Geschichte der Päpste bis zur Reformation
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Die Geschichte des Papsttums von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert veranschaulicht die Ausstellung „Die Päpste und die Einheit der Lateinischen Welt“, die in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen (rem) noch bis zum 26.11. 2017 zu sehen ist.
Mehr als 300 Exponate sind in drei Etagen ausgestellt, darunter Leihgaben aus dem Vatikan. Hervorzuheben sind die filmischen Rekonstruktionen vom alten Rom und bekannten Kirchengebäuden des frühen Christentums, etwa Alt-Sankt Peter und Sankt Paul vor den Mauern. Zur Ausstellung gehören zwei Netzwerke zum einen „Papstgeschichten im Südwesten“, eine Broschüre mit Reisevorschlägen und „Mannheimer Papstgeschichten“, ein kulinarischer Bummel durch die Innenstadt mit Kunstprojekten. Auch dazu gibt es eine Broschüre.
1500 Jahre gemeinsame Geschichte von Katholiken und Protestanten
Im Jahr der Reformation und von Luther und Melanchthon zeigen die rem in Mannheim die gemeinsame Geschichte von Katholiken und Protestanten, die immerhin 1500 Jahre umfasst. Der Thesenanschlag an der Kirche in Wittenberg im Jahr 1517 läutete das Ende dieser gemeinsamen Phase ein. Anhand von Leihgaben aus dem Vatikan und anderen Museen können die Besucher die Geschichte der Päpste von den Anfängen in der Antike über das Mittelalter bis zur Reformation verfolgen, von Petrus bis zu den Renaissancepäpsten. Die Schirmherrschaft übernahm Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, der zur Eröffnung anreiste, ebenso wie der Baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Päpste beeinflussen die Geschicke Europas
Das Papsttum zählt zu den ältesten Institutionen in der lateinischen Welt. Die Päpste nehmen vom Stuhl Petri aus Einfluss auf die Geschicke Europas und der Welt, und das seit fast 2000 Jahren. Die Sonderausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Uni Heidelberg und der gemeinsamen Forschungsstelle „Geschichte und kulturelles Erbe“ entstand, geht den Fragen nach, wie das Papsttum entstand, wie es sich in den langen Zeiten behauptet und welche Rolle die Päpste in der westlichen Kultur spielen. Das Christentum stieg von einer kleinen Gemeinde im Osten des Römischen Reichen zu einer der großen Religionen der Welt auf. Die wichtigsten Phasen werden in der Ausstellung zusammengefasst. Es sind drei große Abschnitte. Im Erdgeschoss sind die Anfänge des Christentums zu sehen, im 1. Obergeschoss folgt Teil 2 „Aufstieg des Papsttums bis zum 1300“ und im 2. Obergeschoss ist Teil 3 zu sehen, „Niedergang und Erneuerung im 14. Und 15. Jahrhundert“.
Gewänder, alte Schriften und Porträts von Päpsten
Unter den Ausstellungsstücken befinden sich kostbare Textilien, etwa die Strümpfe aus dem Grab von Papst Clemens‘ II. (1046/47) und Gewänder, so das Ornat von Nikolaus V. (1447-55) aus dem Nationalmuseum in Florenz. Mittelalterliche Schriften wie der Papst-Kaiser-Rotulus, der ganze sieben Meter umfasst und Päpste einschließlich der legendären „Päpstin“ auflistet. Weitere Schriften sind der Sachsenspiegelgel, eine Heidelberger Bilderhandschrift (um 1300) und ein Papyrusfragment mit dem Glaubensbekenntnis von Nicäa (325). Bilder von Päpsten von Tizian bis Francis Bacon (Papst II), gehören ebenso zu der Ausstellung. Die Geschichte des Papsttums ist nicht gradlinig. In der Antike kämpften die Christen ums Überleben, ehe sie im 4. Jahrhundert von Kaiser Konstantin anerkannt wurden. Damit begann der Aufstieg des Christentums. Erst 1000 Jahre später war das Papsttum eine anerkannte zentrale Instanz in Europa. Vom 11. bis 13. Jahrhundert war der Einfluss der Päpste auf einem Höhepunkt. Rom nahm religiös, politisch und moralisch Einfluss auf weite Teile Europas und die politische Formierung von Europa beeinflussten die Päpste in großen Teilen. Das päpstliche Gericht war eine Art oberster Gerichthof. Die Päpste förderten Wissenschaften und Universitäten. Der Niedergang des Papsttums erfolgte im 14. und frühen 15. Jahrhundert. Das Konzil war das oberste Organ der Kirche.
Einheit der lateinischen Welt zerbricht um 1530
Unter den Renaissancepäpsten wurde Rom noch einmal zum Mittelpunkt, bevor die lateinische Welt durch die Reformation um 1530 auseinanderbrach. Von Rom aus konnte die lateinische Welt nun nicht mehr gesteuert werden. Es entstanden viele nationale Reichsbildungen und regionale Fürstentümer. Die Einheit der lateinischen Welt war gesprengt. Es entstand eine Zäsur in der Geschichte des Papsttums, die sich auf die veränderte Welt einstellen musste.
Amt des Papstes ein Dornenweg
Die Ausstellung ist gekennzeichnet durch prachtvolle Gewänder, schöne Porträts und prachtvolle Kirchen, aber das Amt des Papstes ist nicht einfach. Schon Hadrian IV (1154-1159) beschrieb es als Dornenweg: „Niemand lebt erbarmenswerter, niemand elender als der römische Papst. Selbst wenn er keine anderen Mühen hätte, die Last seines Amtes allein ermüdet ihn in kürzester Zeit (…). Die Last des römischen Bischofs ist voller Dornen, das Bischofsgewand voll der schärfsten Stacheln und so schwer, dass es die stärksten Schultern wundreibt und niederdrückt.“
Rekonstruktionen von Alt-St. Peter, St. Paul und Rom
Interessant sind die filmischen Rekonstruktionen, die die Entwicklung von Rom von der Antike bis zur Renaissance zeigen und die enge Verbindung zwischen Rom und dem Papst. Der Besucher kann einen Rundgang durch die Basilika Sankt Peter unternehmen, die im 4. Jahrhundert an der Stelle des heutigen Petersdoms stand.
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Museum Zeughaus C5.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr (einschließlich baden-württembergischen Feiertagen).