Eyjafjallajökull: Mit Kompass, PC und einer Aschewolke über Europa
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Angela KochDas Flugzeug ist und bleibt die schnellste und angenehmste aller Transport-Möglichkeiten. Dank der Billigflieger haben wir jegliche geographische Orientierung und das Gespür für Entfernungen verloren. Allerdings nur dann, wenn der isländische Vulkan Eyjafjallajökull es gut meint, der sorgt nämlich momentan bereits zum zweiten Mal für europäisches Verkehrschaos. Reisetipps einer Betroffenen.
Verantwortlich für meine unfreiwillige Europaodyssee war der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull, der mit seiner riesigen Aschewolke den europäischen Flugverkehr zum Stillstand gebracht hatte - ein Verkehrschaos ohnegleichen, schlimmer noch als nach dem 11. September 2001. Nach meiner Hinreise von Bari nach Berlin mit Zwischenstopps in Rom und Amsterdam - eine Reiseroute, die dank günstiger Billigflieger jegliche geographische Logik verbietet - komme ich bereits völlig erschöpft an meinem Ziel an. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Wie wir alle in den vergangenen Wochen den internationalen Medien entnehmen konnten, wurden sie europäischen Flughäfen zu Hotels bzw. Bettenlagern umfunktioniert. Sämtliche Bahnhöfe wurden von gestrandeten Fluggästen belagert und die Call-Info-Center von Europa machten das Geschäft ihres Lebens.
Das ABC des Reisenden in Not
“Das Internet rettet Leben” - Regel Nr. 1: Bleib dem Flughafen fern. Besitzt man ein Ticket einer Billig-Airline, so verschwindet dieses nämlich mit Sicherheit von der Bildfläche, ganz so, als hätte man es nie gekauft. Mein Rat: Das Internet rettet Leben! Sofort die Internetseiten der Airline und aller Flughäfen, die auf dem Weg zum Reiseziel liegen, abrufen. Und auch wenn man ein Ticket einer größeren Fluggesellschaft gekauft hat, macht es wenig Sinn, sich an den Flughafen zu begeben: Erstens, weil der Flughafen geschlossen sein könnte und zweites, weil es alle Informationen zu Rückerstattung und neuen Buchungen ohnehin im Internet gibt. So entgeht man wenigstens den Warteschlangen.
Flugtickets: Einige wenige Fluggesellschaften sind dem Fluggast freundlich gesinnt und tauschen das Flugticket gegen Tickets für alternative Verkehrsmittels ein. In diesem seltenen Fall sollte man ausnahmsweise doch schleunigst den Flughafen anpeilen und den Verkaufsschalter der Fluggesellschaft aufsuchen. Auf eigene Achse können alternative Verkehrsmittel ansonsten extrem teuer werden.
Alternative Transportmittel: Da wäre zunächst der Zug. Aber Vorsicht! Für transnationale Zugverbindungen werden teils horrende Preise verlangt. Wenn man keine andere Wahle hat, dann bleibt jedoch der beste Partner in diesem Fall wieder einmal das World Wide Web. Das Online-Zugticket erspart den Weg zum Bahnhof und die nervige Warterei in der Schlange.
Mietauto: Der Mietwagen ist eine lukrative Alternative zum Flieger, wenn man in einer Gruppe reist oder sich auf dem Flughafen Freunde in der gleichen Situation gemacht hat. Aber auch das Auto kann trotz Gruppentarif äußerst teuer werden, weil man den Wagen an einem anderen Ort stehen lässt und er in das ursprungliche Land zurückgebracht werden muss. Doch teilt man sich die Kosten, fährt man allemal günstiger als mit dem Zug. Verweilt man wie ich gerade in Berlin, ist die Versuchung sogar groß, sich einen „Trabi“ zu leihen - ich gebe zu, nicht gerade die beste Wahl, um schnell von A nach B zu kommen.
Car-Sharing: Die Erfindung aller Erfindungen für solche Ausnahmesituationen ist die Mitfahrgelegenheit. Wenn ihr euch weder Zug, Mietauto noch Taxi leisten könnt, dann ist diese modere Form des Trampens die beste Lösung! Wieder kommt das Internet ins Spiel. Je nach Land, einfach passaggio.it oder mitfahrzentale.de bzw. mitfahrgelegenheit.de eingeben und nach angebotenen Fahrten oder Mitfahrern suchen. Der Preis variiert je nach Distanz, ist aber grundsätzlich immer erschwinglich. In Italien ist Car-Sharing kaum bekannt, in Deutschland ist es jedoch mittlerweile zu einer wahren Alternative zur Bahn geworden. Das Car-Sharing ist eine sichere Form des Trampens. Die Fahrer sind meist Pendler, die regelmäßig inserieren und Erfahrung mit dem „Auto-Teilen“ haben. Theoretisch könnte man so bis nach Peking reisen.
Was wirklich passiert ist: Auf meiner Odyssee zurück nach Italien begegnen mir allerlei verrückte Menschen mit noch verrückteren Reisewegen. Nur ein paar Beispiele: Von Deutschland nach Barcelona über Italien. Ein Kinderspiel im Vergleich zur Variante "Berlin - Neuseeland", die den Globetrotter zunächst von Berlin nach Rom geführt hat, Zwischenstopps inklusive! Mit viel Glück ergatterte er dort einen der begehrten Flüge nach Auckland mit Stopps in Athen, Bangkok und Sidney. Auch die Variante mit dem Schiff findet in Krisenzeiten Abnehmer: "Berlin - Calais" zuerst per Taxi und dann mit dem Schiff in die Unendlichkeit des Ozeans. Tamara Kobakhidze aus Georgien, die wie ich bei den EYMD (European Youth Media Days) in Berlin war, hätte einen Ehrenorden für Tapferkeit und Geduld verdient. Um ihr Visum nicht verlängern zu müssen, verbrachte sie zunächst ein paar Nächte am Flughafen, reiste dann in die Ukraine, um von dort nach weiteren 24 Stunden nach Tiflis zu gelangen.
Gelobt seien in Momenten wie diesen die 12 Sterne der EU-Flagge und das Schengener Abkommen: Denn wenn man als Nicht-EU-Bürger in so einen Schlamassel gerät, kann man gut und gerne 200€ für eine eintägige Visumsverlängerung hinblättern. Auch in solchen Fällen - und selbst wenn es die Natur ist, die einen Strich durch die Rechnung macht - haben die Botschaften leider nur wenig Verständnis. Dann bleibt einem nur noch der Transitbereich des Flughafens, so wie bei Tom Hanks im Film The Terminal.
Und ich? - Hoffen wir mal, dass ich es irgendwie nach Hause schaffe: Berlin - Monaco, Monaco - Bozen, Bozen - Mailand, Mailand - Bari in einem Mix aus Auto und Zug. Die Zeit vertreibe ich mir mit Schreiben. Während ich an diesen Zeilen sitze, befinde ich mich bereits auf den letzten Kilometern meiner Heimfahrt. Und wenn ihr diesen Reisebericht lest, bin ich hoffentlich heil in Bari angekommen.
Fotos: ©M@nuDia/flickr; night-thing/flickr; Genial23/filckr; jcarwil/flickr; timailius/flickr. Video: ©AllJazeeraEnglish/Youtube
Translated from Diario di un viaggio alternativo: bussola, pc e una nube vulcanica