Generation der "Muttersöhnchen" - aber warum?
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„Setzt die Muttersöhnchen endlich vor die Tür!“ Mit dieser Parole bewirbt Tommaso Padoa Schioppa, der italienische Finanzminister, sein neues Steuermodell, das junge Menschen mit Vergünstigungen dazu bewegen soll, von zu Hause auszuziehen und eine eigene Wohnung zu mieten.
Sie nennen uns „Muttersöhnchen“, Herr Minister, aber:
Wie viele von uns liegen wider Willen ihren Eltern auf der Tasche, weil ihnen die zur Gerontokratie mutierte italienische Gesellschaft keine Chance gibt?
Wie viele von uns haben nach einem meist viel zu kurzen Aufenthalt im Ausland den Absprung geschafft und sind nicht ins elterliche Nest zurückgekehrt?
Und wie vielen von uns gelingt es, sich in einem anderen Land über Wasser zu halten, ohne Unterstützung von zu Hause, wenn ihnen die Pizzeria, in der sie abends jobben, kündigt, weil sie nicht gleichzeitig arbeiten und fürs Examen lernen können?
Sie haben schon recht, Herr Minister, wir sind eine Generation von Muttersöhnchen, aber das ist weder unsere Schuld, noch, wie sie behaupten, die die der Achtundsechziger („zu viele Freiheiten“). Die Verantwortung trägt vielmehr eine Gesellschaft, die die über Vierzigjährigen noch wie unmündige Jugendliche behandelt, die von Korruption durchzogen ist und sich mit jedem Tag mehr gehen lässt.