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Future Islands: Noch ein bisschen Letterman

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Kultur

Die Syn­thie-Klän­ge und das dump­fe Wum­mern des Schlag­zeugs, die wäh­rend des In­ter­views Back­stage zusammen er­klin­gen, hören sich wie Ge­räu­sche aus dem Welt­all an. Die Musik von Fu­ture Is­lands ist ent­rückt und be­wegt immer den gan­zen Saal. Sie tei­len die Ge­heim­nis­se ihrer ewi­gen Tour­nee mit uns. In­ter­view 

Ca­fe­ba­bel: Euer Tour-Ei­fer macht Angst. Ihr tre­tet über Mo­na­te jeden Tag auf. Wie macht ihr das?

Fu­ture Is­lands: Ganz viel Was­ser trin­ken. Man­che Leute sagen, dass Bier hilft. Wir sind immer hart ge­tourt. Wir rea­li­sie­ren, dass es bes­ser wäre, einen biss­chen lang­sa­mer zu ma­chen. Wenn man nicht so viel Geld hat, muss man jeden Tag tou­ren. In der Zeit, in der wir nur 50 Dol­lars jeden Tag ge­macht haben, konn­ten wir uns keine Pause er­lau­ben. Du musst Ben­zin in den Tank tun. Wenn du aber einen Tag frei nimmst, ver­lierst du 50 oder 100 Dol­lar, weil du für ein Ho­tel­zim­mer be­zahlst und ja auch ir­gend­wie essen musst. Mit die­sem Spi­rit sind wir jah­re­lang ge­tourt, so­dass wir es heute nicht las­sen kön­nen. Plötz­lich wur­den aus 50 Dol­lar 100 Dol­lar und am Ende ein paar Hun­dert Dol­lar.

CB: Ihr scheint euch immer auf der Bühne zu amü­sie­ren oder seid ihr Schau­spie­ler?

FI: Wir wol­len den Zu­schau­ern alles geben, denn es kommt ei­gent­lich nicht dar­auf an, wie du dich sel­ber fühlst. Wenn du einen schlech­ten Tag hast, krank bist oder total müde ... das spielt keine Rolle, wenn du auf die Bühne gehst. Wir be­we­gen uns vor den Auf­trit­ten nicht und wenn es Zeit wird auf­zu­tre­ten, dann haben wir genug En­er­gie. Die meis­te Zeit wäh­rend der Tour musst du ein­fach nur war­ten. Wir sit­zen die meis­te Zeit im Auto und wir müs­sen den Sound­check ab­war­ten. Wir war­ten bis das Ma­te­ri­al ein­ge­la­den oder aus­ge­la­den ist und ste­hen stän­dig für die Toi­let­te an. Das ist die­ser ko­mi­sche Stress auf Tour, der auch kommt, wenn man ei­gent­lich gar nichts macht. In Auto denkst du dir manch­mal: ei­gent­lich soll­te ich etwas ler­nen, statt die gan­zen Zeit aus dem Fens­ter zu star­ren.

CB: Tauscht ihr euch mit Bands wie Beach House oder War on Drugs aus? Ihr hört euch ir­gend­wie ähn­lich an.

FI: Be­stimmt nicht War on Drugs, ein­fach weil wir ihre Musik bis vor ein paar Mo­na­ten gar nicht kann­ten. Beach House, das sind Freun­de von uns aus Bal­ti­more mit denen wir in einem Haus ge­wohnt haben.

CB: Wird es lang­wei­lig die­sel­ben Songs jeden Abend zu spie­len?

FI: Manch­mal. Aber es ist nie das­sel­be: Du bist in einer an­de­ren Stadt, auf einer an­de­ren Bühne, vor an­de­ren Leu­ten. Alles än­dert sich jede Nacht.

CB: Wo sind die Leute am ver­rück­tes­ten?

FI: In Frank­reich bei un­se­rer letz­ten Show waren die Leute rich­tig ver­rückt und hat­ten total viel En­er­gie. In der USA sind die Leute nor­ma­ler­wei­se ziem­lich ver­rückt und be­sof­fen. In Deutsch­land und Groß­bri­tan­ni­en sind die Leute zu­rück­hal­ten­der und tan­zen nicht so viel. Aber auch in den USA keine Stadt wie die an­de­re.

CB: Wenn ihr auf­hört zu tou­ren, könnt ihr euch dann noch aus­ste­hen?

FI: Doch, wir hän­gen zu­sam­men ab. Wir haben ein paar Jahre zu­sam­men ge­lebt. Wir sind 160 Tage auf Tour und den Rest des Jahrs sind wir zu­sam­men im sel­ben Haus. Wir ma­chen aber trotz­dem un­se­re ei­ge­nen Sa­chen. Wir sind of für zwei Tagen in un­se­ren Zim­mern und tref­fen uns dann wie­der im Wohn­zim­mer.

CB: Hat euer Auf­tritt bei David Let­ter­man im März euer Leben ver­än­dert?

FI: Let­ter­man hat nicht unser Leben ver­än­dert. Es war eine große Ehre dort auf­zu­tre­ten. Wir waren ziem­lich an­ge­spannt. Da­nach haben sich mehr Leute für un­se­re Musik in­ter­es­siert. Das Wich­tigs­te aber ist, dass wir schon acht Jahre vor­her dabei waren. Wir ma­chen jeden Abend das glei­che wie bei Let­ter­man mit der glei­chen In­ten­si­tät. Aber der Auf­tritt war gut, um un­se­re Musik unter die Leute zu brin­gen. Au­ßer­dem haben wir ver­rück­te Leute ken­nen­ge­lernt.

CB: Was wollt ihr uns mit eurem neuen Album „Sin­gles“ sagen?

FI: Die Haupt­sa­che ist, dass das Selbst im Zen­trum steht. Wir soll­ten uns daran er­in­nern, dass wir viele Ant­wor­ten in uns selbst haben. Aber wir ver­ges­sen das manch­mal. Wenn du dich mi­se­ra­bel fühlst und die Leute gegen dich sind, dann merkst du viel­leicht er rich­tig, wer du bist.

CB: Ruft ihr also zur Ein­sam­keit auf?

FI: Wir glau­be nicht daran, Bot­schaf­ten vor­zu­be­ten. Wir möch­ten ein­fach nur un­se­re Ein­drü­cke tei­len. Du musst dich manch­mal iso­lie­ren und dich um dich selbst küm­mern. Nie­mand soll­te sein Leben nach mei­nen Wor­ten leben. Je mehr du weißt, desto we­ni­ger weißt du in Wirk­lich­keit. 

Sam alias Hem­lock Ernst kann auch rap­pen.