Freeday: Freitags-Radtour durch Athen
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Kim WinklerJeden Freitag treffen sich bis zu zwei- oder dreitausend Radfahrer am Asomaton Platz im Herzen Athens, nicht weit von der Akropolis, zu einer ordentlichen Tour, die um zehn Uhr abends beginnt und meist gegen drei Uhr morgens endet. Das Ziel des heutigen Abends ist der kleine Ort Hasia, 25 Kilometer nördlich von Athen auf dem Parnassus.
Attrappen von Polizeisirenen ertönen. Man hört Menschen lachen und überall sind Radfahrer zu sehen. Hunderte radfahrende Athener ignorieren die sie umgebenden Busse, Taxen, Autos, Motorräder, -roller und sogar Fußgänger. Es is Freitag und am "Freeday" heißt es, durch die Stadt zu kurven. Manche Autofahrer, besonders alte Athener brüllen, hupen oder versuchen, ihre Autos durch die Massen zu quetschen. Und dennoch, die Kette kann nicht zerbrochen werden; die Radfahrer schalten sich mit lauten Pfeifen und strengen Blicken ein, um zu signalisieren, dass sie heute Nacht das Sagen auf der Straße haben. Freeday ist mehr als nur ein grünes Ereignis in der griechischen Hauptstadt, und es ist mehr als sinnlose Provokation.
Auf Rädern mit Thanos
Als Ausländer fühle ich mich manchmal unwohl in diesem Chaos und habe das Gefühl, dass wir uns den Autos gegenüber ein bisschen respektlos verhalten. "Eine coole Sache bei Freeday ist, dass wir zeigen, dass wir immer noch Spaß haben können, obwohl es vieles gibt, das in Griechenland nicht rund läuft.", sagt Thanos Andypas, ein 26-jähriger Student und begeisterter Radfahrer aus Pyreus, einer Hafenstadt nicht weit von Athen. Er ist mit vier Freunden, die seine Leidenschaft teilen, gekommen. Thanos fühlt sich auf seinem Mountainbike wohl und spielt herum, während wir uns in Richtung unseres Zieles aufmachen, 390 Meter über dem Meeresspiegel, auf einem Hang nördlich von Athen.
Als wir das Zentrum verlassen haben und in den ruhigeren Vororten in einiger Entfernung des aggressiven Athener Verkehrs ankommen, fällt es leichter, die verschiedenen Radfahrer wahrzunehmen. Viele Gruppen von Freunden sind dabei - mit einer leichten Überzahl von jungen Männern um die zwanzig oder dreißig Jahre - aber auch viele Paare, und alle Altersgruppen, die von Kindern bis zu welchen, die über siebzig aussehen, reichen. Sogar eine Gruppe von 19 Mitte-zwanzig-jährigen männlichen Holländern in blau, gelb und weißen Polohemden hat sich dem Rennen angeschlossen. Bevor sie nach Athen gekommen sind, um eine Woche als Touristen zu verbringen, hatten sie über eine Tante, die in Athen wohnt, vom "Freeday" gehört. "Ich war auch schon ein paar mal allein hier und habe immer noch Kontakt zu manchen Leuten, die ich hier kennengelernt habe. Wir treffen uns zu anderen Radfahrertreffen oder hängen einfach nur zusammen rum", erklärt Thanos.
"Das ist Griechenland"
Es wird geplant, die Radinfrastruktur in Athen zu erweitern - es gibt ein ausgebautes Netz von Fahrradwegen von insgesamt 250 Kilometern - aber Thanos is skeptisch, ob dies auch geschehen wird. "Das ist Griechenland", er lacht kurz, macht eine kleine Pause, um zu sehen, ob ich verstehe, was er meint. Obwohl Veränderungen auch nur langsam geschehen, ist Thanos stolz, Teil der griechischen Kultur und Geschichte zu sein. "Manche sagen, dass Griechenland das letzte Land ist, in dem man aufwächst, um für unsere Familie, unser Land und unsere Religion zu sorgen. Vielleicht liegt das auch daran, dass dies zu den wenigen Dingen gehört, die wir im Moment noch haben", bemerkt Thanos etwas widerwillig. Yannis Parasuivopoulos von der grünen Partei Griechenland sagt, dass "Freeday" die Form von sozialer Bewegung ist, die das Potential hat, die stark ersehnte soziale Solidarität in Griechenland zu schaffen, die traditionell bei der Familie oder vielleicht im Beruf liegt.
Obwohl die Organisatoren behaupten, keine politischen Absichten mit ihrer Veranstaltung zu verfolgen, nutzen manche Radfahrer Initiativen wie "Freeday" als einen Weg, ihrer Unabhängigkeit von etablierten sozialen Strukturen, wie etwa Autos, zu zeigen und dass man sich als Gruppe gegen diese behaupten kann. Parasuivopoulos meint, dass sich die Griechen auf der Suche nach Wegen aus der Finanzkrise - mit steigenden Ölpreisen - auf eine "erneuerbare Kehrtwende" vorbereiten, bei der eine der Lösungen ist, Fahrräder Autos vorzuziehen. "Freeday" ist also ein Bruch mit der örtlichen Sozialisierungskultur. "In der heutigen Zeit können sich meine Freunde und ich es uns nicht leisten, jede Nacht in Bars zu gehen, stattdessen holen wir uns manchmal ein paar Bier am Kiosk und setzen uns auf einen Platz und lernen neue Leute kennen. Bei "Freeday" brauche ich, obwohl es manchmal ein bisschen zu verrückt für mich ist, kein Geld für Drinks auszugeben, ich bewege mich und ich lerne neue Leute kennen, die meine Leidenschaft fürs Radfahren teilen", fasst Thanos zusammen.
Dieser Artikel ist Teil des cafebabel.com Reportageprojekts Green Europe on the ground 2010/ 2011.
Illustrationen: Radfahrer ©Freeday offizielle Facebook Seite; Im Text: Radweg ©Ulrik Borch
Translated from Freeday: beer vs bikes through Athens on Fridays