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Gibraltar: Skurriler Streit um den Affenfelsen

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Politik

In der Sommerhitze ist zwischen Spanien und Großbritannien ein skuriller Streit um Gibraltar enflammt. London schickte am Montag Kriegsschiffe zu einem schon länger geplanten Manöver vor der Küste seines Überseegebiets. Spanien will den Konflikt vor die UNO bringen. Kommentatoren machen innenpolitische Motive für die Eskalation verantwortlich und drängen die beiden EU-Mitglieder zu einer Einigung. 

ABC: Großbritannien soll ruhig klagen; Spanien

London hat am Montag mit "juristischen Schritten" gegen die aus seiner Sicht schikanösen Kontrollen spanischer Beamter an der Grenze zu Gibraltar gedroht. Die konservative Tageszeitung ABC glaubt, dass Spanien nur dabei gewinnen kann, wenn sich Richter mit der Lage beschäftigen: "Die britische Regierung hat den Zynismus zum Paradigma im Konflikt um Gibraltar erklärt. Jetzt droht man mit rechtlichen Maßnahmen, obwohl der gesamte [britische] Umgang mit Gibraltar eine einzige Unrechtmäßigkeit darstellt. ... London weiß, dass Gibraltar für Großbritannien allein von wirtschaftlichem Interesse ist - Steuerparadies und Plattform für unrechtmäßige Machenschaften -, abgesehen von dem ungesunden Stolz darauf, eine Kolonie auf dem europäischen Kontinent zu besitzen. Die beste Lösung wäre zweifellos, die Angelegenheit vor internationalen Gerichten zu klären, um zu erfahren, was diese von dem Überbleibsel aus dem imperialen Zeitalter halten." (13.08.2013

THE TIMES: RAJOY MUSS VOR DER EIGENEN Tür kehren; Großbritannien

Spanien will die Spannungen um Gibraltar zum Thema im UN-Sicherheitsrat machen. Dabei setzt Madrid spanischen Medienberichten vom Montag zufolge auf Unterstützung durch Argentinien, das Anspruch auf die britischen Falklandinseln erhebt. Doch Spanien solle sich lieber um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, meint die konservative britische Tageszeitung The Times: "Ein gemeinsames Vorgehen von Spanien und Argentinien bei den UN, wo sich ihre Außenminister für eine Abstimmung über 'Entkolonialisierung' einsetzen könnten, wäre keinerlei Aufmerksamkeit wert. Großbritannien würde zu Recht sein Veto im UN-Sicherheitsrat einlegen. ... Die Regierung von Ministerpräsident Rajoy hat Besseres zu tun, als ein kleines maritimes Experiment zu einer diplomatischen Verletzung zu machen. Der Premier muss insbesondere Wähler und das Parlament davon überzeugen, dass er in der Vergangenheit politische Spenden nicht missbräuchlich verwendet hat und dass er Spanien jetzt aus der Wirtschaftskrise führen kann. In der Zwischenzeit sollte er für die 6.000 Arbeitsplätze dankbar sein, die Gibraltar für spanische Staatsbürger bereitstellt." (12.08.2013)

Público: Tragikomödie auf dem Affenfelsen; Portugal

Dass der Konflikt zwischen zwei EU-Mitgliedern ein solches Ausmaß erreicht, findet die liberale Tageszeitung Público unverständlich, und geradezu lächerlich: "Gibraltar hat sich überaus kindisch verhalten, als es spanischen Fischern den Zugang zu den [umstrittenen] Gewässern verwehrt hat. Und die Idee Londons, Kriegsschiffe zu einem Manöver zu schicken, muss als komisch bezeichnet werden. Spanien hat sich außerdem mit dem Vorschlag lächerlich gemacht, eine Allianz mit Argentinien einzugehen, das selbst mit Großbritannien wegen der Falklandinseln im Streit liegt. ... Gibraltar hätte zwar die spanische Regierung nicht provozieren sollen; die allerdings hat es sich nicht zweimal überlegt, ihren nationalen Kreuzzug neu zu entfachten, um die öffentliche Aufmerksamkeit vom Elend des Bárcenas-Skandals abzulenken. ... Nicht akzeptabel allerdings ist die Tatsache, dass zwei Mitgliedstaaten in einem Europa ohne Grenzen nicht in der Lage sind, sich zu einigen. ... Beide könnten damit anfangen, die Grenze aufzulösen, anstatt Krieg zu spielen". (13.08.2013)

TPORTAL.HR: GEFÄHRLICHER UND ÜBERFLÜSSIGER STREIT; KROATIEN

Der Streit um Gibraltar ist überflüssig und gefährlich, mahnt das liberale Webportal tportal.hr: "Es fällt nicht leicht, sich düsteren Assoziationen zu entziehen. Jedes Mal, wenn jemand behauptete, dass irgendein Gebiet 'uns gehört', entstand ein größeres oder kleineres oder ganz großes Übel, seien es Danzig, Triest, Knin, Kosovo, die Golan-Höhen, Kaschmir oder die Falkland-Inseln. Grenzen zu ändern, Staaten zu stürzen und neue Staaten aufzubauen ist lebensgefährlich. Nicht die Territorien sind wichtig, sondern die Menschen, die Bürger, deren Leben, Schicksal und Rechte ein territorialer Streit unter keinen Umständen gefährden darf. ... Einem vernünftigen Bürger sollte es egal sein, in welchem Land er lebt - unter der Bedingung, dass es demokratisch ist, die Menschenrechte schützt, eine vernünftige Wirtschaftspolitik betreibt und vom Bürger nicht erwartet, dass er in das Land verliebt ist." (12.08.2013

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