„Frauen werden immer öfter gewalttätig“
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jan ehlertIn Kanada leiden immer mehr Männer unter der Gewalt ihrer Partnerin, behauptet der Psychologe Yvon Dallaire.
Herr Dallaire, wie läßt sich das Phänomen "geschlagene Männer" beschreiben?
Für die Mehrheit der Menschen scheint es unglaublich zu sein, über Gewalt an Männern zu sprechen. Doch es gibt sie tatsächlich, die geschlagenen Männer. Auf dem amerikanischen Kontinent ist dieses Thema bekannter als in Europa, denn die Männerbewegungen sind dort besser organisiert und mehr auf solche sozialen Problemstellungen spezialisiert.
Zudem wird das Thema besser über die Medien verbreitet. In einer Umfrage des Nationalen Statistikamtes in Québec aus dem Jahr 2002, gaben 62 700 Frauen und 39 500 Männer an, Opfer von häuslicher Gewalt geworden zu sein – damit sind alle Arten von Gewalt gemeint.
Diese Zahlen widersprechen dem politisch korrekten Diskurs, nach dem Männer grundsätzlich die Täter und Frauen die Opfer sind. Ein anderes häufiges Vorurteil: Männer benutzen eher physische Gewalt, Frauen dagegen psychologischen Druck. Es gibt aber auch viele Männer, die ihre Gewalt psychisch ausüben, besonders durch Schweigen.
Die Studie zeigt auch, dass 80 Prozent der gewalttätigen Frauen auf Gegenstände zurück greifen: auf Geschirr, auf Messer… Durch psychologische Attacken erniedrigen sie in der Regel die sexuelle Identität des Mannes, seine Männlichkeit, während der gewalttätige Mann unbedingt Recht behalten will.
Warum ist Gewalt durch Frauen ein Tabuthema?
Bei allen Paaren gibt es einen Moment, in der die Beziehung zu einem Machtkampf wird, in dem die zwei Hauptdarsteller abwechselnd Gewalt ausüben. Und dabei werden Frauen immer öfter gewalttätig. Eine Frau, die sich verteidigt oder sich schlägt, gilt als starke Frau. Dies steht im Widerspruch zum traditionellen Gesellschafts-Bild, nach der eine Frau sanft und mütterlich sein soll.
Tatsächlich sind aber lesbische Pärchen doppelt so gewalttätig wie heterosexuelle Paare. Und bei 56 Prozent der Kinder, die von einem Elternteil getötet werden, ist die Mutter die Täterin. Dieses Paradox bildet den Kern des feministischen Diskurses, der darauf abzielt, die Männlichkeit zu verteufeln und das Weibliche heilig zu sprechen. In Québec steigt jedoch die Gewalt von Frauen an Männern – und nicht umgekehrt.
Was wird aus dem verprügelten Mann?
Männern, die geschlagen wurden, kann es passieren, dass man ihnen nicht glaubt. Oft macht man sich auch über sie lustig. Die feministische Lobby, die im Norden der Vereinigten Staaten sehr stark vertreten ist, betrachtet eheliche Gewalt nur von einer Seite. Eine Frau, die geschlagen wurde, kann verschiedenen Selbsthilfegruppen beitreten, um ihrer Ehehölle zu entkommen.
Wenn aber ein Mann zugibt, verprügelt worden zu sein, fühlt er sich enorm schuldig und verliert seinen Status als Mann. Dabei ist er völlig auf sich allein gestellt, denn es gibt keine Anlaufstellen, in denen er Beratung oder Hilfe findet. Indem sie das Phänomen des geschlagenen Mannes verneinen, verstoßen die Feministinnen eine ganze Gruppe von Frauen, die aufgrund ihres gewalttätigen Verhaltens leiden, und die dringend Hilfe benötigen.
Translated from Une violence qui fait mâle