersonen verlost – nach strikt chronologischer Ordnung, wobei auch Land neu vergeben wird, was zurückgegeben oder vernachlässigt wurde oder aufgrund von Missbrauch der Anlagen nicht mehr betreut werden darf. Abgesehen von einzelnen Privatbesitzern reserviert Miraflores auch Land für andere Organisationen. So sind insgesamt acht Grundflächen von vornherein für Gesellschaften gedacht, die die Anlage für soziale, sportliche und ähnliche Zwecke nutzen. Es handelt sich um eine weitere Art, die soziale Funktionalität zu optimieren, die diese grüne Landfläche bietet. So werden zum Beispiel Jugendaktivitäten organisiert, um Schüler mit dem Umweltschutz vertraut zu machen. Die Initiative ist erfolgreich: Wenn sich Grundschulen und gymnasiale Unterstufen ihren Platz für Aktivitäten sichern möchten, müssen sie oftmals ein ganzes Jahr früher buchen.
So ein Stadtgarten ist jedoch keineswegs vor Problemen gefeit. Aufgrund seiner Öffentlichkeit, ist der Zugang niemandem verboten, weshalb es schon zu Vorfällen von Vandalismus und Diebstahl kam. Es gibt auch Leute, die, wie José Peinado, darauf bestehen, dass das Rathaus dem Garten mehr Aufmerksamkeit schenken, vorallem aber die Sicherheit vor Ort und Stelle erhöhen sollte, laut seiner Klage. Das Rathaus sagt jedoch, dass diese Schwierigkeiten selten auftreten, da von immerhin 165 Parzellen nur drei von solchen Vorfällen betroffen waren. Abgesehen von diesen alltäglichen Spannungen ist das eigentliche Problem, das viele Bepflanzungen zu beenden droht, das Problem der Finanzierung.
Gefeit vor Problem ist so ein Stadtgarten jedoch keineswegs. Da es sich um einen öffentlichen Park handelt, ist niemandem der Zugang verboten, weshalb es schon zu Vorfällen von Vandalismus und Diebstahl kam. José Peinados Forderung, das Rathaus solle dem Garten mehr Aufmerksamkeit schenken und vor allem aber die Sicherheit an Ort und Stelle erhöhen, schließen sich auch weitere Einwohner an. Das Rathaus sagt jedoch, dass derartige Geschehnisse eher Ausnahmen seien, da von immerhin 165 Grundstücken nur drei betroffen waren. Abgesehen von diesen alltäglichen Spannungen ist das eigentliche Problem, was für viele Bepflanzungen das Ende bedeute, das der Finanzierung.
Stadtnatur auf dem steigenden Ast
Miraflores ist nur ein Paradebeispiel von vielen. Während Stadtgärten ihren Einzug in die Stadt halten, werden sich die Politiker allmählich ihrer Bedeutung klar. So hat der sozialistische Kandidat für das Bürgermeisteramt von Sevilla, Juan Espadas, für den Fall seines Wahlgewinns versprochen einen Stadtgarten in jedem Stadtviertel einzuführen. In Madrid hingegen wurde eben ein Platz von mehr als sechs tausend (6.000) Quadratmetern als neuer Stadtgarten eingeweiht während eine andere Großstadt Spaniens – Barcelona – im höchsten Fieber um die kosmopolitischste Agrarwirtschaft des Landes wetteifert.
Miraflores ist nur ein Paradebeispiel von vielen. Während sich die Stadtgärten mehr und mehr behaupten, werden sich die Politiker allmählich ihrer Bedeutung bewusst. So hat der sozialistische Kandidat für das Bürgermeisteramt von Sevilla, Juan Espadas, für den Fall seines Wahlgewinns versprochen einen Stadtgarten in jedem Stadtvierteleinzurichten. Gerade noch wurde ein Platz von mehr als 6.000 Quadratmetern als neuer Stadtgarten Madrids eingeweiht, ist bereits eine andere Großstadt Spaniens – Barcelona – im Fieber des Wetteifers um den Titel der kosmopolitischsten Agrarwirtschaft des Landes. Durch den Wandel der Zeit wird immer deutlicher: Begrünung von Asphalt ist nun keine Utopie mehr.
Dieser Artikel ist Teil unserer Reportagereihe 2010/11 Green Europe on the ground.
Fotos: (cc)CocteauBoy/flickr; Im Text: ©Silvia López
Translated from Cultivar en el asfalto: Huertos urbanos en Sevilla