Federico Mayor Zaragoza: “Wir müssen versuchen, das Unsichtbare zu sehen...''
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Zum dritten Mal veranstaltete die Universität von Sevilla das “Human Factor Analysis Academic Forum.” Jahr für Jahr kommen hier einige der einflußreichsten zeitgenössischen Intellektuellen zusammen. In vier Tagen strömen mehr als 800 Studenten in den Hörsaal der städtischen Technischen Hochschule um sich unserer komplexen und facettenreichen Realität anzunähern.
In dieser Umgebung bekommen sie die Chance, sich von der aktuellen spanischen Uni-Landschaft einerseits zu distanzieren, sich ihr andererseits aber auch anzunähern.
Einer der Gäste dieses dritten Forums war Federico Mayor Zaragoza, Ex-UNESCO-Direktor und Biochemie-Professor. Seine Konferenz mit dem Titel “Wie viele Welten gibt es?” brachte zwei Stunden lang die Köpfe der Teilnehmer zum Rauchen. Sie lud auch ein zu der Frage nach sozialer Veränderung, die die Bürger angeht. “Wir können diese brutalen Strategien nicht mehr tolerieren”, bekräftigte er mit Blick auf die Vereinten Nationen und den Stillstand, den das System der Vetomächte im Sicherheitsrat produziert, und der damit die mögliche Effizienz der Vereinten Nationen gefährdet.
Mayor Zaragoza, eine der emphatischsten Stimmen des europäischen Progressivismus, fordert jeden heraus, der sich Veränderungen verweigert – sei es aus Skepsis oder Antipathie. “Viele Dinge müssen verändert werden, aber andere müssen wir erhalten. Wir sollten niemals unsere Charta ändern, die mit den Worten beginnt: “Wir, die Völker…” Die Konferenz war ein Aufruf zum Handeln auf dem Weg zum Wahkampf für die Europawahlen im Juni. “Demokratie heißt nicht nur, dass sie auf uns zählen, sondern dass sie auf uns als Bürger zählen”, sagt der Ex-Europaabgeordnete. “Wir müssen uns so schnell wie möglich in echte Bürger verwandeln, wir müssen über die Realität Bescheid wissen, um sie verändern zu können, wir müssen wissen, was sichtbar und was unsichtbar ist”, fügt er hinzu, als Warnung vor Über- und Desinformation. “Wir müssen versuchen, das Unsichtbare zu sehen, die Dinge, die nicht im Fokus der Medien stehen.” Annäherung und Distanz als Warnung: “Es gibt keinen größeren Erfolg als den, ein Ereignis vorauszusehen”, erklärte der Präsident der Stiftung “Culture of Peace” am zweiten Tag der Veranstaltung. “Und wir müssen unsere Stimmen erheben, das Schweigen der Schweigenden brechen und derjenigen, die zum Schweigen gebracht wurden.” Am Ende der Rede brachen die Studenten ihr eigenes, aufmerksames Schweigen – mit stehendem Beifall.
Concha Hierro
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