François Hollande : Jetzt kommt die Pflicht
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Barbara BraunMumm zu zeigen ist wichtig. Aber noch wichtiger ist es, den Worten Taten folgen zu lassen. Mit der Ankündigung von Maßnahmen zur Unterstützung der Unternehmer hat François Hollande bei einer Pressekonferenz vom Programm der Rechten abgeschrieben und sich damit die Opposition herausgefordert: „Chiche" - jetzt kommt die Pflicht.
Die französische Nation wartet seit zwei Jahren darauf, dass François Hollande endlich ein Risiko eingeht. Der Präsident, der für seine Zurückhaltung bekannt ist, hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit eine wichtige Frage an seine Berater gestellt: „Wie komme ich hier durch ohne gesehen zu werden?" Die Geschichte, die Hollandes Taktik einen Strich durch die Rechnung machte, ist inzwischen hinreichend bekannt: ein unscheinbarer Scooter brachte den Staatschef zu der Schauspielerin Julie Gayet, in die er sich vernarrt hat.
Plötzlich war der Unsichtbare Präsident in allen Schlagzeilen. Hollande wurde von einem Paparazzi im Auftrag von Closer auf frischer Tat ertappt. Die Eskapade gleicht eher einem Lausbubenstreich, als einer Staatsaffäre. Seine Standfestigkeit wurde dann bei der sehnlichst erwarteten Pressekonferenz auf die Probe gestellt. Er überhörte geschickt jede Anspielung auf sein Privatleben und kündigte Maßnahmen zugunsten der Unternehmer an: Steuersenkungen und das Ende der Familienbeitragszahlungen. Übersetzt: eine völlig unerwartete rechtsliberale Kehrtwendung eines Linken, der immer wieder betonen mußte, dass er trotzdem noch ein „echter Sozialdemokrat" sei.
Der Kommentar von Frédéric Lefèbvre, ehemaliger Minister unter Nicolas Sarkozy und Abgeordneter dazu: „Chiche", Herr François Hollande. Das heißt so viel wie: „Jetzt kommt die Pflicht".
Mit einer Pressekonferenz hat Hollande der Opposition das Wasser abgegraben. Diese war nicht schlecht erstaunt darüber, Hollande auf ihrem Terrain spielen zu sehen. Anstatt große Gegenreden zur Pressekonferenz des Staatsoberhauptes zu schwingen, wurde dieser nur mit einem Wort erwidert: „Chiche!" - „Jetzt kommt die Pflicht". Le Monde kommentiert diese kurze Replik in einem Artikel und spricht von einer „Kampfansage" Hollandes. Wie die Schulkinder auf den Pausenhöfen, sagen Viele allerdings: „T'es pas cap!" („Das schaffst du nie").
Die Briten, die sich übrigens die ganze Woche lang süchtig nach Informationen aus der Region unter der Gürtellinie des französischen Präsidenten zeigten, hätten wohl einfach gesagt: „Mr Hollande, do you have the balls to do this?" Oder sie würden die Herausforderung sportlich sehen und mit dem lateinischen Slogan der Tottenham-Fans kommentieren: „audere est facere" („Wer nicht wagt, der nicht gewinnt"). Wir wissen alle, dass es in der Liebe und der Politik vor allem um Bauchgefühl, besser gesagt Eingeweide geht. Die britische Opposition würde sagen: „Do you have the guts to do this?" Auch in Polen, zeigt man, was man in den Eingeweiden hat: „Mieć jaja coś zrobić!" In Spanien wird vor eine Herausforderung ein Ausrufezichen gesetzt, drei Wort reichen: „¡A que no!" Nur in Italien ist das Wort „chiche" unübersetzbar. Die Staatsaffären um Berlusconi haben gezeigt, dass es völlig sinnlos ist, einen Italiener herauszufordern. Es gibt allerdings einen Redewendung, die die tiefe Kluft zwischen Worten und Taten beschreibt: „Tra il dire il fare c'è di mezzo il mare" (Zwischen Worten und Taten liegt das Meer). Das Meer zu überqueren, könnte auch mit dem schönsten Scooter schwierig werden.
Translated from François Hollande : chichement vôtre